Liebesfilmriss
ging zum Zug. Mit einem Grinsen fügte sie noch hinzu: »Du musst aber auch brav sein. Keine Dummheiten, wenn ich nicht hier bin, um ein Auge auf dich zu werfen.«
Ohne dass Ginny es wollte, kehrten ihre Gedanken zu Finn zurück. Da bestand keine Gefahr. Seit der Geburt der Kätzchen hatten sie nicht mehr über Jubeljahre gesprochen. Es gab auch keine koketten Blicke mehr. Sie fragte sich allmählich, ob sie sich das alles nur eingebildet hatte.
Die Schleusen des Himmels öffneten sich, und mit einem Aufschrei sprang Jem in den Zug. »Bye, Mum. Bis bald.«
»Bye, mein Schatz.« Ginny warf ihr eine Kusshand zu, als sich die Zugtüren schlossen. Die Schmerzen in ihrem Hals wichen den Tränen. Gott sei Dank kaschierte der Regen die Tränen, die ihr über die Wange strömten. Sie lächelte weiterhin.
Jem erwiderte schwungvoll ihre Kusshand. Dann fuhr der Zug aus dem Bahnhof, und wenige Augenblicke später war Jem fort. Fuhr zurück nach Bristol, zurück in die Pembroke Road im Stadtteil Clifton, zurück zu Rupert, von dem Ginny einfach
wusste
, dass er nicht richtig für sie war.
Aber was konnte sie schon tun? Jem war keine sechs mehr, Ginny konnte ihr nicht einfach verbieten, sich mit ihm zu treffen, weil das wie Skateboarden ohne Helm war und sie am Ende nur verletzt werden würde. Jem musste jetzt ihre eigenen Fehler machen. Und hoffentlich etwas daraus lernen.
Wie wir alle, rief sich Ginny in Erinnerung und musste an Carla und Perry denken und an das traurige Chaos, das ihr nicht-existentes Liebesleben war.
Jem schickte Rupert aus dem Zug eine SMS . Er war an diesem Morgen aus Nizza zurückgeflogen. Als sie die Wohnung aufschloss, rief sie fröhlich: »Hallo, Liebling, ich bin wieder zu Hause!«
»Hallo.« Er tauchte im Flur auf, unverschämt braun und mit einer Flasche Bier in der Hand. »Liebling, du hast dein T-Shirt geschrumpft.«
Jem sah an sich herunter. Die Regenfront war ihr aus Cornwall gefolgt und draußen goss es in Strömen. Ihr bauchfreies, weißes T-Shirt war klatschnass und durchsichtig, weil sie den langen Weg von der Bushaltestelle an der Whiteladies Road zu Fuß gegangen war.
»Versuch ja nicht, dich zu bedecken. Es gefällt mir.« Er grinste, gab ihr einen kalten Bierkuss und ließ seine Hand über ihre Brust wandern.
»Ist Lucy hier?« Jem wollte auf Nummer Sicher gehen.
»Sie ist noch nicht zurück. Und ich muss sagen, das freut mich ungemein. Und? Hattest du eine schöne Zeit?«
»Es war toll.« Mit fachmännischem Schulterzucken ließ Jem den nassen Rucksack zu Boden gleiten, wo er mit einem dumpfen
Plop
aufkam. »Ich war auf einer Party und habe haufenweise alte Kumpel getroffen.«
»Alte Kumpel? Waren auch alte, weibliche Kumpel darunter oder waren es nur alte, männliche Kumpel?«
»Beides.« Jem war entzückt von der Vorstellung, dass Rupert eifersüchtig sein könnte. »Eigentlich war sogar ein ehemaliger Freund von mir dort.«
Rupert hob spielerisch eine Augenbraue. »Muss ich mir Sorgen machen?«
»Nein, ich mache mir nichts mehr aus ihm.« Das entsprach voll der Wahrheit. Es hatte keinerlei Wirkung auf sie gehabt, als sie Niall begegnet war. Im Vergleich zu Rupert schien er so … gewöhnlich.
»Gut.« Und dann küsste Rupert sie, und alle Gedanken an Niall Finnegan lösten sich in Nichts auf. Ihr Verstand war stattdessen damit beschäftigt, ein ganz eigenes Feuerwerk zu zünden.
»Was ist mit Lucy?«, keuchte Jem, als er sie an ihrem nassen T-Shirt in Richtung seines Zimmers zog.
»Nur die Ruhe. Sie kommt erst in ein paar Stunden nach Hause.« So gekonnt wie ein Eiskunstläufer manövrierte er sie durch die Tür, öffnete gleichzeitig den Reißverschluss ihres Rockes und zog ihr das T-Shirt über den Kopf.
»Und wie war es in Südfrankreich?« Neckend stupste Jem ihn an der Brust. »Warst du von wunderschönen Frauen in Bikinis umringt? Du bist sicher ständig angequatscht worden.«
»Du nennst sie wunderschöne Frauen in Bikinis, ich nenne sie Tussen. Und natürlich bin ich angequatscht worden. Aber die hatten nur Interesse daran, mit einem reichen Kerl ins Bett zu gehen. Sobald sie deine Platinkreditkarte sehen, fallen sie wie ein Schwarm Wespen über dich her. Das verstehe ich nicht gerade unter einem amüsanten Zeitvertreib.« Sanft stieß er Jem auf das Doppelbett, sah zu ihr hinunter und meinte lächelnd: »Darum bin ich jetzt hier. Weil du genau das bist, was ich mir unter einem amüsanten Zeitvertreib vorstelle.«
Hinterher fuhr sich Jem mit den
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