LIEBES LEBEN

Titel: LIEBES LEBEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Billerbeck

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ich bei meinem Auto bin, kurble ich erst einmal alle Fenster runter. Es ist ein wunderbarer Tag. Zwanzig Grad im Januar, und mir wird gerade klar, dass die hohen Steuern in Kalifornien wahrscheinlich Wettersteuern auf den Sonnenschein sind. Ich werde an den Strand fahren. Alleine. Nachdem ich einen BH gekauft habe.
    Seth steht plötzlich neben der Beifahrertür. »Ash, ist alles in Ordnung?«
    »Alles ist bestens«, sage ich ausdruckslos. »Ich hatte nur plötzlich dieses Verlangen, an den Strand zu gehen. Ich lebe in Kalifornien. Es wird Zeit, dass ich das nutze. Ich will heute Touristin sein und entdecken, was außerhalb meiner Bürowände los ist.«
    Seth schaut mich an, mit einem Gesicht, das immer noch in Falten gelegt ist wie das Ende eines Burritos. »Möchtest du, dass ich mitkomme?«
    Ich schaue in seine kristallklaren Augen, und da fängt meine Entschlossenheit an zu schmelzen. Lange Zeit schaue ich ihm in die Augen und frage mich, ob er wirklich mitkommen möchte oder ob er sich nur Sorgen macht um mich. Dann spricht er.
    »Willst du, dass ich Arin auch einlade?«, fragt er. Ingenieure sind einfach die Besten, wenn es darum geht, die unpassendsten Worte zu finden.
    »Weißt du, ich glaube, ich möchte am liebsten allein gehen.« Da ist die Gesellschaft besser. »Außerdem muss ich mir noch einen neuen roten BH kaufen.«
    Seths Gesicht wird so rot, wie ich mir den BH vorstelle. »Dann bis bald mal«, sage ich.
    »Bist du sauer auf mich, Ashley?«
    »Weißt du, Seth, das herauszufinden überlasse ich dir.« Jetzt verzieht sich sein Gesicht noch mehr.
    »Warum kannst du es mir nicht einfach sagen, Ashley? Wir sind schon so lange befreundet, aber in letzter Zeit verstehe ich dich überhaupt nicht mehr.«
    »Amüsier dich mit Arin.« Das sage ich nicht in einem bösen Ton, aber eigentlich sage ich damit, Amüsier dich mit der Freundin eines anderen . Kapiert er das nicht?
    Ich habe ihn nur noch mehr verwirrt. Ich fahre schnell vom Parkplatz und lasse ihn mit seinen Gedanken allein. Aber ich fühle mich dabei nicht wie eine Siegerin. Eher wie eine Verliererin.
    Jetzt weiß ich, warum ich so viel arbeite. Arbeiten ist so viel einfacher als dieser ganze Beziehungskram. Vielleicht sollte ich mir eine Playstation II kaufen, damit ich nicht über Gefühle sprechen muss, sondern mich stattdessen über Codes und Schlüssel zu geheimen Kammern unterhalten kann. Vielleicht würde ich die Männer dann verstehen.

9
    Mit dem Wind in den Haaren und Seth im Rückspiegel fahre ich El Camino entlang. Im Augenblick fühle ich mich immer noch wie Arin, die außergewöhnliche Prinzessin. In der vagen Hoffnung, dass ihr Mann John vielleicht gerade beschäftigt ist, rufe ich Brea von meinem Handy aus an. Sie hat jetzt genug Zeit gehabt, um sich körperlich wieder zu erholen, und ich hoffe, dass es ihr auch seelisch besser geht. Ich quieke beinahe vor Vergnügen, als sie mir erklärt, dass sie frei ist wie ein Vogel.
    Gott sei Dank, ich bin bei meinem Unterwäsche-Feldzug nicht allein. Brea freut sich schon darauf, mit mir Wäsche kaufen zu gehen, denn ihr Arzt hat gesagt, in zwei Monaten könnten sie es wieder versuchen. Ich bin zwar nicht scharf drauf, über das Intimleben ihrer Ehe zu sprechen, aber ich bin froh, dass Brea auch einkaufen gehen möchte. Dagegen verblasst der Ruf des Strandes.
    Als ich sie abhole und zuhöre, wie Brea von den Gerichten erzählt, die sie in letzter Zeit versucht hat zu kochen, wird mir klar, dass man unbedingt eine Freundin braucht, die nicht hinterfragt, wozu man gerade einen roten BH braucht. Wenn man ledig ist, Jungfrau und Patentanwältin, ist ein roter BH niemals wichtig. Brea weiß das, aber sie hinterfragt mich nicht. Sie versteht einfach instinktiv, dass ich diesen neuen roten BH jetzt für meine Seele brauche. Und so gehen wir einkaufen.
    Das Stanford Einkaufszentrum ist die Krönung des Überflusses hier an der Küste. Hier gibt es Designerläden, von denen der größte Teil Amerikas noch nie etwas gehört hat, und ein Slip kann ein Viertel eines Monatsgehalts kosten. In diesen Läden kaufe ich nicht ein, aber Bloomingdale kann ich mir schon leisten, und genau darauf steuern wir jetzt unter einem sonnigen Januarhimmel zu.
    Der Nachteil bei Bloomingdale ist, dass man zuerst an all diesen wunderbaren Cocktail- und Abendkleidern vorbeimuss und einem ständig der Gedanke kommt, dass man nicht nur zu keinem Anlass geht, wo man so ein herrliches Kleid tragen kann, sondern so etwas wahrscheinlich