Liebes Glück - Ein Ashley Stockingdale Roman (German Edition)
Geschmack eine Frage der Kultur wäre. Oh Keh-vin, sie ist wirklich zu komisch.“ Sie dreht sich zu ihm und murmelt leise: „Das hier kann nicht dein Ernst sein, Keh-vin.“
Ich spüre, wie sich meine Fäuste ballen. Wenn Gott mich in Richtung geistiger Reife drängt, dann bin ich definitiv noch nicht bereit dafür.
Der Oberkellner führt uns in den Raum für geschlossene Gesellschaften, in dem sich eine Menge Leute befinden, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Am hinteren Ende des Raumes befindet sich meine Familie. Man kann den Unterschied deutlich sehen, denn Mei Lings Verwandtschaft ist zu großen Teilen asiatisch und sehr konservativ gekleidet. Meine Familie hat gespürt, dass diese Feier, wie alle anderen Feiern auch, Pailletten und frisch gefärbte, burgunderrote Haare verdient hat. Ich sollte wirklich in Clairol investieren. Allein meine Leute werden schon dafür sorgen, dass sie im Geschäft bleiben. Sie wissen doch, in der Drogerie gibt es auf der einen Seite die natürlichen Haarfarben, und dann gibt es da noch das Zeug am Ende des Warenregals. Wollen Sie raten, wo meine Familie einkauft?
Meine konservative Mutter, die nicht ans Färben glaubt, es sei denn, es geht um Eier, ist hier, um Davey zu umsorgen (Der Zweck der Party ist, das Baby herumzureichen und mit ihm anzugeben. Aber meine Mutter bringt für diese Tradition keinerlei Verständnis auf, wie sie mit Abscheu in der Stimme lauthals verkündet.). Ihrer Ansicht nach ist die Party dazu da, dass jeder weiß, wer Daveys Großmutter ist.
„Ashley, gut, dass du da bist.“ Mei Ling zieht mich zur Seite und sie macht einen verzweifelten Eindruck, während mein Bruder neben meinem Vater steht und ein Glas Limonade in sich hineinschüttet. „Würdest du deiner Mutter das Baby abnehmen, bitte? Meine Verwandten würden gerne Chen Li begrüßen.“ Mei Lings Mutter und Vater sind zwar nicht hier, aber sie hat noch eine Menge anderer Verwandte, die heute allesamt aus ihren Löchern hervorgekrochen sind. Und obwohl meine Schwägerin meine Mutter liebt und respektiert, handelt es sich hier offensichtlich um eine sehr heikle Angelegenheit.
„Ich werde mein Bestes geben.“ Aber wenn ich meine Mutter so betrachte, wie sie sich an Davey klammert, bin ich nicht allzu hoffnungsvoll. Meine Mutter scheint all die Zeit nur darauf gewartet zu haben, endlich Großmutter zu werden. Und wenn ich sie mit Davey sehe, kann ich ihren Frust über meine mangelnden Aussichten auf eine Heirat viel eher nachvollziehen.
„Ashley“, sagt meine Mutter und umklammert das Baby noch fester, um deutlich zu machen, dass ich ihn nicht in die Hände bekomme. „Hast du gestern alles für die Hochzeit erledigt? Das verwandelt sich langsam doch sicher in eine echte Geduldsprobe.“ Sie lässt Dave auf ihrer Hüfte wippen.
„Das habe ich. Es war ein ganz und gar großartiger Tag“, lüge ich. „Mom …“, sage ich sanft.
„Nein. Es gibt hier zu viele Keime. Ich werde ihn nicht an all diese Fremden weiterreichen.“
„Es ist Mei Lings und Daves Kind, Mom, und sie wollen ihn der Verwandtschaft vorstellen. Darum geht es bei dieser Party hier. Deswegen haben sie dir auch die Broschüre zur Tradition mit den roten Eiern und dem Ingwer gegeben.“
„Ein Baby sollte nicht von so vielen Menschen umgeben sein, Ashley. Das gehört sich einfach nicht.“
„Wenn sie das in China so machen und die Kinder dort trotzdem überleben, wird Davey auch seine ‚Rote-Eier-und-Ingwer-Party‘ hier bei Ping’s überleben. Sie werden ihn sorgfältig baden, wenn er wieder zu Hause ist. Ein Baby-Spa nur für ihn.“
„Du bist keine Mutter, Ashley. Du verstehst das nicht.“
Ihr regelmäßiger Hinweis an mich. „Ich bin zwar keine Mutter, aber Mei Ling schon.“
„Aber sie ist erst vor Kurzem Mutter geworden. Da gibt es einen Unterschied.“
„Mom.“
„In Ordnung. Aber du bist verantwortlich, wenn er krank wird.“
Ich? Wie sollte ich denn dafür verantwortlich sein? Moms Lippen werden flach, aber sie gibt mir endlich das Baby. Der Kleine gurrt und grinst mich an und ich nehme seinen süßen Babygeruch wahr. Jetzt will ich ihn selbst nicht mehr weggeben. Er ist ein wunderschönes Baby, wie eine Porzellanpuppe mit großen braunen Augen und glattem schwarzen Haar, das über seine Stirn hängt. Er hat Mei Lings Hautfarbe und Daves Streifenhörnchenbacken. Ich atme tief ein und wende mich mit dem nächsten Thema an meine Mutter. „Morgen nach dem Gottesdienst werden wir endgültig den
Weitere Kostenlose Bücher