Liebes Glück - Ein Ashley Stockingdale Roman (German Edition)
lautet, dass Männer sich in Gegenwart von schönen Frauen in jämmerliche Gestalten verwandeln. Ein typisches Beispiel? Reiche Männer aus Manhattan. Ich weiß, dass sie denken, sie seien Mr. Big mit ihren sexy Verlobten im Teenageralter. Und sie scheren sich einfach nicht darum, dass es lächerlich aussieht. Sie müssen wohl glauben, dass die restliche Menschheit neidisch auf sie sei, vermute ich mal. Aber wir Realisten versetzen uns in die Lage der Verlobten und versuchen erst mal, deren Gedankengang nachzuvollziehen. Zugegeben, sie darf einen Zwölf-Karat-Diamanten zur Schau tragen. Dagegen bin ich auch nicht immun. Ich gebe als Allererste zu, dass ich für zwölf Karat ziemlich irrsinnige Dinge tun könnte.
Aber einen Mann, der fast doppelt so alt ist wie ich, zu heiraten und in seinem protzigen, goldenen Palast leben? Ähm, nein. Ich bin doch kein abgerichtetes Frauchen. Es gibt auf der Welt keinen Diamanten, der groß genug wäre, um wahre Liebe zu ersetzen.
Einen Mann zu lieben, so wie ich Kevin liebe, bedeutet, die Größe des Diamanten zu vergessen. Es bedeutet, zu glauben, dass ich die glücklichste Frau der Welt bin, wenn ich ihn fünf Minuten am Tag (in der Woche!) zu sehen bekomme. Ich möchte in seine Augen sehen und im völligen Glauben versinken, dass ich in Zukunft jeden Morgen neben diesem Mann aufwachen darf. Und mich nicht fragen, was ich denn als Nächstes mit seinem Geld kaufen werde. Aber ich schweife ab.
Worauf ich hinaus will, und ich will durchaus auf etwas hinaus, ist, dass Matt Callaway gestern Abend noch den Eindruck eines recht intelligenten Menschen gemacht hat. Und dann ist er schnell und einfach Emilys Zauber verfallen. Das kam natürlich nicht völlig unerwartet. Ich meine, sie hat dieses üppige rotblonde Haar, das ihren Rücken hinabfällt und dabei in jugendlichem Glanz erstrahlt; und sie hat die gleichen grünen Augen wie ihr Bruder, versehen mit langen schwarzen Wimpern (ich glaube, sie hat sie gefärbt) und volle Angelina-Jolie-Lippen – bei denen höchstwahrscheinlich von Profis nachgeholfen wurde, aber trotzdem. Ihr Gesicht ist unglaublich symmetrisch, alles ist in perfekter PhotoShop-Manier ausgerichtet. Aber viel wichtiger als das Zusammenspiel all dieser Dinge ist, dass Emily dieses feminine, sinnliche Etwas an sich hat. Sie bewegt sich mit Bedacht wie eine siamesische Katze, die den Raum in Richtung eines Katzenhasserbeins durchquert. Sie weiß genau, wer gewinnen wird, wer am längeren Hebel sitzt, und sie hat das verblüffende Talent, Männern weiszumachen, sie wäre unwiderstehlich.
Emily macht einen vollkommen unschuldigen Eindruck, aber trotzdem hat sie etwas an sich, das deutlich macht, dass sie es nicht ist – und sie schafft es, den Männern das ohne Worte zu vermitteln. Frauen spüren rein intuitiv, wenn sie so eine Art Frau vor sich haben, aber für Männer sind sie wie eine unhörbare Hundepfeife. Sie merken rein gar nichts. Diese Frauen haben in den seltensten Fällen viele Freundinnen, aber sie wollen auch keine, denn Frauen sind Bluthunde, die sie aufspüren könnten. Ich weiß nicht, was diesen „Zauber“ ausmacht, aber er ist ein starkes Elixier für die Männerwelt: Das Mädchen von nebenan mit einem Schuss Femme Fatale.
Falls Emily schon mit diesem „Talent“ (oder „Fluch“, je nach Perspektive) geboren wurde, hat sie die Zeit gut genutzt und es mittlerweile perfektioniert. Sie weiß einfach, wie sie die Leute um jeden einzelnen ihrer Finger wickeln kann, und sie ist es gewohnt, alles zu bekommen, was sie will. Wenn wir ihr bei den Hochzeitsvorbereitungen freien Lauf lassen, dann ist es für sie wie ein Freifahrtschein, ihren Bruder und mich – und in einer mir schleierhaften Art und Weise auch ihre Eltern – zu kontrollieren. Ich habe mein Limit erreicht, und diese von Emily induzierte Magenverstimmung beim Frühstück heute Morgen hat meine persönlichen Grenzen überschritten. Da bin ich wie ein Hund. Wenn mir jemand mein Essen vermasselt, wird er das bereuen.
Ich fahre in meine Einfahrt und Rhett kommt aus dem Haus gehüpft, als ich das Auto verlasse. Ich laufe rüber zur Garage, um den riesigen künstlichen Knochen zu holen, den ich schon vor Tagen gekauft, aber vergessen habe, ihm zu geben.
„Wie geht’s meinem Jungen?“ Er lässt den falschen Knochen fallen und leckt weiter meine Füße ab.
„Hör auf, Rhett. Das kitzelt.“
Es ist Mai und Kay ist gerade dabei, die Eingangsterrasse zu fegen, um sich auf den nahenden Sommer
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