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Liebesfluch

Liebesfluch

Titel: Liebesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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nicht einfach nur eine Panikreaktion hatte und mich da in etwas hineinsteigere.
    Kaum sind die Gläschen warm, reicht Anja mir sofort das eine für Mia, nimmt das andere und beginnt, Bennie zu füttern. Dabei wirft sie immer wieder einen hektischen Blick auf die Uhr und sagt, dass es für die beiden längst Zeit für den Mittagsschlaf wäre.
    Während ich Mia füttere, habe ich das Gefühl, Anja kann es gar nicht erwarten, die beiden ins Bett zu bringen. Verstohlen fühle ich immer wieder nach dem iPhone in meiner Hosentasche und warte die ganze Zeit darauf, dass Ju sich meldet, aber es bleibt still. Wenn Anja erst mal mit den Kindern oben ist, werde ich es noch einmal versuchen.
    Sie holt ein Glas mit weißlichem Sirup aus dem Kühlschrank. »Das ist Holunderblütensirup, den ich gekauft habe, als du mir von deiner Grannie erzählt hast. Mach uns doch eine Schorle zum Mittagessen, ja? Riech mal.« Sie hält mir das offene Glas unter die Nase. Es duftet wunderbar säuerlich und ganz leicht nach Waldbeeren.
    »Lecker. Wie geht das?«
    »Du nimmst einen Esslöffel Sirup und gießt ihn mit Wasser auf, man kann auch noch ein paar Zitronenscheiben und ein paar Eiswürfel hineintun.« Sie wirft einen Blick auf die Kleinen, die nach dem Essen wirklich ziemlich müde in ihren Stühlchen sitzen. Bennie scheint es wieder besser zu gehen, stelle ich erleichtert fest. Er wirkt nicht mehr so verschwitzt und apathisch wie vorhin.
    Als ich aufstehen will, um Mia aus ihrem Stuhl zu heben, sagt Anja: »Du solltest wirklich noch deinen Fuß schonen, Blue. Deshalb schlage ich vor, dass du hier unten bleibst und für uns Mittagessen machst. Nichts Großes, nur einen Snack. Das geht im Sitzen ganz gut, oder? Einen Salat für mich«, sie verzieht ihr Gesicht zu einem Grinsen, »und du kannst ja vielleicht die Blutwurst dazu essen?«
    Ich nicke, obwohl ich die Blutwurst ganz sicher nicht essen werde. Alleine bei dem Wort ›Blut‹ dreht sich mir der Magen um. Aber trotzdem passt mir Anjas Plan sehr gut, dann kann ich wenigstens ungestört mit Ju reden, während sie oben ist.
    Sie nimmt Bennie rechts und Mia links auf die Hüfte. »Ihr Schätzchen werdet langsam zu schwer für mich.« Sie nickt mir zu. »Ich komme erst, wenn die beiden eingeschlafen sind.«
    Sie galoppiert nach oben und singt den Kindern dabei »Hoppe, hoppe, Reiter« vor, was die Zwillinge mit fröhlichem Glucksen und Quietschen kommentieren.
    Ich warte, bis sie oben angekommen sind, dann rufe ich Ju an. Nichts. Wieder nur die Mailbox. Verdammt! Wenn ich nur wüsste, was Anja als Nächstes vorhat. Da ich nicht weiß, was ich sonst machen soll, gieße ich schon mal die Schorle auf und schneide Zitronen.
    »Blue!«, höre ich Anjas Stimme von oben. »Blue, ich hab echt großen Hunger, mach bitte einen richtig großen Salat, ja?«
    »Klar«, antworte ich und überlege weiter, was ich tun kann.
    Der Einzige, an den ich mich noch wenden könnte, wäre Stefan. Tolle Idee, Blue, und wie stellst du dir das vor? »Stefan, übrigens, was ich dir noch sagen wollte, deine Frau macht deine Kinder krank und gehört hinter Schloss und Riegel.«
    Ich lasse Wasser in die Spüle laufen und versuche es wieder bei Ju. Noch immer nichts. Ich werde immer unruhiger und überlege fieberhaft, was ich machen könnte. Als ich die Überreste der Zitrone in den Mülleimer werfe, fällt mir plötzlich Felix ein. Natürlich, Felix! Schnell wähle ich seine Nummer und lausche dann ungeduldig dem Klingelton, aber auch er geht nicht ran. Wofür haben die Leute eigentlich Handys, wenn sie dann trotzdem nicht erreichbar sind, denke ich wütend und spreche ihm eine Nachricht auf die Mailbox – von wegen melden, wenn Not am Mann ist!
    Dann nehme ich einen grünen Salat aus dem Gemüsefach und wasche ihn. Das Plätschern kommt mir unnatürlich laut vor.
    Oben ist es still.
    Ich höre weder die Kinder noch Anja, die mit ihnen redet. Oder ihnen etwas vorsingt, wie sonst, wenn sie sie zu Bett bringt. Plötzlich wird mir ganz mulmig. Was macht sie da oben? Sie hat gesagt, sie kommt erst, wenn die Kinder eingeschlafen sind. Warum hat sie das so betont?
    Ich gebe den Salat in eine Salatschleuder und lasse das Wasser ablaufen. Dann halte ich es nicht mehr aus. Ich will wissen, was dort oben vor sich geht, und humple, so leise es irgendwie geht, nach oben.
    Vom Treppenabsatz aus sehe ich, dass sie die Zimmertür einen Spalt offen gelassen hat – sicher um zu hören, was ich unten treibe. Deshalb ziehe ich oben

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