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LIEBES LEBEN

LIEBES LEBEN

Titel: LIEBES LEBEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Billerbeck
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the Mark zu Modeaufnahmen ist. In der Zwischenzeit werden Seth und ich einen Familienrabatt für Zahnersatz und Langzeitpflege aushandeln und gemeinsam die Rentner-Single-Gruppe leiten. Ich bin absolut ein Ewigkeitssingle.

13
    Ich habe im Flughafen übernachtet und fühle mich wie meine zerknitterte Bluse, an der ein Knopf fehlt und die daheim auf meinem verlassenen Hometrainer hängt. Was haben Sportgeräte an sich, dass sie letztlich doch nur zu teuren Kleiderständern werden? Genau wie dieser Korb voll Bügelwäsche, mit lauter Sachen, die ich niemals wieder anziehen werde, weil ich sie niemals bügeln werde. Statt »bei niedriger Temperatur bügeln« sollte es heißen, »nur einmal tragen«. Lauter gute Vorsätze, die unter meinen langen Arbeitszeiten, Fernsehshows und Abenden mit den Singles begraben liegen.
    Ich habe mich zum Schlafen auf meinen Pass gesetzt, weil ich dachte, wenn ihn mir da jemand klauen will, merke ich es. Jetzt fühlt es sich an, als sei er in meinen Po geprägt, und ich werde die Falte wohl nicht mehr herausreiben können. Ich erinnere mich an die Nächte auf dem College, als ich bis drei Uhr morgens gelernt habe und dann tatsächlich mit einem Adrenalinrausch aufgewacht bin. Jetzt rebelliert mein Ü-30-Körper, und statt mit Adrenalin würde ich mich auch mit einer kräftigen Dosis Voltaren zufriedengeben. Ich hole eine Puderdose heraus und versuche, meinen Verstand wachzutupfen. Es ist beinahe Zeit, an Bord zu gehen, und ich warte schon ungeduldig auf die lange Reise zurück in eine seltsame Kultur, die ich aber zumindest begreife.
    Der gestrige Flug war wegen technischer Probleme am Flugzeug gestrichen worden. Das ist offensichtlich der einzige Grund, damit eine Fluglinie einen Flug rechtmäßig annullieren kann. Ich habe es überprüft. Das Flugzeug war die ganze Nacht auf einer Landebahn in Japan festgesessen, ist aber heute morgen auf wundersame Weise hier aufgetaucht und war plötzlich für einen Transatlantik-Flug bereit. Ich bin hin und her gerissen, weil ich auf der einen Seite so sehr nach Hause möchte, dass ich das Flugzeug stürmen könnte, mich auf der anderen Seite aber frage, ob die »technischen Probleme« wirklich behoben sind. Aber die Sehnsucht nach amerikanischem Essen behält die Oberhand über meiner Angst, die Schwimmwesten tatsächlich benutzen zu müssen, und voller Leidenschaft strecke ich der Stewardess mein Flugticket hin.
    Als ich auf die Uhr sehe, stelle ich fest, dass es im Silicon Valley schon fast zwölf Uhr Mittag ist. Ich werde im Hotel anrufen und sie bitten, Kevin auszurichten, dass ich nicht kommen kann. Der Gedanke, dass er sich ganz umsonst durch den Verkehr in der Stadt quält, macht mich nervös, aber ich kann nichts tun. Es ist ja nicht so, als liefe im Fernsehen plötzlich eine Sondersendung von »The Bachelor«. Nein, ich habe einen triftigen Grund.
    Die Passagiere steigen schnell ein, und nach dem Start ziehe ich meine Kreditkarte durch das Bordtelefon und warte die Ansage ab. »Hallo, ich brauche die Top of the Mark Bar im Mark Hopkins Hotel in San Francisco, Kalifornien.«
    Das Flugzeug ist fast ausgebucht, und mein Nachbar, ein amerikanischer Geschäftsmann, lauscht fasziniert meiner Erniedrigung. Ich wünschte mir so, ich könnte ihm etwas Interessanteres bieten. Bei all den Reality Shows in meinem Kopf sollte man meinen, ich müsste mir selbst ein besseres Drehbuch schreiben können.
    Sie haben mich mit der Rezeption am Mark Hopkins Hotel verbunden, aber das macht nichts. Die können mich weiterverbinden. Und das tun sie auch.
    »Top of the Mark«, antwortet eine freundliche Männerstimme. Ich wende mich ganz leicht ab, damit der Geschäftsmann sich meine traurige Geschichte nicht in voller Lautstärke anhören muss. »Ja, ich bin bei Ihnen mit jemandem verabredet. Dr. Kevin Novak. Er ist etwa einen Meter neunzig groß, und wir wollten uns um zwölf Uhr treffen. Er sieht sehr gut aus.« Atemberaubend gut , füge ich im Stillen hinzu.
    »Einen Moment bitte.«
    Zu meinem großen Entsetzen höre ich, wie er Kevins Namen ruft. Diese Bar ist unglaublich nobel, und bei dem Gedanken daran, dass der Mann, mit dem ich verabredet bin, ausgerufen wird, zucke ich zusammen. Alle Frauen müssen denken, Wer um alles in der Welt ist so blöd, Superman zu versetzen? Ich glaube, ich werde ihn ein wenig trösten. Zum Glück kann Mister Geschäftsmann den anderen Teil meines Telefongespräches nicht hören. Für ihn bin ich nur zur Hälfte dumm. Ich schaue

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