Liebes Glück - Ein Ashley Stockingdale Roman (German Edition)
begeistert von einem Job und davon, endlich einen Platz im Leben gefunden zu haben. Als sie beim Mensa-Test durchgefallen ist, ging für sie alles den Berg runter. Sie –“
„Warte mal kurz. Was hast du da gerade gesagt?“
Kevin schlägt sich auf die Stirn. „Das ist eigentlich ein Familiengeheimnis. Emily hat den Test für die Mitgliedschaft in Wirklichkeit gar nicht bestanden. Ihr IQ war zu niedrig, aber nur laut dem Test. Sie ist wirklich sehr intelligent.“
Oh ja! Genau das habe ich auch immer gesagt. „Warum ist das in eurer Familie überhaupt so eine große Sache? Ich habe mein ganzes Leben im Silicon Valley verbracht. Einige der intelligentesten Menschen der Welt leben hier, aber ich habe noch nie jemanden über Mensa sprechen hören, außer dir. Nicht mal die Physiker!“
„Das ist eine lange Geschichte.“
„Ich habe Zeit. Eindeutig mehr Zeit als Geld. Es muss so was wie eine logische Erklärung für diesen Hype bei euch geben, weil es nämlich merkwürdig ist. Ich glaube nicht, dass du wirklich verstehst, wie merkwürdig. Nicht Mensa an sich, aber dass deine Familie so besessen davon ist. Was hat es damit bloß auf sich?“
„Du nennst meine Familie merkwürdig? “ Er lacht nur. Er weiß ganz genau, dass sie merkwürdig sind.
„Ich frage mich einfach, wo diese Mensa-Faszination herkommt.“
Ich zucke mit den Schultern, als ob es mir gänzlich schnuppe wäre, aber was zum Kukuck?
Kevin lenkt den Wagen auf den Hobee’s- Parkplatz. Er sieht mich mit seinen tiefgrünen Augen an und etwas an seinem Blick lässt mich erahnen, dass mir diese Geschichte nicht gefallen wird. Er atmet lange und schwer aus, bevor er zu erzählen anfängt.
„Als mein Vater noch an der medizinischen Fakultät war, heirateten seine Arztkollegen reihenweise Südstaatenschönheiten, die allesamt entweder von der High School oder von Debutantinnenpartys kamen. Sie wurden anschließend ausstaffiert und in die High Society eingegliedert. Mein Vater hatte aber nur Geringschätzung dafür übrig, weil er keine Trophäe zur Ehefrau wollte. Er wollte zwar ebenfalls in eine höhere Liga einheiraten, aber nicht in finanzieller Hinsicht, sondern intellektuell. Er hat die Frauen dann mehr oder weniger für die Rolle seiner Gattin ‚vorsprechen‘ lassen und ihnen bei der Gelegenheit gesagt, dass es doch witzig sei, einen IQ-Test zu machen. Dabei hoffte er immer, dass eine den IQ eines Genies haben würde. Mensa war in den Staaten damals nicht allzu aktiv. Die meisten Frauen erfüllten seine Kriterien nicht, und außerdem begriffen sie allmählich, auf welch seltsame Weise mein Vater da verfuhr. Kurze Zeit später hätte er die ganze Sache ohnehin abgeblasen, wenn die Frauen es nicht schon vorher getan hätten.“
„Betrachte mich als eingeweiht. Ich glaube nicht, dass ich noch mehr darüber erfahren will.“
„Ashley, ich heirate dich nicht wegen deines IQs.“ Kevin nimmt meine Hand. „Es ist ganz eindeutig dein Körper, hinter dem ich her bin.“
Wir brechen beide in Gelächter aus. Ich blicke in seine Augen und weiß: Er ist aufrichtig. Er ist zuverlässig und er liebt den Herrn. Er ist eine neue Schöpfung in Jesus, aber ich kann einfach nicht aufhören, mir Sorgen um seine DNA zu machen. Wie wird er sein Kind erziehen? Wird er unseren hochbegabten Nachwuchs mit zwölf aufs College schicken? Kevin setzt seine Sonnenbrille auf, als wir uns bereit machen, ins Restaurant zu gehen. Und ich habe die entsetzliche Vorstellung von dem kleinen Kevin Junior, der eine dicke Hornbrille trägt, die in der Mitte zusammengeklebt ist.
„Ashley, bist du so weit?“
Ich schüttele meine Gedanken ab. „Ja klar, ich bin bereit.“
„Gut. Ich möchte nämlich mit dir über unser Haus reden.“ Kevin öffnet die Tür zum Restaurant.
„Unser Haus?“
„Du weißt schon, das Ding, in dem wir wohnen werden.“
„Ich glaube, ich bin davon ausgegangen, dass wir bei dir wohnen würden, bis wir etwas Eigenes gefunden haben. Mit Kay können wir jedenfalls nicht zusammenziehen, vor allem nicht bei deinem Dienstplan.“
„Und den ganzen Geräuschen, die wir machen könnten.“
Ich denke daran und laufe rosenrot an.
Kevin schüttelt den Kopf und lächelt. Aber in diesem Lächeln steckt ein bisschen zu viel Enthusiasmus. „Ash, meine Eltern geben uns einen Vorschuss für das Haus als Hochzeitsgeschenk.“
Ich spüre, dass ich unfreiwillig den Kopf schüttele. „Also suchen wir uns ein Haus aus und sie zahlen dafür den
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