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Liebesmaerchen in New York

Liebesmaerchen in New York

Titel: Liebesmaerchen in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Zuschauer feuerten Mitch an, bis der letzte Ball verloren war.
    »Sie hat dich um zehn Punkte geschlagen, Kumpel«, sagte einer aus der Menge. »Zehn Punkte.«
    »Hast dir ein Freispiel verdient«, meinte ein anderer und gab Hester einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken.
    Mitch wischte sich kopfschüttelnd die Hände an den Jeans ab. »Um auf das Handicap zurückzukommen …«
    »Zu spät.« Lächerlich erfreut und selbstzufrieden hakte Hester die Daumen in die Gürtelschlaufen ihrer Hose und betrachtete ihren Punktestand. »Tja, die richtigen Reaktionen muss man halt haben. Alles aus dem Handgelenk.«
    »Wie wär’s mit einer Revanche?«
    »Ich will dich nicht noch einmal demütigen.« Lachend drehte sie sich zur Seite, um Red das Freispiel anzubieten. »Red, warum machst du nicht … Red?« Sie sah sich suchend um und schob ein paar Zuschauer beiseite. »Radley?« In ihrer Stimme machte sich ein Anflug von Panik bemerkbar.
    »Vor einer Minute war er noch hier.« Mitch legte ihr die Hand auf den Arm und sah sich ebenfalls im Raum um.
    »Ich habe nicht auf ihn aufgepasst.« Sie fasste sich entsetzt an den Hals und lief durch den Raum. »Ich hätte wissen müssen, dass ich ihn an einem Platz wie diesem nicht aus den Augen lassen darf.«
    »Halt!« Mitch sprach ruhig, obgleich ihre Angst sich bereits auf ihn übertragen hatte. »Er sieht sich nur ein bisschen unter den anderen Geräten um. Wir werden ihn finden. Ich gehe hier herum, du dort.«
    Sie nickte und drehte sich um, ohne ein Wort zu sagen. Bei jedem Gerät hielt sie an, um sich nach einem kleinen blonden Jungen im blauen Pullover umzusehen. Sie rief laut nach ihm, um den Lärm der Maschinen zu übertönen. Als sie an den großen Glastüren vorüberkam und draußen die vielen Menschen sah, die sich auf den Bürgersteigen des Time Square drängten, zog sich ihr Herz zusammen. Nein, sagte sie sich, Red würde nie alleine nach draußen gehen. Außer, jemand hat ihn mitgenommen und …
    Hester ballte die Hände zu Fäusten und wandte sich ab. An so etwas wollte sie nicht einmal denken.
    Die Spielhalle war jedoch so groß, so gedrängt voller Menschen, lauter Fremde. Und dieser ohrenbetäubende Lärm. Wie hätte ich ihn bei diesem Krach hören können, wenn er nach mir gerufen hätte? dachte sie. Vielleicht sucht er mich. Vielleicht hat er Angst. Vielleicht …
    Dann sah sie ihn. Mitch hatte ihn auf dem Arm. Hester schob zwei junge Burschen zur Seite und rannte auf sie zu. »Radley!« Sie schlang die Arme um alle beide und vergrub ihr Gesicht in Reds Haar.
    »Er hat bei anderen Leuten zugesehen.« Mitch strich ihr über den Rücken. »Er hatte jemanden getroffen, den er von der Schule her kannte.«
    »Das war Ricky Nesbit, Mom. Er war mit seinem großen Bruder hier, und er hat mir eine Münze geliehen. Wir wollten dahinten ein Spiel machen. Ich wusste nicht, dass es so weit weg war.«
    »Radley.« Sie kämpfte mit den Tränen und sprach ruhig. »Wir haben doch abgemacht, dass du bei mir bleibst. Hier sind so viele fremde Menschen. Ich muss mich darauf verlassen können, dass du nicht wegläufst.«
    »Das hab ich doch auch gar nicht getan. Ricky sagte, es würde nur eine Minute dauern. Und dann wollte ich gleich zurückkommen.«
    »Radley, ich habe dir erklärt, warum du immer in meiner Nähe bleiben solltest!«
    »Aber Mom …«
    »Red.« Mitch legte dem Jungen den Arm um die Schultern. »Du hast deiner Mutter und mir einen gewaltigen Schrecken eingejagt.«
    »Tut mir leid.« Red war den Tränen nahe. »Das wollte ich nicht.«
    »Tu so etwas nicht noch einmal.« Hester küsste ihn auf die Wange. »Du bist alles, was ich habe, Red.« Sie drückte ihn an sich. Da sie die Augen geschlossen hatte, sah sie nicht, wie Mitchs Gesichtsausdruck sich veränderte. »Dir darf einfach nichts passieren!«
    »Ich tu es nicht wieder. Bestimmt nicht, Mom.«
    Er ist also alles, was sie hat, dachte Mitch bitter. Ist sie so störrisch, dass sie nicht zugeben kann, nicht einmal sich selbst gegenüber, dass sie jetzt noch jemanden hat? Einen zweiten Menschen?
    Er steckte die Hände in die Hosentaschen und versuchte seinen Zorn und das Gefühl des Verletztseins zu unterdrücken. Sie wird es zugeben müssen, dachte er. Bald. Oder ich werde sie dazu zwingen.

11. K APITEL
    In den folgenden Tagen ging Mitch Hester aus dem Weg, obgleich er nicht sicher war, ob er damit mehr Schaden als Nutzen anrichtete. Es entsprach eigentlich nicht seinem Charakter, Dinge auseinanderzunehmen und zu

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