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Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Titel: Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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suche sie Schutz, und ich hielt sie fest, als wäre sie ein neugeborenes Kätzchen, und ich wärmte sie mit meinen Händen, und als sie weich wurde, legte ich sie auf meinen Bauch und begann ihn zu bestreichen, wie man eine Scheibe Brot mit Schokocreme bestreicht, und das beruhigte mich ein bißchen, denn ich wußte nicht, was ich mit seiner Wut anfangen sollte, und wieder hatte ich das Gefühl, eigentlich schuld zu sein, denn meinetwegen waren die Pralinenschachteln hier im Zimmer gelandet, und ich dachte, wie schnell geht alles kaputt, eigentlich hätten wir uns wild lieben sollen, und wenn wir das getan hätten, wäre ihm der Zahn nicht abgebrochen, und mir fiel meine Mutter ein, die so oft verzweifelt gesagt hatte, nichts mache ich richtig, nichts mache ich richtig, und das reizte mich noch mehr, deshalb sagte ich nicht zu ihm, nichts mache ich richtig, sondern fuhr fort, mir die Schokolade über den Bauch zu streichen, bis ich den harten Kern in der Hand spürte und ihn in der Vertiefung meines Nabels versteckte und sagte, schau mal, wie süß mein Bauch ist, und er unterbrach seine Fluchtiraden, gerade war er bei dem Idioten angelangt, der ihr das Zeug ins Krankenhaus gebracht hatte, was hatte er vorgehabt, ihr die Zähne zu zerbrechen? Ich werde jeden einzelnen fragen, der reinkommt, bis ich den Verantwortlichen gefunden habe, das sage ich dir, und er fuchtelte mit der Hand, und ich nahm seine Hand und legte sie auf meinen klebrigen Bauch, und er wich zurück, war aber trotzdem neugierig, sein Mund kam näher, er schnupperte, und dann schob er seine dicke Zunge heraus und begann zu lecken, und ich nahm noch ein paar Schokoladenkätzchen und verrieb sie auf meinen Schenkeln.
    Ich war überrascht, daß er mitmachte, und bewegte mich voller Freude, trotz allem war er für Abenteuer bereit, obwohl seine Frau gestorben und ihm ein Zahn abgebrochen war, und ich versuchte mich zu winden, wie es sich gehörte, und dennoch bedrückte mich die ganze Zeit die Diskrepanz zwischen dem, was ich mir vorgestellt hatte, und meinen tatsächlichen Wahrnehmungen, denn alles in allem fühlte ich mich nur wie ein Mensch, dem man aus irgendeinem Grund den Bauch ableckt, nicht wie eine Frau, die ein wildes erotisches Abenteuer erlebt, und ich wußte nicht, wer schuld daran war, er oder ich.
    Ich war überrascht, daß er diesen Mangel offenbar nicht spürte, er leckte und leckte, bis es mich schon kitzelte, als wüßte er nichts Besseres mit seiner Zeit anzufangen, in seinem Alter, und ich hörte ihn sagen, du magst das, du willst, daß man dich leckt wie eine Katze, und ich brummte, ja, denn es war mir nicht angenehm, ihm auch das Wort abzubrechen, und dann sagte er, du bist verrückt danach, wie eine Katze gebumst zu werden, und wieder brummte ich, ja, in Wahrheit hatte ich nicht daran gedacht, aber aus welchem Grund waren wir denn hier zusammen, und ziemlich bald kniete ich auf allen vieren, und er steckte in mir, und insgeheim fragte ich mich, ob das nun eine Tortur oder ein Vergnügen war. Ich spürte, wie er mich mit aller Gewalt an den Haaren zog, als rufe er meinen Kopf zur Ordnung, und dann wurde ich tatsächlich von seiner Erregung angesteckt, genau in dem Moment, als alles vorbei war und er mit einem lauten Schrei kam, einem Schrei, der sich anhörte wie die Fortsetzung seiner Fluchtiraden von vorhin, und er zog ihn erschöpft aus mir heraus, tropfend wie ein nasser Strumpf, wie einer der Strümpfe, die meine Mutter immer in eine Waschschüssel packte und mir mit dem Auftrag übergab, sie draußen aufzuhängen, an die Leinen, die zwischen zwei Pfosten gespannt waren, vor den Bergen, und ich betrachtete mißtrauisch die Leinen, immer hatte ich Angst, es wäre ein Stromkabel, und wenn ich sie mit den nassen Wäschestücken berührte, würde ich einen tödlichen Schlag bekommen, als wäre alles eine gut vorbereitete Falle und sie würde mir durch das Fenster einen letzten Blick zuwerfen, und dann dachte ich immer, Tod oder Leben, und begann einen Strumpf nach dem anderen aufzuhängen, und dabei betrachtete ich die Berge, die nicht besonders groß und prächtig waren, aber etwas Traumhaftes an sich hatten, besonders morgens, wenn die Sonne hinter ihnen aufging, und abends, wenn sie von einem violetten Himmel verschluckt wurden, und mich und sie trennten Orangenplantagen und Felder mit Karotten, manchmal sogar mit Erdbeeren, und jedesmal entdeckte ich etwas Neues, und da sprang er plötzlich auf und brüllte, wo ist es, und ich

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