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LIEBES LEBEN

LIEBES LEBEN

Titel: LIEBES LEBEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Billerbeck
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Unglücklicherweise hat sich der Riemen meiner Handtasche um meine Fußgelenke gewickelt, als ich darin herumgesucht habe, und ich spüre, wie meine obere Hälfte sich vorwärtsbewegt, aber meine untere Hälfte fest an den Stuhl gefesselt ist, weil ich meine Füße nicht schnell genug befreien kann. Ich packe Jakes Hand und versuche verzweifelt, mich von dem harten Fliesenboden fernzuhalten, aber vergeblich. Ich taumle, werde zu einem sehr ungeistlichen Knoten und reiße Jake auch noch auf mich drauf, gefolgt von meiner doppelten, glücklicherweise inzwischen kalten Latte macchiato. Der ganze Raum bricht in schallendes Gelächter aus, und ausnahmsweise sind die Bedienungen einer Meinung mit uns und applaudieren wild.
    Ich warte ab, bis Jake sich von mir erhoben hat, um dann so elegant wie möglich meine Beine zu entwirren und vorsichtig aufzustehen. Ich lächle, als hätte mir das Ganze Spaß gemacht, aber ich bin gedemütigt und wage es nicht, aufzusehen. Als echter Silicon-Valley-Mann macht Jake das Ganze nur noch schlimmer.
    »Ich muss mich korrigieren. Ich brauche eine hübsche Assistentin, die auf zwei Beinen stehen kann.« Er lacht, holt sich eine andere Frau aus der kichernden Zuschauermenge und wischt sich den Kaffee von der Jeans. Verlegen krabble ich zurück auf meinen Stuhl und wehre mich nicht gegen seine Neckerei. Ich habe es verdient. Ich tupfe den Kaffee von meiner Kargohose und weiß doch, dass das zwecklos ist. Bleichmittel für Buntwäsche ist meine einzige Rettung.
    Das Schlimmste daran ist, dass ich jetzt den ganzen Abend dableiben muss. Wenn ich früher gehe, riskiere ich nur noch mehr Gelächter.
    Jake trägt seiner neuen, besser koordinierten Assistentin ein Gedicht von Keats vor. Sie wird rot, und ich frage mich, ob es nicht besser war, sich ungeschickt zu verabschieden, als Jakes Romantik über sich ergehen zu lassen. Als Romeo taugt er einfach nicht, nachdem er so viele Bedienungen um ihr Trinkgeld gebracht hat und wir so oft seinetwegen noch ein paar Dollar drauflegen mussten. Es sei denn, es gibt eine Frau, für die Hühner-Burritos aus der Mikrowelle eine verführerische Alternative zu einem eleganten Abendessen sind.
    Als ich gerade denke, dass es eigentlich nicht mehr schlimmer kommen kann, kommt Arin freundlos herein. Sie trägt wunderschöne, bunte Dreiviertelhosen mit einem dazu passenden T-Shirt – alles in Größe sechsunddreißig - und Flipflops - im Januar! Und an ihr sieht es gut aus. Sie setzt sich neben mich und spielt mit ihren wunderbaren, langen, blonden Haaren. Alle werden aufmerksam, und Seth bekommt fast keine Luft mehr.
    Sie lächelt fröhlich. »Habe ich was verpasst?«
    »Seth Greenwood hat ein wissenschaftliches Experiment vorgeführt, Sam Wong ist als Spock gestorben, und jetzt trägt Jake ein Gedicht vor«, antworte ich mit monotoner Stimme.
    »Wer ist noch mal Seth?«
    Ah, welche Genugtuung! »Der da drüben mit der Glatze.«
    »Oh.« Sie schaut hinüber und wendet sich dann desinteressiert ab. »Noch nichts Aufregendes passiert, was?«
    Kay Harding hat unsere Unterhaltung mitgehört und lacht.
    »Na ja, Ashley hat ein paar gymnastische Übungen vorgeführt. Sei nicht so bescheiden, Ashley. Es war das Beste am ganzen Abend. Sie ist über ihre eigenen Füße gestolpert.«
    Ich grinse und lache halbherzig. Arin versteht die Botschaft und weiß, dass es nicht lustig war. Obwohl sie ein süßes, vierundzwanzigjähriges Ding ist und sich die Männer vor ihr verneigen wie vor einer Prinzessin, mag ich sie trotzdem. Auch wenn Sie mir das jetzt vorhalten.
    »Ashley ist hingefallen und hat Kaffee verschüttet, und ihr habt das lustig gefunden?«, fragt Arin gedehnt.
    »Natürlich war das lustig«, entgegnet Kay, als erkläre sie eine mathematische Gleichung. »Du bist zu jung, um dich daran zu erinnern, aber Nancy Reagan hat das seinerzeit auch immer getan.
    Es kam dann in den Abendnachrichten und wir haben uns kaputtgelacht.«
    »Ich finde das schrecklich. Ashley hätte sich auch wehtun oder sogar verbrennen können. Ganz zu schweigen davon, dass ihr sie ausgelacht und damit verletzt habt. Ist das hier nicht eine christliche Gruppe?« Das liebliche Lächeln in Arins Gesicht ist einem verärgerten Stirnrunzeln gewichen. Sie hat etwas von Rene Zellweger. Sowohl die Frauen als auch die Männer mögen sie, und trotz der Sache mit Seth mag ich sie auch.
    Kay schnalzt mit der Zunge und macht mit der Moderation weiter.
    »Ashley«, sagt Arin laut, »komm, wir singen

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