Liebes Glück - Ein Ashley Stockingdale Roman (German Edition)
aufgeschlossen bist. Gott hätte dich nur mit einem Reißverschluss ausstatten sollen.“
„Warum hast du mich überhaupt einziehen lassen? In der Single-Gruppe haben wir uns nie richtig nahegestanden und wir haben ganz eindeutig einander entgegengesetzte Lebensstrategien. Ich meine, erinnerst du dich noch an das Klemmbrett? Es war dein Leben, Kay. Du hast es überallhin mitgenommen, hast es konsultiert, bevor du angefangen hast zu sprechen. Du warst wie Linus van Pelt mit seiner harten Schmusedecke. Oder noch schlimmer: wie Emily mit ihrer Coach-Mappe.“
Noch mal Stille. Aber dann spricht sie endlich: „Ich wollte nicht, dass du einziehst. Ich dachte, du seist unreif, schlampig, egozentrisch …“
„Ähm, Kay. Vergiss es. Ich glaube nicht, dass mein Selbstbewusstsein diese Art Gespräch vertragen kann. Ich komme gerade aus dem Gefängnis.“
„Ich hatte eigentlich vor, Nein zu sagen, aber ich habe darüber gebetet und Gott hat mir klar und deutlich gesagt, dass ich nur eine klingende Schelle wäre, wenn ich meine Schwester nicht in mein Haus lasse, obwohl sie einen Ort braucht, an dem sie bleiben kann. Bloß das Symbol eines Christen, keine lebendige Version, die Liebe zu geben hat. Das zum einen, und außerdem hat Seth mich angefleht, dass du bei mir bleiben darfst. Als du diesen Köter mit nach Hause gebracht hast und ich anfing, über deine Schuhe zu stolpern und das Geschirr in der Spüle abzuwaschen, da wusste ich, dass ich einen großen Fehler gemacht hatte.“
Jetzt fängt Kay an zu kichern.
„Du hast mich gebraucht, Kay. Sonst hättest du dieses Klemmbrett noch jahrzehntelang mit dir herumgeschleppt, bis du die Seniorengruppe hättest organisieren müssen. Und bis dahin hättest du vielleicht schon eine Mikrochip-Version des Klemmbretts in dein Handgelenk implantiert bekommen. Oh ja, ich habe dich davor bewahrt.“ Ich lehne mich in meinen Sitz zurück, während Kay am Telefon immer noch lacht.
„Um ehrlich zu sein, Ashley, dass du eingezogen bist, war eins der besten Dinge, die mir hätten passieren können. Weil es mich dazu gezwungen hat, meinen Horizont zu erweitern und Menschen auch dann zu lieben, wenn sie mir auf die Nerven gehen. Und vielleicht auch ihre Hunde.“
„Ich gehe dir auf die Nerven?“ Das erschüttert mich.
„Und wie.“
„Wirklich? Ich sehe mich selbst gern als eine komplexe und intellektuelle Person. Die Art Mensch, die einen Raum betritt und Gespräche anregt, weißt du.“
„Intellektuelle sehen sich aber nicht so viele Realityshows im Fernsehen an, Ashley.“
„Woher weißt du das? Sogar Intellektuelle müssen ab und zu mal vom geistigen Hoch runterkommen. Wer sagt denn, dass sie nicht hin und wieder mal vor einer guten Episode der Joe Schmo Show sitzen.“
„Natürlich tun sie das, Ashley.“
„Ich wette, du wärst überrascht.“
„Aha.“ Wir biegen rechts ab und in der Ferne sehe ich eine rote Ampel auf uns zukommen.
„Hey, du siehst toll aus, Kay. Lass es uns feiern, dass ich aus dem Gefängnis gekommen bin, und auch Simons Rückenhaarmähne. Wir machen nie etwas, was Single-Frauen eigentlich machen sollten. Lass uns einen Abstecher ins Abenteuerland machen.“
„War der Ausflug ins Gefängnis nicht wild genug?“
„Ha, ha. Ich habe da eher an das Dana-Street-Roasting-Company-Café gedacht. Es ist direkt vor uns und ich bin in der Stimmung für einen eisgekühlten Mokka mit echter Schlagsahne. Nicht dieses künstliche Zeug, das die billigen Kaffeehäuser immer benutzen, sondern die reine Kalorienbombe.“
Kay mustert mich eine Weile lang, während wir an der roten Ampel halten, und zuckt mit den Schultern. „Sicher. Wie viel Ärger kannst du schon anrichten, wenn du einfach nur ein Kaffeehaus betrittst?“
„Da stimme ich dir zu. Was ist schon eine Ashley, die einen doppelten Espresso intus hat?“, frage ich.
„Obwohl … Wenn ich genauer drüber nachdenke.“ Kay winkt und legt auf, als sie nochmals abbiegt, um nach Hause zu fahren.
So viel zu Kay, dem Party-Girl. Ihre Flamme ist erloschen, noch bevor sie überhaupt angefangen hat zu brennen. Wo war noch mal dieses Klemmbrett?
17. Kapitel
Seit dem kleinen Zwischenfall mit der Polizei ist meine Woche relativ ruhig verlaufen. Purvi war nicht oft da, sodass vielen Post-its ein früher Tod erspart wurde. Seth ist nach Taiwan geflogen – und da er auf frische (vor seinen Augen getötete und auf den Tisch geklatschte) Meeresfrüchte steht, kann ich daraus nur schließen, dass das für
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