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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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nachdachte und dann mit leicht gerunzelter Stirn ergänzte:
    „Wir haben an derselben Uni studiert. Jetzt sehen wir uns nur noch selten. Inzwischen bin ich, glaube ich, eigentlich nur noch ihre Gynäkologin.“
    „Dr. Maren Schellhorn“, sagte Robert wie aus der Pistole geschossen.
    Sie lachte. „Richtig. Der Kandidat hat hundert Punkte. Aber du hast jetzt hoffentlich nicht die Absicht, mich den restlichen Abend mit Frau Doktor anzureden. Möchtest du mir Gesellschaft leisten, Robert? Ich habe gerade drei Stunden halbwegs unbeschadet Èmilia Galotti` überstanden, muss aber zugeben, dass große Teile der Aufführung an mir vorüber gingen. Lessing hat mich eigentlich immer nur gelangweilt.“
    Robert lächelte. „Damit bist du nicht alleine. Wieso hast du dir es trotzdem angetan?“
    Maren seufzte. „Weil Axel – das ist der Mann, mit dem ich verheiratet bin, jedenfalls tun wir alles, um diese Scharade irgendwie aufrecht zu erhalten – also, er ist wieder einmal in USA unterwegs und ich wollte mich ablenken. Warum zog es dich zu Lessings Emilia?“
    „Sarah und ich haben ein Theater-Abo und mir fiel nichts ein, was ich mit den Tickets und mit diesem tristen Abend anfangen sollte.“
    „Du hättest die Karten verschenken können.“
    „Ich kenne niemand, der freiwillig drei Stunden Lessing über sich ergehen lassen möchte.“
    „Das mit der Tristesse ändert sich in diesem Augenblick, Robert. Darf ich dich zu einem Drink einladen?“
    Als sie sein Zögern bemerkte, lachte sie erneut auf. „Ich bestehe darauf, Robert. Aber ich rate dir ab von diesem Getränk, das zwar `Deep Ocean` heißt, aber eher an einen morastigen Karpfenteich erinnert, findest du nicht auch? Es schmeckt auch nicht besonders.“
    „Dann bitte ich um einen schlichten Whiskey mit Eis.“
    „Fein“, freute Maren sich und signalisierte dem Barkeeper mit zwei erhobenen Fingern: „Zwei Whisky, einmal mit Eis, einmal mit Tonic. Danke.“
    Spätestens in diesem Moment wusste Robert, dass es eine großartige Idee gewesen war, nach dem Theater hier einzukehren und ungeachtet aller Skrupel Dr. Maren Schellhorn anzusprechen. Diese Frau mit ihrem umwerfenden Lachen, ihrer Offenheit und Direktheit war an diesem Abend seine Rettung.
    „… und du hast wirklich keine Ahnung, wo Sarah jetzt ist?“
    Die Frage hatte irgendwann kommen müssen. Robert war darauf gefasst gewesen, ließ sie aber dennoch eine geraume Weile unbeantwortet zwischen sich und Maren stehen.
    „Entschuldige, Robert, so privat wollte ich eigentlich gar nicht werden“, sagte sie schließlich betroffen. „Es geht mich ja auch nichts an. Es ist nur, weil… Also, es ist so gar nicht Sarahs Art, ohne jede Erklärung auf und davon zu gehen.“
    Er schluckte etwas, starrte in sein Whiskyglas – denn auch im „Einstein“ war er dem Whisky treu geblieben – und murmelte schließlich, ohne Maren dabei anzusehen:
    „Nein. Sie war plötzlich einfach nicht mehr da. Ihr Mobiltelefon hat sie zu Hause gelassen, es gab einfach keine Erklärung. Ich weiß eigentlich nur, dass alles meine Schuld war.“
    Maren wurde jetzt ernst. „Das glaube ich nicht. In einer solchen Situation verteilt sich die Schuld immer auf beide Beteiligten. Und Sarah ist klug genug, um das auch zu wissen.“
    „Ich habe geschwiegen, obwohl ich wusste, wie sehr sie darauf wartete, dass ich mit ihr rede.“
    Maren sah ihn nachdenklich an. „Das Schweigen der Männer, – ein ewiges Thema. Weißt du, als Sarah ungefähr vor einem halben Jahr zu mir in die Praxis kam, erzählte sie, wie sehr sie sich ein Kind wünschte. Sie wollte so gerne ein Kind mit dir.“
    Robert saß nur stumm da. Alles, was er in diesem Augenblick hörte, war die Stille, die ringsum herrschte, denn das „Einstein“ hatte sich bis auf ihn und Maren geleert. Wann das geschehen war, hätte Robert nicht sagen können, er hatte es nicht bemerkt.
    Er wusste auch nicht, wie spät es inzwischen war.
    Als sie das Lokal betreten hatten, waren sie von Lärm, Lachen, Stimmen und Musik überfallen worden, wie durch einen Nebel hatten sie sich durch die dicht an dicht gereihten Tische einen Weg gebahnt und Glück gehabt, als sie gerade noch in einer Ecke zwei freie Plätze fanden. Ebenso nebelhaft war auch die kurze Begegnung mit Jens Schneider gewesen, der plötzlich auftauchte, um Hallo zu sagen und dann wieder zu verschwinden, und die ganze Zeit schienen alle nur durcheinander zu schreien, einander Worte zuzurufen, die keiner verstand…
    Und nun

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