Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)
nicht zerstören.
„Wie schön du bist, Sarah…“
Ihr Blick blieb ernst, doch ihr Gesicht kam ihm entgegen, gelöst und ruhig, entspannt, glücklich.
„Lieb von dir, so was zu sagen, Robert“, flüsterte sie. „Ich habe das in der letzten Zeit so entbehrt.“
„Ich weiß“, Robert schämte sich für diese Antwort, aber es war leider die Wahrheit. Er wäre Sarah nicht gerecht geworden, wollte er jetzt nach beschwichtigenden Erklärungen suchen.
Sie streckte ihre Arme nach ihm aus, und als sich ihre Hände um seinen Nacken legten, hatte ihr Gesichtsausdruck sich verändert, war gezeichnet von Schmerz.
„Ich habe mich um uns geängstigt, Robert. Du musst mich halten. Ohne dich stürze ich ab“, sagte sie, immer noch flüsternd, als dürfe das niemand wissen außer Robert und ihr.
„Du hast heute nicht den Eindruck gemacht, als hättest du vor irgendetwas Angst“, erwiderte er halblaut.
„Ich habe nur so getan. In Wirklichkeit fühlte ich mich die meiste Zeit schrecklich schwach.“
„Ich bin bei dir, Sarah. Ich werde immer da sein. Und ich halte dich“, versicherte er sanft.
Sie legte eine Hand gegen seine Wange. „Kann ich mich darauf verlassen?“
Er nickte. Und gerade, als er sie ein weiteres Mal in die Geborgenheit seiner Arme ziehen wollte, klopfte es an die Schlafzimmertür.
Und dann wurde die Tür vorsichtig einen Spalt weit geöffnet und jemand fragte:
„Störe ich bei irgendetwas Wichtigem?“
„Ja“, sagte Robert.
„Nein“, sagte Sarah mit einem leisen Lachen. „Komm rein, Julian.“
Robert seufzte tief auf. „Das war jetzt ein großer Fehler, Sarah.“
Julian schob sich geräuschlos herein, ließ die Tür etwas geöffnet und stand dann, in Bermudashorts und Achselshirt neben dem Bett, in dem Sarah und sein Vater lagen.
„Was ist los?“ wollte Robert wissen.
Julian fuhr sich mit einer Hand durch das wirre, dunkle Haar. „Ich kann nicht schlafen. Es ist unmöglich, weil – nebenan Paul schnarcht wie ein alter Grizzlybär in seiner Höhle und macht mich wahnsinnig.“
Robert betrachtete seinen Sohn ohne jedes Mitgefühl. „Und? Was, meinst du, sollen wir jetzt tun?“
Julian richtete seinen Hilfe suchenden Blick prompt auf Sarah. „Könnte ich nicht oben unterm Dach… Ich meine, da ist doch noch dieses Zimmer…“
„Du sprichst von meinem Studio“, nickte Sarah, die sich inzwischen aufgesetzt hatte. „Aber ich muss dich warnen -da steht nur ein kleines krummes Sofa, das alles andere als bequem ist.“
„Das macht nichts. Danke, vielen Dank. Ich wusste, du bist meine Rettung…“ Er unterbrach sich, betrachtete Robert und Sarah, die nebeneinander im Bett saßen und ihn ernst anblickten, und dann verzog er plötzlich das Gesicht zu einem ausgesprochen unverschämten Lächeln.
„Wisst ihr eigentlich, wie ihr ausseht?“ fragte er.
„Nein“, sagte Sarah.
„Sag es nicht, wir wollen es nicht wissen“, behauptete Robert.
„Ihr seht aus wie richtige Eltern“, amüsierte Julian sich. „Ihr solltet Kinder haben. Die Rolle als Mutter und Vater würde absolut zu euch passen. Macht also ruhig da weiter, wo ich euch unterbrochen habe.“
„Nun aber raus!“ wurde Robert energisch und warf mit dem Kopfkissen nach ihm, aber Julian war flink. Das Kissen traf nur noch die zufallende Tür.
Robert ging, um das Kissen zu holen, als er sich umdrehte, um ins Bett zurück zu kehren, sah er, dass Sarah ihn schon erwartete.
„Komm“, sagte sie, während sie ihm ihre Arme entgegen streckte.
Robert ließ sich neben sie ins Bett fallen. „Weib, woher nimmst du deine Energie?“
„Das macht die Liebe“, flüsterte sie. Und dann küsste sie ihn, sanft, innig, voller Zärtlichkeit und Süße, ohne jede Eile. Sie ließ sich Zeit bei diesem Kuss, umschloss Roberts Gesicht mit ihren Händen, und als ihr Mund ihn verließ, nahm er sie bei den Schultern, um sie an sich zu ziehen.
„Nein, du musst dich nicht schon wieder verausgaben“, sagte sie mit einem leisen Lachen an seiner Wange. „Ich möchte einfach hier nur so liegen und von dir gehalten werden.“
Beinahe hätte sie „Verlass mich nicht, Robert“ hinzugefügt, doch etwas in ihr warnte sie vor diesem Satz. Stattdessen murmelte sie noch:
„Es war der schönste Geburtstag, den ich jemals hatte… Danke, dass du da warst.“
Robert, der sie liebevoll in seiner Umarmung hielt, biss sekundenlang die Zähne so hart zusammen, dass es wehtat, nur um jetzt nicht etwas zu sagen, das alles zerstört
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