Liebeserwachen in Virgin River
und schnitt eine Grimasse. Brett giggelte begeistert und tat es gleich noch einmal … und noch einmal und noch einmal … Irgendwann meinte Colin: „Du bist leicht zu unterhalten, ganz wie dein Vater.“
„Komm rein“, forderte Luke ihn auf.
„Ich haue sofort wieder ab, ich wollte nur kurz vorbeischauen, Hallo sagen und euch wissen lassen, dass ich in der Nähe bin. Ich bin auf dem Weg zur Hütte.“
Luke wirkte verärgert. „Kannst du nicht wenigstens mal eine Nacht hierbleiben?“
„Nun mach mal halb lang! Sechs verdammte Monate waren ständig Leute um mich herum. Ich bin es leid, mit anderen Menschen zusammenzuwohnen!“
Shelby kam aus dem Haus und trocknete sich die Finger an einem Geschirrtuch ab. „Hallo Süße“, begrüßte Colin sie, und gleich hellte sich seine Stimmung auf. „Kannst du deinem Mann bitte erklären, dass ich meinen eigenen Platz brauche, dass ich eine Weile allein sein möchte und dass ich mir das verdient habe?“
„Ja, das hast du. Trink doch schnell einen Kaffee oder eine Cola mit uns. Fünfzehn Minuten, und anschließend wird Luke dich in Ruhe lassen.“
„Du hast Mom besucht“, warf Luke ihm vor. „Du warst sogar mehrere Tage bei Mom. Warum dann nicht auch eine Nacht hier bei uns, bis du dich zurechtfindest und eingelebt hast?“
„Ich habe mich bereits eingelebt! Und Mom habe ich nur deshalb besucht, weil ich sie beruhigen wollte, damit sie nicht herkommt!“
„Ach Colin, sie ist doch bloß eine gute Mutter“, erwiderte Shelby. „Ich hoffe, dass ich auch mal eine so gute Mutter sein werde wie Maureen.“
Colin schaute Brett an. „Hast du gehört, Kumpel? Sieh dich lieber vor.“
Shelby funkelte ihn an. „Das wird dich weitere fünf Minuten kosten. Jetzt aber rein mit dir, damit ich dir wenigstens etwas zu trinken anbieten kann. Außerdem sollten wir dir auch ein kleines Carepaket mitgeben, zum Beispiel Brot oder Milch und Eier, damit du nicht verhungern musst, bis du es zum Einkaufen schaffst.“
Colin legte den Kopf zur Seite. „Keine schlechte Idee.“ Das war etwas, was ihm schon immer an Frauen gefallen hatte. Die Art, wie sie anscheinend ständig das Bedürfnis hatten, einen zu füttern. Das andere, was ihm auch noch an ihnen gefiel, würde er wahrscheinlich nicht erleben, jedenfalls nicht hier in der tiefsten Provinz.
Luke hielt ihm die Tür auf und Colin ging hinein. „Warst du nicht während der dreitägigen Fahrt hierher ohne Gesellschaft?“, fragte er hinter seinem Rücken.
„Ich möchte allein sein, wenn ich nicht fahre.“
„Womit willst du dich beschäftigen?“
„Ich werde ein paar Sachen ausladen, mich einrichten und dann mal eine Zeit lang zuhören, was sich in meinem Kopf abspielt.“
„Na, das wird dir eine Scheißangst einjagen“, meinte Luke.
„Sollten wir wirklich in Gegenwart des Kindes Wörter wie ‚Scheiß‘ benutzen?“
„Autsch! … manchmal denk ich nicht daran.“
Colin hatte am Küchentisch Platz genommen und hielt Brett nun auf dem Schoß. Er ließ sich von Shelby eine Tasse Kaffee reichen und sorgte dafür, dass das Baby sie nicht umstoßen konnte.
Plötzlich überfiel Colin das schlechte Gewissen, weil er – wie üblich – mal wieder schwierig war. Er hatte Schlimmes erlebt, und alle seine Brüder waren zu ihm geeilt und hatten sich sechs Monate lang intensiv um ihn gekümmert, unterdessen er darum gekämpft hatte, wieder Herr über seinen Körper und seinen Verstand zu werden. Und jetzt saß er hier und verhielt sich einfach wie ein Arsch. Also warf er Luke einen Knochen zu: „Hey, hast du vielleicht diese Woche mal ein bisschen Zeit? Der Vermieter hat mir erlaubt, eine Satellitenschüssel auf dem Dach der Hütte zu installieren. Die kann ich zwar heben, allerdings muss man schon etwas klettern können, damit man sie montieren kann.“
„Und zum Klettern hast du keine Lust“, stellte Luke fest.
„Nein.“ Colin schüttelte den Kopf. „Wie ich höre, gibt es nur eins, das schlimmer ist, als eine Titanstange in den Oberschenkel gepflanzt zu bekommen, und das ist, wenn sie das Gleiche auch noch am anderen machen.“ Er grinste. „Aber ich glaube, ich werde Internet brauchen. Da draußen im Wald dürfte es für mich die einfachste Möglichkeit sein, in Verbindung mit den Leuten zu bleiben und Dinge zu besorgen, die ich brauche.“
„Natürlich. Sag mir nur, wann.“ Luke war eindeutig froh, etwas tun zu können, um ihm zu helfen.
„Und da mein ganzes Zeug eingelagert ist … könnte es sein,
Weitere Kostenlose Bücher