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LIEBES LEBEN

LIEBES LEBEN

Titel: LIEBES LEBEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Billerbeck
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nicht Warren Beatty - keiner aus diesen armseligen Neuverfilmungen. Das ist Bestimmung!
    »Ich kann kaum fassen, dass du da bist«, sage ich.
    Er lächelt ein bisschen schief, wie George Clooney, und ich kann mich gerade noch beherrschen, um nicht zu einer kleinen Pfütze unter seinen Füßen zusammenzuschmelzen.
    »Wir waren verabredet«, meint er. »Bist du bereit?«
    Wir waren in der Tat verabredet. Mr. DeMille, jetzt ist meine Zeit gekommen.

14
    Während Dr. Kevin Novak aussieht, als spiele er die Hauptrolle in Emergency Room, sehe ich wie Casanovas ungemachtes Bett aus. Das wird noch problematisch - mit einem Mann zusammen zu sein, der so gut aussieht wie Kevin. Ich habe mich selbst immer für gut gekleidet und auf mein Äußeres bedacht gehalten, aber das bin ich nicht von Natur aus. Wenn ich morgens aufwache, sehe ich nicht so aus. Es ist ein Prozess, ein sehr langwieriger Prozess - selbst ohne wallende Lockenmähne. Herr Doktor sieht bestimmt auch in Lumpen bombastisch aus, und ich frage mich gerade, ob ich mich dieser Art von Druck tatsächlich aussetzen will. Wer auch immer diesen Kerl heiratet, muss sich darauf gefasst machen, ihm jeden Morgen so über den Weg zu laufen. Daran wage ich nicht einmal zu denken.
    In der Flughafentoilette durchwühle ich meinen Koffer wie eine Obdachlose, auf der Suche nach etwas zum Anziehen, das für das Top of the Mark angemessen ist. Hätte Kevin mir doch nur gesagt, dass er mich abholt, dann wäre ich fertig gestylt aus dem Flugzeug gestiegen. Und offen gestanden auch vorsichtiger mit meinen Taschen und dem Koffer umgegangen, damit ich beim Verlassen des Zolls nicht darüberstolpere. Was auch immer.
    Meine Haut sieht trocken aus, wie die Wüste in Arizona. Ich habe im Flugzeug viel Wasser getrunken, aber offensichtlich hat das nur dazu geführt, dass ich diese Nasszelle von Toilette viermal aufsuchen musste, denn meine Haut braucht dringend Feuchtigkeit. Nachdem ich mir das Gesicht gewaschen habe und versucht habe, es mit einem dieser billigen, nicht saugfähigen Papierhandtücher abzutrocknen, habe ich lediglich erreicht, dass ich mir meinen Mascara wie Kriegsbemalung auf die Backen geschmiert habe.
    »Oh Gott, hilf mir«, sage ich zum Spiegel, aber ich bleibe ruhig. Ich wasche mir das Gesicht noch einmal. Ich kann meine vierzig Dollar Reinigungsmilch nicht finden, also muss ich mich mit der eklig süßlich riechenden Flüssigseife öffentlicher Toiletten zufriedengeben und hoffe, dass mein Geruch Kevin nicht veranlasst, wie ein pawlowscher Hund zu sabbern.
    Zum Glück ist meine Feuchtigkeitscreme noch da, wo ich sie hingetan habe, und ich klatsche sie mir etwas zu eifrig ins Gesicht. Jetzt sehe ich fettig aus, wie eine Pizza mit Schmelzkäse. Noch ein Versuch mit der Seife. Jetzt sind schon zehn Minuten rum, und ich habe noch nicht einmal mit dem Make-up angefangen, ganz zu schweigen von den Kleidern. Die Angst, dass mein Begleiter mich im Flughafen stehen lässt, weil ich zu lange brauche, spornt mich an.
    Beim dritten Mal ist es perfekt. Mein Gesicht ist gewaschen und mit Feuchtigkeitscreme betupft. Jetzt das Make-up. Ich suche mir etwas zum Anziehen aus, das ich in Taiwan nicht tragen konnte, weil es dort so verdammt heiß war. Es ist ein schwarzes Teil mit langen Ärmeln, aus einem leichten Wollkrepp. Es ist figurumspielend und macht schlank. Ich drehe mich vor dem Spiegel. Siehst gut aus.
    Ich streiche ein wenig Gel in die Haare, trage ein wenig Rouge auf und trage einen leuchtend rosa Lipgloss auf. Meine Haare liegen heute tatsächlich gut. Wie stehen meine Chancen? Ich hole tief Luft und trete aus der Toilette.
    Kevin fällt der Unterkiefer hinunter. Schön, das macht Spaß. Ich lächle ihn kokett an und fühle mich wie höchstens vierundzwanzig, bis auf meine Pobacke, die ganz bestimmt noch den Abdruck von meinem Pass zeigt.
    »Da hat sich das Warten aber mal gelohnt.« Kevin verschränkt lächelnd die Arme.
    Er muss schwul sein oder so was. Er ist einfach zu großartig, um wahr zu sein, und das macht mir Angst. »Danke«, bringe ich gerade noch heraus.
    »Mein Auto steht auf dem Kurzparker-Parkplatz.« Er nimmt meine Taschen und legt mir seine freie Hand in die Taille. Er ist ein Kavalier! Er muss aus Savannah kommen. Dort lebt noch der alte Charme. Oder wie ich schon sagte, er ist schwul.
    Das Wetter ist genau richtig. Es ist frisch und sonnig, das sind die besten Tage für San Francisco, wenn ein leichter Wind weht, der den Nebel wegweht, und man hinter der

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