Liebes Glück - Ein Ashley Stockingdale Roman (German Edition)
ist die Erinnerung an ihn eine besonders hartnäckige. Es war nicht romantisch und wirklich enttäuscht haben mich vor allem meine Mitchristen.“
Wunder gibt es immer wieder. Kay hat eine Vergangenheit. „Warum triffst du dich dann mit ihm? Er hört sich an wie der allerletzte Verlierer. Ich stelle ihn mir vor, wie er in einem spröden, graufarbenen Jagdshirt Werbung für seine nicht vorhandenen gesellschaftlichen Umgangsformen macht.“
„Ashley, kannst du mir überhaupt folgen?“
„Was?“, frage ich.
„Er darf herkommen, weil ich will, dass er mich sieht. Dass ich an ihm nicht zerbrochen bin. Ich will, dass er mein Haus sieht, meinen Erfolg – und mich. Ich will ihm zeigen, dass ich nicht eins seiner Opfer bin, dass Jesus stärker war als das, was er getan hat – und dass ich genauso stark bin.“
Mein Mund steht offen. „Das hört sich nicht im Entferntesten nach dir an.“ Ich verabscheue meinen nächsten Gedanken jetzt schon. „Es hört sich eher nach mir an.“
„Ich weiß, aber was das angeht, sind wir doch alle gleich. Hilfst du mir?“
Ob ich ihr helfe? Kay ist ein unbeschriebenes Blatt Papier, und seit ich sie kenne, wäre ich dafür gestorben, bei ihr Hand anlegen zu dürfen. „Können wir deine Michelin-Daunenjacke wegwerfen?“
„Lass es uns nicht übertreiben. Es ist nur ein Abend.“ Sie geht in mein Zimmer und steuert auf den Kleiderschrank zu. „Kannst du mir was leihen?“
„Natürlich, aber ich glaube, du unterschätzt die Macht eines neuen Outfits. Es ist wie Spinat für Popeye oder eine Super-Energie-Vitamin-Pille im Ring von Underdog – “
Kay rollt die Augen. „Können wir jetzt weitermachen?“ Sie geht meine Klamotten durch und findet zielsicher das langweiligste Teil, das ich besitze.
Ich nehme es ihr weg. „Nein. Denk rot. Eine betrogene Frau rächt sich. Nur Rot kann das. Erinnere dich nur mal daran, wie Scarlett auf Ashleys Party auftauchen soll, nachdem – “
„Ich will gar keine Rache, Ashley. Und ich will nicht wie ein schamloses Flittchen aussehen. Ich will erfolgreich aussehen. Ich bin ja auch erfolgreich, aber das wird er wahrscheinlich nicht so sehen, weil ich nie geheiratet habe.“
„Du bist erfolgreich, Kay. Denk dran, die beste Rache ist es, gut auszusehen.“
„Dann hast du wohl Recht. Ich will wirklich Rache.“
Wir lachen beide und ich schnappe mir ein Ralph-Lauren-Wickelkleid aus Seide mit einem märchenhaften pink-roten Blumenaufdruck. „Das ist ein unglaublich tolles Kleid!“ Die Etiketten hängen noch dran und ich versuche sie zu verstecken, damit Kay sich nicht unter Druck gesetzt fühlt.
„Das werde ich nicht tragen, Ashley. Lass uns realistisch bleiben. Aus Melanie wird an einem einzigen Tag keine Scarlett.“
„Okay, es ist zu kitschig.“ Ich hole einen seidenen Ralph-Lauren-Zipfelrock hervor. Der Stoff ist der gleiche. „Ich konnte mich einfach nicht entscheiden. Ich werde eins davon zurückbringen.“
„Du hast auch lange gebraucht, um dich für einen Mann zu entscheiden. Vielleicht solltest du an deiner Entscheidungsfähigkeit arbeiten.“ Sie legt sich den Rock an, um zu sehen, ob er lang genug ist, dass sie sich darin wohlfühlen kann. „Was trägt man denn dazu?“
„Einen kurzärmligen Seidenpulli.“ Ich ziehe einen im selben Rot-Ton aus dem Schrank und halte ihn an ihren Hals. „Oh, das ist deine Farbe!“ Ich überlege eine Minute lang. „Wenn wir schon von Farben reden …“ Ich berühre ihr Haar.
Erschrocken weicht sie zurück. „Nein, ich werde meine Haare nicht färben.“
„Willst du etwa, dass er die ganzen grauen Haare sieht? Dass du gealtert bist?“, frage ich und halte eine ihrer Haarsträhnen hoch. „Haarfarbe ist nicht dein Feind, Kay. Ich kann es so machen, dass es natürlich aussieht.“
Kay weicht wieder zurück. „Ich färbe meine Haare nicht. Sie sind natürlich.“
Ich erhebe meinen Zeigefinger. „Warte, ich habe die perfekte Lösung.“ Ich gehe zurück in mein Schlafzimmer. „Auswaschbare Haartönung. Niemand bei der Arbeit wird es je erfahren. Bis Montag ist die Farbe raus. Ich hab das noch von damals, als Brea und ich zur Party an Allerheiligen als Blondinen gegangen sind. Du wärst eine großartige Blondine, Kay.“
„Ganz gewiss nicht.“
„Es ist kein Platinblond, sondern nur ein helles Aschbraun, guck mal.“ Mit einem Lächeln halte ich den Behälter hoch.
Kay schüttelt immer noch den Kopf. „Ich hab doch gewusst, dass das ein Fehler war.“
Ich verliere
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