Liebes Glück - Ein Ashley Stockingdale Roman (German Edition)
uns dann bei der Brautparty“, sagt Elaine. „Bis da-an!“
Sie hüpfen die Stufen hinunter. Ein Teil von mir hasst mich, weil ich nicht gekämpft habe. Aber ich habe das Kämpfen so satt. Wissen Sie noch, wie ich um Seth gekämpft habe? Und dann war er wie ein Lamm, das man zur Schlachtbank führte, als die richtige Frau ihn gewollt hat. Ich sehe sie weggehen und fühle mich vollkommen dämlich, so als ob ich ihnen meine weiße Fahne angeboten hätte und sie sie sich geschnappt hätten, ohne sich auch nur umzudrehen.
Herr, wie soll ich nur wissen, dass ein Kampf es wert ist, ausgetragen zu werden? Woher weiß ich, dass es Zeit ist, mich zu ergeben und das loszulassen, was ich eigentlich will?
Ich öffne die Tür und höre Rhett winseln. „Ich weiß genau, wie du dich fühlst.“
Ich gehe in die Küche, um mir einen schwarzen Kaffee zu kochen. Kay sitzt bereits am Tisch. Sie hat das seltsamste Morgenritual der Welt. Sie bereitet sich ein kohlenhydratreiches Frühstück zu, das aus Bagels und Müsli besteht und den meisten von uns zu einem Gewicht von 180 Kilogramm verhelfen würde. Aber sie läuft regelmäßig acht Kilometer und behält so ihren Waschbrettbauch, während man sich fragt, ob ein Bagel diese Mühe wert ist. Vor allem mit diesem widerlichen Soja-Brotaufstrich, den sie daraufschmiert. Darf man dazu auch „ekelhaft“ sagen?
Während Kay Müsli und Bagel in präzisen Bissen abwechselnd in sich hineinschaufelt, liest sie die Zeitung, und zwar in einer festen Abfolge. Wenn man reinkommt und sich einen der Abschnitte von ihrem „Zu lesen“-Stapel nimmt, verändert man damit vollständig die Laufbahn ihres Universums. Manchmal tue ich genau das, um sie auf Trab zu halten. Heute nehme ich mir klugerweise einen Abschnitt von dem Stapel mit dem bereits Gelesenen. Nach der Zeitungslektüre geht sie zur Bibel über, liest den Absatz des jeweiligen Tages, besinnt sich und betet anschließend am Tisch. Es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass wir morgens üblicherweise nicht viel miteinander reden, da ihre Routine mich verrückt macht.
Ich schalte die Espressomaschine ein und lehne mich an die Theke, während sie heißläuft. Ich kreuze die Füße und betrachte Kay.
„Musst du da einfach so herumstehen und mich anstarren?“, fragt Kay mich in ihrer typischen Pose, den gespitzten Lippen und einer gehobenen Augenbraue.
„Nein.“
„Dann lass es sein.“
„Du bist also noch immer wütend auf mich?“
„Du bist so voreingenommen, Ashley. Du hast nicht die geringste Ahnung, was meine Mutter für ein Mensch ist. Und trotzdem macht es dir rein gar nichts aus, abschätzig über die Art und Weise zu sprechen, wie sie mich erzogen hat.“
„Ich bin keine Therapeutin und du sprichst von mir wie von einer Verrückten. Vielleicht bin ich ja verrückt, aber Kay, dein Kontrollbedürfnis ist nicht gesund. Du bist nicht dazu in der Lage, die Zeitung anders als in einer immergleichen Reihenfolge zu lesen: Titelseite, Wirtschaftsteil, Lokales. Das kann nicht gesund sein.“ Es ist äußerst sonderbar, um ehrlich zu sein.
„Die meisten Menschen lesen ihre Zeitung in einer bestimmten Reihenfolge, Ashley.“
„Das ist wahr“, sage ich und zeige mit dem Finger auf sie. „Das gebe ich zu. Aber der Tag der meisten Menschen wird nicht davon ruiniert, wenn ein Teil fehlt. Sie würden den Zeitungsjungen, der kein Wort Englisch spricht, nicht anrufen, um sich danach zu erkundigen. Sie würden auch das obligatorische Trinkgeld des Zeitungsjungen nicht von der Rechnung streichen.“
„Hör zu, ich erlaube dir, meine Zeitungen umsonst zu lesen. Wenn du sie durcheinanderbringen willst, bevor ich sie gelesen habe, dann kauf dir deine eigenen.“
„Was ist mit Matt Callaway passiert?“
„Er sagte, er sei zurzeit mit einem Projekt beschäftigt. Aber, Ashley, er hat eine Midlife-Crisis. Ich habe weder Zeit noch Lust, mich damit auseinanderzusetzen.“
„Du hast keine Lust, dich auch nur mit irgendetwas auseinanderzusetzen, das nicht auf deinem Klemmbrett steht und lückenlos durchgeplant ist. Kümmer dich darum. Hör endlich auf damit, ihm zu vermitteln, du wärst für ihn noch zu haben. Würde sich das nicht gut anfühlen? Die Kontrolle zu haben?“
„Du lässt dich von anderen herumschikanieren, Ashley. Seth hast du das fast ein Jahr lang mit dir machen lassen. Du lässt es zu, dass Südstaatenschönheiten bei deinen Hochzeitsvorbereitungen die Oberhand gewinnen. Derweil sitzt du hier herum und ertränkst deine
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