Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)
übertroffen. Ich erinnere mich nicht, dass ich sie jemals soviel über sich selbst hätte reden hören.“
„Sie ist sehr, sehr nett“, fand Sarah.
„Und wie nett sie ist“, gab er ihr mit einem leisen Lachen recht. „Wir verdanken ihr nicht nur die Konzertkarten.
„Ach?“
„Ja, sie hat sie uns geschenkt, weil sie das Konzert schon vor vier Wochen in Sidney gehört hat. Sie und Gilbert – das ist ihr Mann – fliegen zu solchen Anlässen gerne mal rüber nach Australien. Und als sie hörte, dass ich einen Gast aus Deutschland habe, entschied sie sofort, dass ich dich in das Konzert nach Auckland einladen müsste.“
Sarah blieb todernst. „Du wolltest die Tickets natürlich auf keinen Fall annehmen.“
Er grinste. „Im Gegenteil, ich habe `Her damit`! gesagt und mich bedankt, vor allem, weil sie mir im nächsten Moment bereits ihre Stadtwohnung in Auckland für eine Übernachtung anbot. Findest du, ich hätte das ablehnen sollen?“
Sarah warf lachend mit ihrer Serviette nach ihm. „Nein, das finde ich nicht, du Lügner! Heuchler! Geschichtenerfinder!“
„Ach, es tut gut, wenn man so gelobt wird.“
„Richtig!“ fügte Sarah immer noch lachend hinzu. „Ich hätte ihr ebenso die Konzertkarten aus der Hand gerissen und mich beeilt, weg zu kommen, ehe sie es sich anders überlegt. Obwohl, die Sache mit dem Schlüssel für die Wohnung in Auckland – findest du nicht, dass das etwas zuviel des Guten ist?“
„Nein“, Frederik grinste schon wieder. „Claire schuldete mir sowieso noch einen Gefallen, weil ich ihr vor einiger Zeit eine ihrer schwierigsten Patientinnen abgenommen habe. Also, alles gut, Sarah, okay?“
„Natürlich“, murmelte sie, während sie sich etwas unsicher von ihrem Stuhl erhob. „Alles ist gut. Danke für den schönen Abend, Frederik. Und auch Danke für…“
„Hoppla“, sagte Frederik und kam gerade noch rechtzeitig, als sie ein wenig wankte und ziellos nach einem Halt suchte, um nicht zu fallen.
Er fing sie auf, hielt sie fest und sie legte ihren Kopf an seine Schulter, schloss die Augen und wehrte sich nicht gegen ihn.
Es war der Wein, wusste Frederik.
Natürlich war es der Wein, der ihm einen Augenblick lang diese Nähe mit Sarah erlaubte.
Zu glauben, dass es etwas anderes war, wäre vermessen gewesen.
„Es ist das Beste, wenn ich dich bis vor deine Haustür begleite“, schlug er vor, während er sie sacht von sich schob. „Komm, häng dich bei mir ein, ich halte dich fest.“
Sarah murmelte irgendetwas, es schien, als schliefe sie schon fast, sodass Frederik sich ratlos fragte, was er tun sollte, wenn sie alleine nicht in ihr Bett fand.
Seine Besorgnis erwies sich als überflüssig, denn als Sarah in der offenen Tür des Gartenhauses stand, fand sie zurück in die Realität.
Sie tat noch einmal einen Schritt auf Frederik zu, der draußen vor der Tür stehen geblieben war, umarmte ihn in liebevoller Dankbarkeit, während sie sagte:
„Ich freu´ mich so auf Auckland, Frederik. Ich war seit Jahren nicht mehr in einem Konzert. Was habe ich eigentlich die ganze Zeit gemacht?“
Diese Frage, fand Frederik, konnte nur sie selbst sich beantworten. Und leise pfeifend, die Hände in den Taschen seiner Jeans vergraben, schlenderte er über den vom nächtlichen Tau feuchten Rasen hinüber ins Haus.
Hinter Sarah fiel indes die Tür ins Schloss.
22. Kapitel
S ie wusste, dass das, was sie tat, krank war.
Jeder hätte es so genannt, und ihr selbst fiel dafür auch kein anderes Wort ein. Mit dem Wort „Liebe“ ließ es sich jedenfalls schon längst nicht mehr erklären.
Beim Erwachen morgens war sie immer noch voller Hoffnung, das Aufstehen fiel ihr leicht, weil sie sich regelmäßig einredete, dass es heute, an diesem Tag ganz bestimmt geschehen würde, sie sagte es sich die ganze Zeit, während sie sich im Badezimmerspiegel betrachtete und der Gedanke an Robert wie ein Schleier zwischen ihr und ihrem Spiegelbild hing.
Sie sah sein Gesicht, spürte seine Hände und lauschte seiner Stimme hinterher, wenn er lachend ihren Namen nannte.
Dieses Bild nahm sie mit auf ihrem Weg in die Küche und bei jedem Schritt, den sie tat, trat sie ganz vorsichtig auf, weil sie Angst hatte, es könnte zerbrechen und sich in Luft auflösen.
Doch irgendwann im Laufe des Tages stellte sich ihr Bild von Robert Debus Stück für Stück und immer schneller als falsch heraus. Sobald sie ihren Platz im Konferenzraum einnahm, wo die Kollegen meistens schon saßen, während
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