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Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Gipfel der Geschmacklosigkeit. Auf der Beerdigung deiner Mutter! Hoffentlich bläst Lukas diesem Dragoner ordentlich die Meinung.«
    Mathilde wandte sich um. Lukas unterhielt sich mit den Keusemanns. Es sah nicht nach Streit aus.
    »Ach, weißt du«, sagte sie zu Leona, »ich werde die Wohnung sowieso nicht halten können.«
    »Aber es müssen doch nicht Keusemanns sein! Der Mann war an deinem Rausschmiß beteiligt. Und sie … sie ist strunzdumm!«
    »Das mag schon sein«, stimmte Mathilde resigniert zu. »Aber so komme ich wenigstens um diese demütigenden Wohnungsbesichtigungen herum.«
    »Trotzdem«, maulte Leona. »Ein bißchen Taktgefühl kann man doch verlangen. Was für ein grenzenloser Egoismus! Außerdem will ich die zwei auf keinen Fall als Nachbarn!«
    Mathilde zuckte die Schultern. Anscheinend ließ die Wirkung der Pillen nach, sie fühlte sich plötzlich nur noch traurig und unendlich müde.
    Mathilde war sich bewußt, daß sie sich früher oder später der Realität ohne Hilfe der Pharmazie stellen mußte. Und bereits am Morgen nach Franziskas Beerdigung holte sie die Wirklichkeit ein. Sie versenkte gerade zwei Scheiben Weißbrot im Toaster, als das Telefon klingelte. Mathilde nahm ab, woraufhin sich ihr ein Mann als der zuständige Ermittler im Fall Franziska Degen vorstellte. Seine Stimme war klar und klang sympathisch, als er seinen Namen nannte: Lars Seehafer. Sie erinnerte sich sofort an den Namen. Ausgerechnet der Kommissar, der im Fall Petra Machowiak gegen Lukas ermittelt hatte, war nun mit den Untersuchungen zu Franziskas Tod betraut? Ein seltsamer Zufall. Wenn überhaupt.
    Er wollte sie in seiner Dienststelle sprechen.
    »Wann?«
    »In einer Stunde?«
    »Es ist Samstag«, gab Mathilde zu bedenken.
    Das schien ihn nicht zu stören. »Um so besser, dann ist es hier ruhig.«
    Mathilde willigte ein, und er beschrieb ihr den Weg zu seiner Dienststelle. Mathilde notierte alles auf einem Zettel, den sie in der Hosentasche verschwinden ließ.
    »Wer war das?« fragte Lukas, der gerade aus dem Bad kam.
    Sollte sie ihm die Wahrheit sagen? Er würde sofort schlechte Laune bekommen, und wenn er verstimmt war, hatte sie immer das Gefühl, daß die Welt um sie herum in eine Art Kältestarre fiel.
    »Ein Polizist. Er möchte mich wegen Franziska sprechen.«
    »Gibt’s was Neues?«
    »Keine Ahnung. Ich werde es erfahren.«
    Lustlos zupfte sie an einer trockenen Scheibe Toast herum. Lukas dagegen aß mit gutem Appetit, und die Geräusche, die er beim Kauen machte, erreichten garantiert fünfzig Dezibel. Sie erschrak. O je! Das ist der Anfang vom Ende.
    »Tut mir leid, ich habe keinen Hunger«, sagte sie und stand auf.
    Lukas lächelte ihr zu, stand ebenfalls auf und zog sie sanft an sich. »Es wird schon wieder«, sagte er tröstend, und prompt bereute Mathilde ihre ketzerischen Gedanken und daß sie ihn wegen Seehafer belogen hatte. Aber jetzt war es zu spät für die Wahrheit. Ich werde es ihm hinterher erzählen, beschloß sie.
    Sie wählte einen hellen Sommerhut mit schwarzem Band zu ihrem schwarzen Hosenanzug. Franziska hätte niemals von ihr verlangt, sich ihretwegen in Trauerkleidung zu hüllen. Aber da Mathilde ohnehin viele schwarze Sachen besaß, bereitete es ihr keine Umstände.
    »Soll ich mitkommen?« fragte Lukas.
    »Nein.«
    »Du weißt, daß du ohne Anwalt nichts sagen mußt.«
    »Wozu sollte ich einen Anwalt brauchen?«
    »Man weiß nie«, sagte er. Das Ganze schien ihm nicht zu gefallen.
    Sie fuhr mit dem Rad. In den Straßen staute sich der Verkehr, es war ein strahlender Sommertag, an dem das Volk in die City strebte. Mathilde passierte das Rathaus, überquerte die Leine und bog links in die Waterloostraße. Das Gebäude der Polizeidirektion war imposant und respekteinflößend, fand Mathilde, die es zum erstenmal aufmerksam betrachtete. Man hatte vor zwei Jahren sein hundertstes Jubiläum gefeiert, erinnerte sie sich.
    Sie trat durch das Portal. Hinter den dicken Mauern war es kühl, und ihre Schritte hallten durch die leeren Gänge. Ohne Probleme fand sie das Zimmer des Hauptkommissars und klopfte an. Lars Seehafer erhob sich, als sie sein Zimmer betrat. Er war gut einsneunzig groß und um die Fünfzig. Über eine kleine, runde Brille, die fast auf der Spitze seiner schmalen, gebogenen Nase saß, blickten sie graugrüne Augen aufmerksam an – Augen, denen kein Detail entgeht, dachte Mathilde und fand den Gedanken sogleich lächerlich. Nur weil er Polizist war, kamen ihr solche

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