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Liebesdienste / Roman

Liebesdienste / Roman

Titel: Liebesdienste / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Atkinson
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haben, Blut aufzusaugen wie ein Schwamm.
    Sie gewöhnte sich allmählich an den Anblick. Es fielen ihr auch wieder mehr Wörter ein – englische Wörter. Sie hätte jetzt »Hilfe!« oder »Mord!« schreien können, doch nachdem sie den ersten Schock überwunden hatte, schien ihr das ein bisschen blöd, und so ging sie vorsichtig durch das Haus und aus der Tür und auf die Straße, wo die Haushälterin noch immer Plastikeimer und Mopps aus dem rosa Kombi lud, und setzte sie davon in Kenntnis, dass das Haus des Schriftstellers heute zu keinem Zeitpunkt geputzt werden konnte.

20
    I ch habe gehört, dass Sie einen Hund umgebracht haben. Sie sehen beschissen aus. Wollen Sie einen Kaffee trinken?«
    Louise Monroe. Louise Monroe grinste ihn an und deutete auf das Royal Museum auf der anderen Straßenseite gegenüber dem Sheriff Court.
    »Fraternisieren Sie mit dem Feind?«
    »Dort gibt es ein gutes Café«, sagte sie. Sie hatte sich hübsch herausgeputzt – schwarzes Kostüm, weiße Bluse, Schuhe mit Absätzen. Gestern hatte sie Jeans, T-Shirt und Wildlederjacke getragen. In Jeans gefiel sie ihm besser, aber das Kostüm saß gut. Sie hatte schlanke Knöchel, »schön gedrechselt«, hätte sein Bruder gesagt. Jackson war ein Knöchelmann. Er mochte auch alle anderen Teile, aus denen eine Frau bestand, aber ein schlankes Paar Knöchel wusste er besonders zu schätzen. Es war natürlich der böse Jackson, der über Louise Monroes Knöchel nachdachte, der heimtückische Doppelgänger, der in seinem Hirn auf der Lauer lag. Guter Jackson, böser Jackson. Die beiden schienen dieser Tage miteinander im Clinch zu liegen. Jackson dachte nicht gern daran, was passieren würde, wenn der böse Jackson gewann. Hatte Dr. Jekyll am Ende Mr. Hyde besiegt? Welcher war der Gute und welcher der Böse? Er hatte keine Ahnung, hatte das Buch nie gelesen, nur den Film
Mary Reilly
gesehen, die Hälfte jedenfalls, auf Video – Josies Wahl –, bevor er auf dem Sofa einen Post-Pizza-Schlaf gehalten hatte.
    »Ich habe den Hund nicht umgebracht«, sagte Jackson. »Er ist einfach gestorben. Hunde können eines natürlichen Todes sterben, auch wenn das niemand glauben will. Ich nehme an, Sie haben sie nicht gefunden? Die tote Frau?«
    »Nein, tut mir leid.«
    Noch nicht
wäre die bessere Antwort gewesen. Sie sagte »Tut mir leid«, als hätte sie ihm mit der Suche nach der Toten einen persönlichen Gefallen getan. Jackson entdeckte Terence Smith, der das Gericht verließ, ein Handy am Ohr. »He, du«, rief Jackson und nahm die Verfolgung auf. Louise Monroe erwischte ihn am Ärmel, hielt ihn zurück und sagte: »Langsam, Tiger, Sie wollen doch nicht schon wieder vor Gericht.« Terence Smith grüßte ihn mit gespreizten zwei Fingern und stieg in ein Taxi.
    »Dreckiger Lügner«, murmelte Jackson.
    »Das sagen sie alle.«
     
    »Sie haben sich also schuldig bekannt, obwohl Sie unschuldig sind?«, sagte Louise Monroe über einem Latte, während Jackson einen dreifachen Espresso als Medizin schluckte. »Sie müssen katholisch sein.«
    »Meine Mutter war Irin«, sagte Jackson. »Sie war sehr gläubig. Ich war eine Enttäuschung für sie.«
    »Ich bin schottische Katholikin, das ist ein doppelter Hammer – derselbe Mist, aber dabei noch extrem empfindlich.«
    »Und waren Sie auch eine Enttäuschung für Ihre Mutter?«
    »Nein. Sie war eine Enttäuschung für mich.«
    »Es schien einfacher, mich schuldig zu bekennen.«
    »Und das ist sinnvoll da, wo Sie herkommen, Mr. Brodie, dort, wo alles auf den Kopf gestellt ist?«
    Mr. Brodie
. So hatte ihn Julia angesprochen, am Anfang, und sein Nachname hatte vieldeutig und intim geklungen, als wäre er eine Gestalt in einem Regency-Liebesroman. Jetzt sagte sie scharf »Jackson«, wie jemand, der ihn nur allzu gut kannte.
    »Ich dachte, es ginge schneller, als es auf einen Prozess anzulegen und wiederkommen und einen Anwalt nehmen zu müssen, das ganze Brimborium. Ich hatte keine Zeugen, der Typ war verletzt, und ich habe meine eigenen Verletzungen nicht erwähnt, als ich festgenommen wurde.« Er hielt ihr die Hand hin, entschied sich aber dagegen, das Hemd hochzuziehen und in der vornehmen Atmosphäre des Museums seine anderen blaugrünen Trophäen zu präsentieren. »Die Hand, die das Schwert führt«, sagte er wehmütig.
    »Er ist Ihnen auf die Hand getreten?«, sagte sie. »Als Sie auf dem Boden lagen? Und Sie haben nicht auf Notwehr plädiert? Sie sind ein Idiot.«
    »So sagt man.«
    »Sie sind ein

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