Liebes Glück - Ein Ashley Stockingdale Roman (German Edition)

weiterzuentwickeln. In Philly wäre ich Hauptstationsarzt, außerdem bekäme ich die Möglichkeit, Fetaloperationen durchzuführen. Ganz abgesehen von den mehr als dreizehnhundert Stunden am Operationstisch. Es ist mein Traum, Ashley, und im Vergleich dazu ist die Operationszeit hier ziemlich begrenzt. Weißt du, was es für mich bedeuten würde, mehr Zeit im OP zu bekommen? Ich könnte mehr laparoskopische Studien durchführen, und außerdem hätte ich eine eigene Sekretärin, die mir mit dem Papierkram bei der Forschungsarbeit helfen würde.“
    Ich nicke, während ich gleichzeitig alles und nichts höre.
    „Können wir uns wenigstens darauf einigen, den Dialog fortzuführen?“, sagt Kevin.
    Dialog? Hören Sie irgendwo einen Dialog? „Seit wann weißt du schon davon?“
    „Ich hatte mich beworben, bevor wir uns kennengelernt haben. Ich will in die Fetalchirurgie, Ashley. Das wollte ich, seit ich miterlebt habe, wie Michael Harrison vor Jahren ein Neugeborenes in San Francisco operiert hat. Ich wusste in dem Moment einfach, dass das meine Berufung ist. Die Komplexität des Ganzen hat es für mich nur noch verlockender gemacht.“
    Ich schüttele unbewusst mit dem Kopf. „Natürlich. Du musst es einfach tun.“
    „Ich gehe aber nicht ohne dich, Ashley“, sagt er wie ein Märtyrer.
    „Ich kann dort nicht als Anwältin arbeiten. Ich müsste die Prüfung wiederholen, auch die für die Zulassung als Patentanwältin, und ich müsste warten, bis die Ergebnisse veröffentlicht würden. Es könnte ein Jahr dauern, bis das durch wäre, oder sogar noch länger.“
    „Du könntest als Anwaltsfachangestellte arbeiten, bis es so weit ist.“ Er hat ganz eindeutig schon länger darüber nachgedacht.
    Ich sehe in Kevins flehende Augen. Sein hellbraunes Haar ist ganz zerzaust von der nächtlichen Arbeit und die zarten Falten auf seiner Stirn sind dabei, sich tiefer in die Haut zu graben. Innerhalb der kurzen Zeit, die ich ihn kenne, ist er um Jahre gealtert. „Kevin, dieser Job verlangt dir jetzt schon alles ab. Kannst du denn überhaupt noch mehr leisten?“
    Er drückt meine Hand noch fester. „Bitte komm mit mir, Ashley. Wenn du nicht mitkommst, dann werde ich auch hierbleiben, aber – “
    „Aber dann zerstöre ich deinen Traum.“ Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen. „Was habe ich bloß an mir, das Männer zum Umziehen bewegt? Ich verliebe mich, und sofort streben sie höheres Terrain an. Ob es nun das Missionsfeld in Indien ist, wie bei Seth, oder die Heimat der Freiheitsglocke und der Fetalchirurgie. Ich sorge anscheinend dafür, dass Männer wegziehen.“
    Er lacht. „Wie ich es sagte, ich werde nicht ohne dich gehen. Ich fühle mich uns verpflichtet – und unserer zukünftigen Ehe. So wie Josef Maria verpflichtet war.“
    Die Kellnerin kommt zurück. „Wir nehmen zweimal das San Jose Frühstück, und Tee“, sagt Kevin herablassend.
    „Du bekommst den Job also wirklich, wenn du ihn willst?“
    „Mein Vater und der Chefchirurg aus Stanford haben mich empfohlen. Dieser Chefchirurg war übrigens ebenfalls der Meinung, dass ich der Fetalchirurgie nachgehen sollte. Ich habe eine Begabung für die komplexe Arbeit.“
    „Wann müssten wir dahin?“
    „Ich würde schon in zwei Monaten gehen und dann zur Hochzeit zurückkommen. Und du würdest rüberfliegen, um dich mit mir zu treffen und nach einem Haus für uns zu suchen. Das Angebot meiner Eltern, die Anzahlung für unsere Bleibe zu übernehmen, gilt nur für Philadelphia.“
    Da sitze ich also, den Kopf mit meinen Händen gestützt, und versuche irgendwas rauszubringen. Eigentlich will ich ihm sagen, dass ich ihn liebe, dass ich ihm überallhin folgen würde, aber es kommt einfach nichts aus meinem Mund. Da ist nur die schonungslose Erkenntnis, dass die Liebe mich dazu zwingen könnte, über das ganze Land zu ziehen, an einen Ort, an dem ich noch nie gewesen bin, mit einem Mann, den ich kaum kenne. Vergleichen Sie das mit meinem Leben hier in der Bay Area, wo ich jeden kleinen Winkel kenne. Jedes einzelne Restaurant, selbst wenn es einem Rattenloch gleicht. Als ich in seine müden grünen Augen sehe, hasse ich die Tatsache, dass ich mir die Frage überhaupt erst stelle. Ich liebe ihn. Aber liebe ich ihn genug?
    „Ich weiß, dass du dir nichts aus Veränderungen machst, Ashley. Aber meine Eltern werden dafür sorgen, dass wir ein tolles Plätzchen haben, und du wirst die nötige Zeit haben, deine neue Umgebung zu erkunden. Im Moment arbeitest du