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Liebesfluch

Liebesfluch

Titel: Liebesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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wird alles besser, stattdessen wird es nur noch schlimmer.« Er rauft sich seine Haare, dann reibt er sich über die Schläfen, als wäre viel zu viel Druck in seinem Kopf. So traurig, wie er aussieht, kann ich mir gerade überhaupt nicht vorstellen, dass er jemals irgendwem etwas zuleide getan hat.
    »Aber ich bin doch erst zwei Tage hier«, versuche ich ihn zu trösten, obwohl ich noch nicht einmal verstehe, wovon er eigentlich genau spricht. »Das wird schon. Haste makes waste, sagen wir.«
    »Ich weiß, ich weiß. Gut Ding will Weile haben. Vielleicht ändert es sich ja wirklich noch. Dann fahre ich jetzt also besser mal nach Eberstadt.« Er lächelt mich schief an. »Willst du mitkommen?«
    Nein, da brauche ich gar nicht erst darüber nachzudenken. Auf keinen Fall. Ich habe anderes vor.
    »Für Mia ist es bestimmt besser, wenn wir hierbleiben und spielen, oder nicht? Ich meine, sie ist ja gestern erst aus dem Krankenhaus zurückgekommen.«
    »Du hast recht. Ja, dann macht’s mal gut, ihr zwei. Bis später.« Er geht zur Haustür, dreht sich noch einmal zu Mia und mir um, winkt und wenige Sekunden später höre ich den Motor seines Autos anspringen.
    Ich bleibe einen Moment mit Mia im Arm sitzen und frage mich, was verdammt noch mal hier eigentlich los ist.
    Wie kommt es, dass Ju plötzlich ohne jedes Humpeln die Treppe hinunterrennen konnte? Und was meinte Stefan mit »Wenn du hier bist, wird alles besser«?
    Ich stehe auf und gehe mit Mia langsam in mein Zimmer. Wieso nur ist Ju nach unten gerannt? Wollte er sich verstecken – oder hat er tatsächlich gewusst, dass es unten einen Ausgang gibt? Aber woher hätte er das wissen sollen? Sein Verhalten ist mehr als merkwürdig. Und was wollte er mir eigentlich sagen, kurz bevor Stefan gekommen ist? So viele Fragen türmen sich in meinem Kopf auf, ohne auch nur eine Antwort darauf zu haben. Und was, wenn er gar nicht weggelaufen ist, sondern sich nur versteckt hat? Mit dem kaputten Fuß konnte er ja kaum laufen.
    Ich schaue im Bad nach, unter dem Bett und sogar in meinem Wandkleiderschrank. Doch da bewegen sich in der lauen Luft nur ein paar leere Bügel gespenstisch hin und her. Ich sollte meine Koffer wirklich bald auspacken und aufräumen, denke ich mit einem Blick auf das Chaos in meinem Zimmer.
    Die Tür zum Garten steht auf. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich sie heute Morgen offen gelassen habe oder ob sie auf ist, weil Ju sie geöffnet hat. Ich gehe nach draußen und schaue mich im Garten um. Von Ju keine Spur. Der Typ ist tatsächlich einfach abgehauen.
    Und jetzt?
    Ich beschließe, wieder hoch ins Wohnzimmer zu gehen. Wenn Ju mir schon keine Antworten geben kann, will ich jetzt wenigstens Gewissheit in Bezug auf Stefan haben. Ich schließe die Tür ab und gehe nach oben. Nachdem ich Mia auf eine Krabbeldecke gesetzt habe, gehe ich zum Sideboard. Als sich meine Hand um den Knubbelgriff legt, halte ich kurz inne und frage mich, ob ich wirklich wissen will, was in diesen Artikeln steht.
    Die Antwort lautet: Ja.
    Entschlossen öffne ich die Tür und mein Blick fällt in das Schränkchen.
    Nichts.
    Keine Mappen mehr in dem Sideboard. Keine einzige.
    Nur Servietten und Kerzen, Besteckkästen und alte Fotoalben.
    Ich starre in das Sideboard und frage mich, ob ich mir das alles nur eingebildet habe.
    Nein, ich bin sicher, dass diese Artikel und die Mappen hier waren. Die Frage ist nur, wer hat sie weggeräumt und warum.
    Und warum ausgerechnet jetzt?

10. Er
    Ungeheuerlich, denn sie hat sich damit abgefunden, dass du tot bist. Nicht einmal davor ist sie zurückgeschreckt. Nur um ihrer krankhaften Gier nach Aufmerksamkeit zu frönen. Und trotzdem war genau das der Moment, wo mir klar wurde, wie falsch mein Handeln gewesen war.
    Ich muss es tun.
    Alles, was sie mir gesagt hat, scheint tatsächlich wahr zu sein. Ich kann daran nicht länger zweifeln, und wenn ich sie retten will, dann muss ich es tun, dann muss ich sie dort rausholen.
    Mein Problem ist, dass mein Verstand zwar mittlerweile genug Hinweise gesammelt hat, aber mein Herz, dieses verdammte unnütze Ding, sagt etwas ganz anderes, will – nein, kann es einfach nicht glauben.
    Doch auf mein Herz darf ich nicht hören, denn wenn ich nichts unternehme, kann es sein, dass ich morgen aufwache und erfahre, dass sie tot sind.
    Ich könnte sie natürlich einweihen, das wäre das Beste. Aber wenn sie Wind davon bekommt, dann könnte es für alle verdammt gefährlich werden. Oh Mann, wenn ich nur wüsste,

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