Liebeskuenste
diesen Knopf.« Sie weist zum Kopfteil des Betts. »Ich bin in der Küche, falls Sie mich brauchen.« Sie nickt mir zu und verlässt den Raum.
Ein ›Herrenbad‹? Ich schüttle ungläubig den Kopf. Selbstverständlich braucht ein Macho wie Roman ein ›Herrenbadezimmer‹!
Mein Schamgefühl weicht langsam unbändiger Wut, vor allem auf mich selbst. Warum habe ich mich bloß mit ihm eingelassen? Warum habe ich nicht auf Karen gehört? Warum bin ich nicht in der Lage, ihm ›Nein!‹ zu sagen, und zwar so, dass er es akzeptiert? Warum bin ich Roman gegenüber so willenlos und komme mir immer vor wie das Kaninchen vor der Schlange?
Selbst Schuld, sage ich mir, während ich mir eine Tasse Kaffee einschenke. Obwohl das Essen lecker aussieht und die frisch gebackenen Croissants appetitlich duften, bringe ich keinen Bissen hinunter; mein Magen ist wie zugeschnürt.
Nachdem ich geduscht und mich einigermaßen alltagstauglich hergerichtet habe, mache ich mich auf die Suche nach der Küche. Dabei nutze ich die Gelegenheit, das Schlösschen genauer zu inspizieren. Neugierig öffne ich Tür für Tür und schaue in jeden Raum. Jeder ist auf Roman zugeschnitten, nach seinem extravaganten Geschmack eingerichtet. Obwohl ich es mir nicht eingestehen will, halte ich Ausschau nach Spuren weiblicher Anwesenheit, kann aber keine entdecken.
»Hör endlich damit auf, du dumme Kuh, und streiche Roman Hagen aus deinem Leben«, ermahne ich mich, als ich schließlich die Küche erreiche.
»Ach, Frau Theiß.« Thea hat mich bereits erwartet. »Sie möchten jetzt sicher nach München zurück. Herr Hagen hat mir aufgetragen, ein Taxi für Sie zu rufen.«
»Ist er denn nicht hier?«, frage ich, weil ich keine Lust habe, ihm heute Morgen zu begegnen.
»Nein. Er ist schon vor Stunden ins Atelier gefahren«, teilt mir die Haushälterin mit.
»Er arbeitet nicht hier im Haus? Er hat ein eigenes Atelier?«, frage ich erstaunt, denn ich habe angenommen, dass sich dieses im Schloss befindet.
»Ja. Er hat gerne seine Ruhe beim Malen, und hier herrscht zu viel Unruhe – gelegentlich …«
Zu viel Unruhe? Ich schaue mich um. Außer Thea scheint sich niemand in Schloss zu befinden.
Zehn Minuten später sitze ich im Taxi. Während der Fahrt fällt mir ein, dass ich weder Schlüssel noch Geld bei mir habe.
»Bitte setzen Sie mich bei der Galerie Bell’ Arte in Schwabing ab«, weise ich den Fahrer an und nenne die Adresse.
Wie schon beim letzten Mal sind auch heute die Fahrtkosten bereits beglichen.
Kaum habe ich die Tür der Galerie hinter mir geschlossen, als Karen vor mir steht. Mit mürrischem Gesicht teilt sie mir mit, dass sie die Handtasche, die ich im Q4 vergessen habe, an sich genommen und heute Morgen mitgebracht hat.
»Du hattest es gestern Abend ja verdammt eilig, so eilig, dass du dich noch nicht einmal verabschieden konntest?« Sie klingt beleidigt. »Ach ja, und es ist Besuch für dich da. Er wartet im Büro auf dich.«
Sie geht ins Hinterzimmer und knallt die Tür hinter sich zu.
Neugierig auf den angekündigten Besuch reiße ich Tür zum Büro auf. Roman Hagen erhebt sich aus dem Sessel. Ich halte den Atem an und spüre, wie sich flammende Röte über meinen Hals bis in mein Gesicht ausbreitet.
»Was willst du?«, fauche ich ihn an. »Möchtest du mir vielleicht noch ein paar Schläge verabreichen?«
Zum ersten Mal erlebe ich ihn verlegen. Er schaut zu Boden und scheint erst einmal über eine Antwort nachzudenken. Schließlich sagt er stockend: »Gina … Es tut mir leid. Ich entschuldige mich für mein Benehmen gestern Abend. Aber ich war ziemlich hingerissen von dir und deinen Reizen, und als du einverstanden warst, dich auf ein Experiment einzulassen, war ich so glücklich und erregt … Ich hätte dich damit nicht so überrumpeln dürfen. Kannst du mir verzeihen?«
Im Ausstellungsraum rumort es vernehmlich, als Karen eine Staffelei aus dem Hinterzimmer zieht. Roman wirft ihr einen kurzen Blick über die Schulter zu und schließt die Tür. Dann wendet er sich wieder an mich und bittet: »Gib mir die Chance, dir alles zu erklären.«
Ich lasse mir Zeit, bevor ich widerstrebend nicke. Es stimmt, er hat sofort von mir abgelassen, als ich ihn darum gebeten habe.
Roman scheint erleichtert. »Ich würde dich gern zum Essen ausführen. Ich bin der Meinung, dass man dabei leichter reden kann.«
»Ich muss erst Karen Bescheid sagen und sie fragen, ob sie den Dienst für mich übernimmt. Eigentlich sollte ich sie jetzt
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