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Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Groupies«, erklärte Marion Klosa.
    »Eines? Wie viele Bräute hat denn unser Blaubart?« Ihr Humor klang bemüht.
    »Ach, einige. Das wechselt«, sagte Marion.
    »Haben die anderen auch langes Haar?«
    »Sie meinen, ob wir mit noch mehr Zöpfen rechnen müssen?« fragte Marion zurück und grinste.
    Ein Blick aus den perlgrauen Augen der Tiffin, und Marion wurde wieder ernst. »Ja, zwei oder drei haben auf jeden Fall längeres Haar. Das weiß ich, weil ich bei der Kontrolle der Post die Fotos sehe, die sie ihm schicken. Und gelegentlich habe ich Aufsicht im Besucherraum. Bei Feller sind schon einige heulend rausgelaufen«, setzte sie ungefragt hinzu.
    »Weiß er von diesem – Geschenk?«
    »Noch nicht. Aber er wartet sicher darauf, er hat es ja bestellt.« Sie nahm das Bild aus dem Umschlag und legte es neben den Zopf.
    Treeske Tiffin betrachtete es ohne sichtbare Gemütsregung und drehte es um. »… das Geschenk, das du haben wolltest «, las sie vor. »Soso.«
    »Das ist wieder eines seiner Machtspielchen«, preschte Marion vor. »Es macht ihm Spaß, mit Menschen zu experimentieren. Früher in seinen Seminaren hat er Leute über Glasscherben und glühende Kohlen gehen lassen.« Verdammt, was redete sie denn da? Hatte sie vergessen, wen sie vor sich hatte? Bestimmt hatte die Tiffin auch schon bei so einem Ringelpietz mitgemacht.
    »So etwas kann das Selbstvertrauen immens stärken«, wandte die dann auch prompt ein.
    »Wissen Sie, wie er damals diese Frau umgebracht hat?« lenkte Marion ab.
    »Sagen Sie es mir«, forderte die Psychologin.
    »Mit einem Schaftöter.«
    »Einem Schaftöter«, wiederholte Treeske.
    »Eine Art Bolzenschußgerät. Es sieht auf den ersten Blick wie eine Fahrradpumpe aus. Man setzt es oben am Kopf an, auf Knopfdruck löst sich eine Feder, und ein Bolzen durchschlägt den Schädel und dringt ins Gehirn.«
    Dichtes Schweigen folgte diesen Worten. Die Tiffin, fiel Marion jetzt ein, war erst seit drei Monaten hier. Vielleicht war sie gar nicht richtig im Bild darüber, mit wem sie es zu tun hatte. Doch das war ein Irrtum. Denn Treeske Tiffin war keineswegs so uninformiert, wie sie Marion Klosa gegenüber vorgab. Aber sie hatte im Lauf ihrer sechsunddreißig Lebensjahre die Erfahrung gemacht, daß es manchmal klüger war, sein Wissen für sich zu behalten und die anderen reden zu lassen.
    »Eine außergewöhnliche Tatwaffe«, nahm Treeske den Faden wieder auf.
    »Er hat das Ding mal in einem Seminar benutzt«, berichtete Marion.
    »Ach ja? Wozu?«
    »Um ein Schaf zu töten. Vielmehr, eine Teilnehmerin des Seminars mußte es tun, es war eine Art Strafaktion. Die anderen haben das Tier dann schlachten und essen müssen.«
    »Interessant.«
    »Ich versteh’ so was nicht«, empörte sich Marion. »Dient es etwa auch der Stärkung des Selbstvertrauens, jemanden zum Töten einer armen, unschuldigen Heidschnucke anzustiften? Das sind doch erwachsene Menschen, die nein sagen können.«
    »Unterschätzen Sie nicht die gruppendynamischen Prozesse, die bei solchen Veranstaltungen in Gang gesetzt werden. Aber so weit mir bekannt ist, ist Feller hier wegen des Mordes an einer Frau, nicht an einer Heidschnucke.«
    Marion schüttelte nur den Kopf.
    Treeske Tiffin starrte nachdenklich über ihre Brille hinweg ins Leere und pflügte dabei mit beiden Händen durch ihre streichholzkurzen roten Haare. Die Farbe war echt, ihr sehr heller Teint ließ keinen Zweifel daran aufkommen. Schließlich sagte sie: »Ziemlich geschmacklos, das Ganze.«
    »Ja, das arme Tier«, stimmte Marion zu.
    »Ich dachte jetzt eher an den Zopf.«
    »Ich glaube, daß er testen wollte, wie weit er diese Frau bringen kann. Außerdem weiß er, daß er uns damit in Aufregung versetzt.«
    »Sie scheinen ausgesprochen gut über Lukas Feller Bescheid zu wissen, Frau Klosa«, stellte Treeske Tiffin fest.
    »Als Feller auf meine Station kam, habe ich mir seine Akte genau angesehen.«
    Offenbar hatte Klosa nicht nur die Akte studiert, in der keine Silbe von einer gemeuchelten Heidschnucke stand, sondern auch die dazugehörige Presse, dachte Treeske Tiffin und fragte: »Machen Sie das bei jedem Häftling?«
    »Ich weiß eben gerne, mit wem ich es zu tun habe.«
    »Die Straftat allein sagt nicht alles über eine Person aus.«
    »Aber sie liefert immerhin den Grund, weswegen jemand hier ist«, hielt Marion dagegen.
    »Den Anlaß«, korrigierte die Tiffin. »Die Gründe liegen meist ganz woanders.«
    »Triebtäter behalten doch bekanntlich gerne

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