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Liebesdienste / Roman

Liebesdienste / Roman

Titel: Liebesdienste / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Atkinson
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Expolizist, ein bislang unbescholtener Mann, es ist Ihre erste Anklage.«
    »Ich bin auf die dunkle Seite übergewechselt.«
    »Warum?«
    »Ich wollte wissen, wie es dort ist.«
    »Und?«
    »Dunkel.« Er seufzte und zuckte zusammen wegen der Schmerzen in den Rippen. Er hatte genug von diesem Gespräch. »Was ist mit
Hilfe?«,
fragte er. »Haben Sie was rausgefunden?«
    »Ich habe gestern Jessica darauf angesetzt. Kein Eintrag im Telefonbuch … «
    »Wer hätte das gedacht.«
    »Nichts im Handelsregister, keine E-Mail-Adresse, keine Website und Tausende von Treffern im Internet von Hundeausführen bis Hardcore-Pornos, aber nichts, was direkt mit Edinburgh in Verbindung zu bringen ist. Die Sitte sagt, sie hätten noch nie von einer Sauna oder einem Tabledance-Club namens
Hilfe
gehört.«
    »Sie sollten nach den rosa Visitenkarten suchen – in Telefonzellen, auf Toiletten, in Kneipen, Clubs.« Ein Gefühl kroch in Jackson hoch, das er schon eine Weile nicht mehr gespürt hatte, und einen Augenblick lang wusste er nicht, was es war, doch dann erkannte er es – er ermittelte in einem Fall: die Aufregung, etwas zusammenzusetzen, etwas herauszufinden.
(Sei ehrlich, Jackson, du fühlst dich entmannt.)
»Haben Sie die Mädchen auf der Straße gefragt?«
    Sie sagte: »Ich sehe, dass Sie Ihre Polizistenantennen ausgefahren haben. Ziehen Sie sie wieder ein.«
    Sie hatte sich so fest auf die Lippe gebissen, dass sie blutete, er sah Schorf oder eine Narbe, die darauf hinwies, dass es eine Gewohnheit war. Sie wirkte so beherrscht, aber dieses Das-eigene-Blut-Vergießen deutete auf einen neurotischen Zug. Er dachte an die Schlange, die ihren eigenen Schwanz und damit sich selbst verschlang. Er fragte sich, was sie im Gericht getan hatte. Doch er stellte ihr diese Frage nicht, sondern sagte: »Der Mann, der mich letzte Nacht niedergeschlagen hat, Terence Smith, alias Honda-Mann, war gestern in einen Verkehrsunfall plus Gewaltanwendung verwickelt. Er hat sich verhalten wie ein Wahnsinniger, war völlig durchgeknallt. Wikinger-Berserker fallen einem da ein.«
    »Das haben Sie gesehen? Was sind Sie, so was wie ein professioneller Zeuge, der rumläuft und sich nach Tatorten umsieht?«
    »Nein, ich bin verflucht.«
    Sie lachte und sagte: »Wer hat Sie verflucht?«
    Und er sagte: »Ich glaube, ich selbst.« Weil er offenbar ein Idiot war. Sie sah aus wie ein anderer Mensch, wenn sie lachte.
    »Ich habe gesehen, wie er mit einem Baseballschläger jemanden auf der Straße niedergeschlagen hat, und ein paar Stunden später geht der Typ auf mich los, droht mir und erklärt, ich solle kein Sterbenswörtchen erzählen von dem, was ich gesehen habe. Er kannte meinen
Namen
. Woher wusste er ihn?«
    »Sie waren der einzige Zeuge bei dieser Sache?«
    »Nein«, sagte Jackson, »es gab Dutzende von anderen Zeugen. Er hat mich nicht einmal bemerkt, und er hatte viel mehr Grund, sich den Kerl vorzunehmen, der ihn aufgehalten hat – ein Mann hat seine Aktentasche nach ihm geworfen. Vielleicht hat er den auch verwarnt.«
    »Oder vielleicht ist er nur ein ganz normaler Straßenräuber, und Sie haben sich nur eingebildet, dass er Sie bedroht hat.«
    »Eingebildet?« So wie sie ihm zugehört hatte, hatte er angenommen, sie würde ihm glauben. Er fühlte sich plötzlich enttäuscht.
    »Sehen Sie sich die Beweise an«, sagte sie. »Sie behaupten, Zeuge eines Verkehrsunfalls mit Gewaltanwendung gewesen zu sein, Sie behaupten, der mutmaßliche Verursacher des Unfalls habe sie angegriffen – obwohl Sie sich schuldig bekannt haben,
ihn
tätlich angegriffen zu haben –, Sie behaupten, Sie hätten eine Leiche gefunden, aber es gibt keine Beweise, die diese Behauptung stützen. Sie sind Millionär, aber Sie treiben sich herum und halsen sich an falschen Orten Ärger auf. Seien wir ehrlich, Jackson, auf dem Papier sieht das einfach nicht gut aus.«
    Der unerwartete Gebrauch seines Vornamens überraschte ihn mehr als die Erwähnung seiner persönlichen Lebensumstände. Selbstverständlich hatte sie ihn überprüft. Sie war hier nicht die Dumme, er war derjenige, der grün und blau geschlagen und ein verurteilter Straftäter war. Er sagte: »Ihre Lippe blutet.«

21
    M artin wurde vom morgendlichen Chor geweckt. Obwohl sein Gehirn vom Schlaf noch benebelt war, wusste er, wie unwahrscheinlich das war, er schien nicht an einem Ort zu sein, an dem Vögel sangen, und natürlich, nach einer Weile registrierte er, dass es sein Handy war und kein Vogelchor.
    Er

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