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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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allerdings auch hier ohne Aussichten auf eine steile Karriere.
    Robert hatte ihm gewissermaßen die Tür zur Chefetage aufgestoßen. Jens wäre ein Idiot gewesen, sich diese Chance durch einen One-Night-Stand mit Kitty Cornelius kaputt zu machen, nur weil er seine Hormone nicht unter Kontrolle hatte.
    „… Jens? Jens! Hörst du mir eigentlich zu? Wo guckst du denn immerzu hin? Wer ist denn das da drüben?“
    Jens hatte einen jungen Mann schon vor ein paar Minuten zur Tür herein kommen sehen und war überzeugt, dass er sich nicht irrte, als er erwiderte:
    „Das ist Julian Debus.“
    Kittys Augen wurden schmal. „Ach was? Bist du sicher?“
    „Natürlich bin ich sicher. Ich habe ihn neulich kennen gelernt, als er mit Robert in der Stadt unterwegs war. Netter Bursche. Ganz offen und natürlich.“
    „Er sieht Robert überhaupt nicht ähnlich“, stellte Kitty, plötzlich missgestimmt, fest. Eigentlich konnte sie sich gar nicht mehr erinnern, wie Julian Debus aussah, denn begegnet war sie ihm nur einmal bei Sarahs 40. Geburtstag. Sie wusste aber noch, dass Julian einmal an diesem Nachmittag an ihr vorbei gegangen war und sie keines Blickes gewürdigt hatte.
    Damals war ihr das egal gewesen, sie hatte ohnehin nur Augen für Robert gehabt, doch jetzt, in der Erinnerung an Julians Verachtung ihr gegenüber, erwachte Groll in ihr.
    „Nein, er ist seiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten“, gab Jens ihr recht. „Und Verena Hartung ist zweifellos bildschön.“
    „Komisch“, nörgelte Kitty, „zum ersten Mal, seit ich nach Lübeck gezogen bin, begegnet mir die Familie Debus rudelweise. Wer ist die Frau, die er mitgebracht hat? Auch eine Verwandte?“ Sie hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt, um einen genaueren Blick auf Julian und seine Begleiterin werfen zu können, doch das, was sie sah, stimmte sie nicht fröhlicher. Erst recht aber ärgerte sie das, was Jens antwortete:
    „Das bezweifle ich. Mein Gott, der Bursche hat so ein Glück bei den Weibern! Der kriegt jede, die er haben will und muss sich nicht mal dafür anstrengen, weil sie ihm alle hinterher rennen!“
    Ein anderer junger Mann drehte sich zu ihm um, kniff ein Auge zu und sagte grinsend: „Typisch Julian. Die schönste Frau der ganzen Hochschule hat er sich geangelt. In der Mensa erzählt man sich, dass sie am ersten Tag des Semesters neben ihm im Hörsaal saß. Nach der Vorlesung waren die beiden verschwunden und wurden erst zwei Tage später wieder auf dem Campus gesichtet.“
    „Cool“, war alles, was Jens dazu sagte, und es klang ein bisschen neidvoll.
    „Echt geil“, fand auch der andere junge Mann, um dann wieder im Gewühl auf der Tanzfläche unterzugehen.
    Nun war Kittys Laune endgültig abgestürzt. Sie stieß Jens einen Ellbogen in die Seite.
    „Ich hab´ jetzt genug, fährst du mich nach Hause?“
    Er sah sie an, geriet einen Moment lang in Versuchung, erinnerte sich dann jedoch an Roberts Worte über die Tochter des Chefs.
    „Also, eh… Kitty, nein, das kommt jetzt nicht so gut. Nach zwei Whiskys sollte ich nicht mehr fahren. Ich kann dir aber ein Taxi rufen, okay?“
    Kittys Mundwinkel senkten sich verächtlich. Komisch, sie war eigentlich überzeugt gewesen, dass dieser Abend „ihr“ Abend werden würde, doch danach sah es inzwischen wirklich nicht mehr aus. Wenn sogar Jens Schneider ihr nichts sonst anzubieten hatte als die Bestellung eines Taxis, das sie nach Hause bringen sollte, dann war irgendetwas falsch gelaufen.
    Doch wann hatte das angefangen und warum hatte sie es nicht bemerkt?
    „Lass es“, sagte sie zu Jens, „ein Taxi kann ich mir auch selbst bestellen.“
    „Dann hol´ ich deinen Mantel“, er schien es plötzlich eilig zu haben, Kitty abzuschütteln, denn noch ehe sie auch das dankend ablehnen konnte, war er schon in Richtung Garderobe verschwunden.
    Plötzlich war Kitty sehr allein, obwohl das Gedränge und Stimmengewirr um sie herum sich nicht verringert, sondern eher noch zugenommen hatte. Ihr Blick wanderte einen Moment lang ziellos umher, auf der Suche nach den anderen, mit denen sie vor ein paar Stunden hier angekommen war, doch dann sah sie wieder nur Julian Debus und seine bildschöne Begleiterin, die mitten in dem scheinbar unentwirrbaren Gewühl von Menschen wie auf einer einsamen Insel standen. Sie wirkten wie für ihre Umwelt verloren.
    Julian hatte einen Arm um die junge Frau gelegt und schaute sie unverwandt an. Sanft, zärtlich, selbstvergessen ruhte sein Blick auf ihrem Gesicht.

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