LIEBES LEBEN
Mutter, die ganz außer sich ist vor lauter Hochzeitsvorbereitungen. Das bedeutet dir gar nichts, was?«, werfe ich ihr vor.
»Würdest du jetzt bitte aufhören rumzujammern?«
Ich jammere. Ich hasse es, wenn man mich dabei ertappt. Manchmal nervt sie mich.
»Ashley, Menschen heiraten eben, und deine Freundinnen bekommen Kinder. Es ist nicht meine Schuld, dass ich mich verliebt habe, aber wie lange willst du deswegen noch verbittert sein? Das Leben geht weiter, klar?«
»Ich? Gibst du jetzt mir die Schuld? Lasst euer Ja ein Ja und euer Nein ein Nein sein, Brea.« Jetzt habe ich sie mit der Bibel widerlegt. »Du hast gesagt, du kommst. Das hat nichts damit zu tun, dass ich eifersüchtig bin oder keine Freunde habe. Das hat nur mit dir etwas zu tun, meiner besten Freundin schon von Kindheit an, die mich auf schlimmere Art versetzt als Seth bei unserer Verabredung bei Fresh Choice.«
»Armer schwarzer Kater, Ash.«
»Ich habe ein bisschen Mitleid wirklich verdient. Lila und glitzer-goldene Dekoration - muss ich dazu noch etwas sagen?«
»Es tut mir leid, Ash. Wirklich. Aber das war heute Daves großer Tag, und du wusstest, dass es schlimm wird. Weißt du was? In der Gemeinde meiner Mutter ist ein junges Mädchen, und sie ist schwanger und will das Kind zur Adoption freigeben.«
Bei diesen Worten bin ich sprachlos vor Staunen.
»Meine Mutter hat ihr von uns erzählt, und sie wollte sich heute mit uns treffen. Sie hat in drei Monaten Termin, und man kann einfach zu einer unbeständigen, schwangeren Teenagerin nicht Nein sagen.«
Ich fühle mich restlos verlassen. Seit wann hat meine beste Freundin beschlossen, ein Kind zu adoptieren? Ihr Leben läuft im Schnelllauf ab, und meines steht komplett still.
»Brea, seit wann willst du denn ein Kind adoptieren?«
»Nachdem meine Mutter mich angerufen hatte. Ich hatte einfach das Gefühl, dass es richtig ist. Ich habe darüber gebetet und bin ganz aus dem Häuschen. Als wir Tracy kennen lernten, hat es sofort geklickt, und es ist, als ob sie mein Kind austrägt, Ash.«
»Und was ist mit eigenen Kindern?« Sie war vor zwei Wochen noch schwanger, oder nicht?
»Natürlich werden wir es trotzdem noch versuchen, aber ein Baby ist so ein kostbares Geschenk. Wen kümmert es, wo es herkommt? Alle Kinder sind von Gott, und dieses Kind braucht ein Zuhause mit zwei ausgeglichenen Eltern.«
»Und wer sollen bitte diese ausgeglichenen Eltern sein?« Ich weiß nicht, ob Brea mich überzeugen will oder sich selbst. Sie ist die Art von Mensch, der die Nöte anderer immer als ihren eigenen Auftrag sieht.
Brea wird einmal eine großartige Mutter sein, das lässt sich nicht leugnen. Aber ich mache mir Sorgen, dass sie immer noch um ihr Baby trauert. Ich habe Angst, dass sie einen Stall voller Adoptivkinder hat, bevor sie jemals dazu kommt, eigene Kinder zu bekommen. Ich wünsche Brea, dass sie diese Entscheidung trifft, weil es das Richtige für sie ist, und nicht, weil sie die Welt retten will. Aber mir ist klar, dass ich Brea nicht zwingen kann. Es ist ganz ihre und Johns Angelegenheit, nicht meine.
»Okay, ich hab’s heute verpennt. Was gibt es sonst noch?«, fragt Brea. »Wann bin ich schon mal dort, wo ich versprochen habe zu sein? Das heißt aber noch lange nicht, dass ich unzuverlässig bin. Ich bin nur gedankenlos.«
»Aber das wird sehr wichtig sein, wenn du einmal Mutter bist, Brea. Dann musst du dort sein, wo du versprochen hast zu sein.« Einen Moment ist sie still. »Du weißt, wie sehr ich mir ein Kind wünsche.«
»Ja, ich weiß, aber muss es jetzt sofort sein? Normalerweise dauert das neun Monate.«
»Du bist so was von egoistisch, Ashley. Deshalb bist du noch nicht verheiratet. Du denkst immer nur an dich selbst. Du kannst dich nur für dich selbst freuen. Was heißt das für Ashley? Deine Mutter hätte dich Scarlett taufen sollen!« Sie knallt den Hörer auf die Gabel, dass es in meinem Ohr kracht. So muss sich Treibsand anfühlen. Ich habe alles getan, was ich konnte, um oben zu bleiben, aber das Leben zieht mich immer runter.
»Gott, ich habe zwar gesagt, dass ich meine Fehler erkennen will, aber ich habe nicht gesagt, dass ich sie von allen Seiten um die Ohren gehauen haben will oder dass du vom höchsten Berg herunterschreien sollst, was für eine Versagerin ich bin.« Meine Zimmerdecke antwortet nicht, und jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen wegen Brea. Wie konnte ich das nur zu ihr sagen? Eine bessere Art, die neue Woche anzufangen, gibt es ja wohl
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