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Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Worte nach. Alle, bis auf seinen tyrannischen Vater, waren damals in Lukas’ Augen schwach gewesen. Nur er hatte das scheinbar Notwendige getan. Er war der Rolle des Opfers entkommen, indem er konsequent auf die Seite der Täter übergewechselt war.
    »Er hat seinen Tod doch verdient, oder?« insistierte Lukas. Er wandte den Kopf und sah Mathilde erwartungsvoll an.
    »Ja«, hörte sich Mathilde sagen.
    Und womit haben Johanna Gissel und Ann-Marie Pogge ihren Tod verdient? Sie wagte es nicht, diese Frage auszusprechen. Vielleicht würde er irgendwann von selbst darüber reden. Vielleicht wollte sie es auch gar nicht wissen.
    Mathilde bemerkte am Tag darauf, daß einer der vier Kartons in Lukas’ Arbeitszimmer ausgepackt war. An der Wand über dem Schreibtisch hingen vier in Holz gerahmte Fotos, zwei oben, zwei unten.
    »Darf ich?« Nie betrat sie unaufgefordert sein Arbeitszimmer, und auch in seiner Abwesenheit scheute sie sich, den Raum zu betreten oder gar in seinen Sachen herumzuschnüffeln. Ohne es angesprochen zu haben, erwartete sie dasselbe auch von ihm.
    »Natürlich, komm rein.«
    Neugierig trat sie näher.
    »Hast du schon meine Webseite angesehen? Sie ist jetzt fertig.«
    »Mach ich noch«, antwortete Mathilde. Die Bilder an der Wand interessierten sie mehr.
    Auf dem Bild links oben sah Lukas noch sehr jung aus, aber sie erkannte ihn sofort unter den fünf Männern in staubigen Uniformen, die einander die Arme auf die Schultern gelegt hatten und in die Kamera grinsten. Lukas löste sich vom Bildschirm und stellte sich neben sie.
    »Wo war das?«
    »In Beirut, während des libanesischen Bürgerkriegs. Das war 1983, mein erster Auslandseinsatz.«
    »Was hast du da gemacht?«
    »Wir sollten den Abzug des PLO-Chefs Arafat und seiner Anhänger nach Tunis sichern. Dabei wurden wir immer wieder in Feuergefechte zwischen den Bürgerkriegsparteien verwickelt.«
    »Hattest du Angst?«
    »Todesangst. Wenn wir durch die Stadt patroullierten, konnten wir jederzeit in einen Hinterhalt geraten. Wir wurden einige Male beschossen. Das hat fünf Kameraden das Leben gekostet. Einer, der mit mir die Ausbildung begonnen hatte, starb zwei Meter neben mir.
    Der Schütze war ein Bengel von vielleicht fünfzehn. Den hat’s dann auch erwischt.«
    »Hast du ihn getötet?«
    Er zuckte die Schultern. »Manchmal ist es schwer zu sagen, welche Kugel wen trifft. Man will es auch nicht so genau wissen.«
    »Und wo war das?« Das rechte obere Bild zeigte Lukas und zwei seiner Kameraden vor einem Hubschrauber.
    »Im Tschad. Eine ehemalige französische Kolonie. Wir haben die Invasionstruppen Libyens aus dem Land vertrieben, und es wurde ein Friedensvertrag ausgehandelt. Einige Legionäre blieben als Beobachter zurück, darunter auch Teile meiner Einheit. Im Februar 1986 brach Gadhafi die Abmachung und schickte seine Truppen erneut in den Tschad, um die dortigen Rebellen zu unterstützen. Wieder mußten französische Truppen eingreifen, darunter auch die Legion. Dieses Mal operierten wir hauptsächlich mit Hubschraubern. Zusammen mit den französischen Truppen drängten wir die Libyer unter schweren Menschen- und Materialverlusten immer mehr zurück. Auf seiten der Legion gab es bei diesem Einsatz zum Glück keine Verluste.«
    »Menschenverluste«, wiederholte Mathilde und schüttelte den Kopf. »Warum sagt man nicht Tote?«
    »Ich glaube, es ist egal, wie man es nennt. Aber du machst dir ein falsches Bild. Wir haben viel mehr Zeit damit verbracht, Straßen und Brücken zu reparieren. Es wurden Brunnen gebohrt und Schulen gebaut. Aber es muß eben auch dafür gesorgt werden, daß die Kinder zur Schule gehen können, ohne unterwegs erschossen zu werden, verstehst du?«
    Mathilde nickte.
    »Die Kämpfe waren manchmal nur eine Sache von Tagen. Zum Beispiel die berühmte Operation Desert Storm im ersten Golfkrieg, erinnerst du dich?«
    »Nur an grünliche Bilder im Fernsehen«, antwortete Mathilde.
    »Unser Ziel war das irakische Fort As Salaman. Durch dessen Zerstörung sollte der irakische Nachschub und die Verstärkung für die in Kuwait stehenden irakischen Truppen unterbunden werden. Hier …« Er zeigte auf das linke untere Bild. Ein Dutzend Männer mit weißen zylindrischen Käppchen auf den Köpfen stand neben einer Gruppe amerikanischer Soldaten, erkennbar an den kleinen Amerika-Flaggen, die jeder von ihnen hochhielt. Im Hintergrund ein Panzer.
    »Wir unterstanden zum erstenmal den Amerikanern. Blutjunge Bürschchen in neuen Abrams

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