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Liebesfluch

Liebesfluch

Titel: Liebesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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meinen Blick auf sie zu richten und sie nicht aus den Augen zu lassen, kommt es mir vor, als würde ich Karussell fahren.
    Sie steht vor mir, Bennie auf dem Arm, und dreht sich. »Das ist nichts Schlimmes«, sagt sie, aber ihre Stimme klingt so, als würde man sie langsamer abspielen … schllüümmmmüüsss … als käme sie aus einer dunklen Höhle.
    »Nur ein starker Cocktail gegen die Allergien, die Bennie immer hat, ein sehr starker Mix.«
    Was für Allergien?, denke ich und plötzlich flattern meine Augen und meine Mundhöhle wird so trocken, als hätte die Lavahitze sie verdorrt.
    Ups, was war das denn für ein Geräusch? Das Handy ist aus meiner Hand gefallen. Lustig. Ein Kichern kommt aus meiner Kehle. Ich will nicht lachen, ich weiß, ich muss etwas tun, muss hier raus und die Kinder in Sicherheit bringen. Ja, ja, aber das ist auch echt komisch. Wie im Märchen. Ich muss die Kinder vor der bösen Hexe retten, denke ich und muss schon wieder kichern. Meine Muskeln beginnen zu zucken und zu flattern.
    Anjas Stimme dringt an mein Ohr. »Diese Medizin wird dir sehr guttun.« Ich sehe, wie sie sich nach dem Handy bückt, es aufhebt, dann schiebt sie das Bettchen mit den beiden Kindern in den Flur. Wie komisch, warum tut sie das? Das sieht aus, als wäre das Bett ein Schiff, das auf einem Ozean dahintreibt. Und Anja ist der Kapitän. Dann schließt sich die Tür und ich höre, wie ein Schlüssel umgedreht wird. Sie sperrt mich ein.
    Sperrt mich ein? So ein Unsinn, warum sollte sie das tun? Ich schwebe zur Tür. Ich will nicht hier drin sein, ich muss doch raus. Die Tür ist doppelt, seit wann sind denn im Kinderzimmer zwei Türen? Obwohl, das macht Sinn, es sind ja auch zwei Kinder. Ja, das verstehe ich. Es sind auch zwei Bettchen da. Drehbettchen und Drehtüren.
    Ich bin so leicht, fühle meinen Körper gar nicht mehr. Ich will nicht hier drinbleiben, rufe nach Anja, aber aus meinem Mund kommt etwas ganz anderes, als ich sagen will. Als ob meine Zunge die Befehle nicht versteht, sie liegt wie Sand im Mund und alles andere zuckt so komisch. Mir ist heiß, meine Haut kribbelt und krabbelt, reibt an den Kleidern, ich will, dass das aufhört. Weg mit den Klamotten, ich ziehe mich aus. Je weniger ich am Leib trage, desto besser.
    Das ist gut, das fühlt sich wundervoll an, die Luft streichelt meine Haut. Ich haue noch mal an die Doppeltür, aber es passiert nichts. Ich will aber hier raus, ich will zur Sonne fliegen, mich im Wind trocknen.
    Licht, dort drüben ist Licht, ich ziehe die Gardinen zurück. Ich steige auf den Wickeltisch. Da ist sie, die Sonne. Hallo Sonne, ich komme.
    Ich fliege zu dir.

23. Er
    Dann habe ich meinen nächsten Urlaub genutzt und dich zu mir geholt. Wenn du das euphemistisch formuliert findest, dann denke daran, wie ich dich geholt habe.
    Beinahe hätte sie mich gesehen. Ich schaffe es im Garten gerade noch, um die Ecke von Blues Zimmer zu verschwinden und warte dort vollkommen außer Atem, ob sie ebenfalls um die Ecke biegt. Als alles ruhig bleibt, wage ich einen vorsichtigen Blick zurück. Anja läuft auf das Planschbecken zu und bleibt dann nachdenklich davor stehen.
    Ihr Hals ist mit roten Flecken übersät, das eigentlich elegante Leinenkostüm zerknittert, ihre Bluse sieht aus, als hätte jemand daran gerissen.
    Auf ihrer rechten Hüfte trägt sie Mia, die bitterlich schluchzt, obwohl Anja ihr eine Klingelmelodie vorspielt – von einem iPhone! Ich kneife die Augen zusammen, weil ich gegen das Sonnenlicht schaue. Könnte Blues Handy sein …
    Mit der linken Hand umklammert Anja ein normales Telefon, das sie eng an ihr Ohr gepresst hält. Ihre Stimme klingt schrill, ihre Sätze sind atemlos und werden offensichtlich von dem Teilnehmer am anderen Ende ständig unterbrochen.
    »Stefan, ich sage dir, das Mädchen ist eine Zumutung.«
    Anja geht um das Planschbecken herum.
    »Ich glaube sogar, sie nimmt Drogen. Was ist, wenn den Kindern etwas passiert?«
    Anja beugt sich zum Planschbecken hinunter.
    »Du weißt, dass ich das nicht überleben würde.«
    Sie setzt Mia in das Wasser, das der Kleinen bis über ihren Bauch reicht. Was soll das? Mia ist noch immer voll angezogen und schnappt überrascht nach Luft, dann aber patscht sie mit ihren Händchen auf das Wasser, als wäre es ein neues Spiel.
    »Wirklich, Stefan, ich glaube, du solltest nach Hause kommen.«
    Sie wirft Blues Handy neben Mia ins Wasser. Ich kann kaum glauben, was ich da sehe. Warum tut sie das – woher hat sie überhaupt

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