Liebesnacht auf Kefalonia
heiser.
„Da bin ich anderer Ansicht.“ Mühelos hob er sie auf die Arme.
Kate wusste, dass sie eigentlich protestieren und sich sträuben sollte, doch es war so viel angenehmer, den Kopf an seine Schulter zu legen, die Augen zu schließen und sich tragen zu lassen. Sie spürte die Wärme seines Körpers durch den Anzug, roch den dezenten Duft seines Rasierwassers.
Irgendwann drang gedämpftes Licht durch ihre gesenkten Lider, gleich darauf fühlte sie eine weiche Matratze unter sich. Wie durch einen dichten Nebel merkte sie, wie der Reißverschluss ihres Kleides geöffnet und sie ausgezogen wurde. Vergeblich versuchte sie, dies zu verhindern.
„Bleiben Sie ruhig, Kleines“, beschwichtigte sie eine sanfte Frauenstimme. „Alles wird gut.“
Kate fühlte kühles, glattes Leinen auf ihrer Haut, bevor sie einschlief. Sie wurde von wirren Träumen heimgesucht. Mal beugte Dimitris sich mit feurigem Blick und lüsternen Händen über sie, dann wieder befand sie sich auf der Flucht vor ihm.
Einmal schien direkt über ihr ein Mann auf Griechisch zu sagen: „Sie könnte dein dringlichstes Problem lösen.“
Eine kühle Stimme, die ihr sonderbar vertraut vorkam, antwortete: „Und hundert neue heraufbeschwören.“
Sie fragte sich, wer die beiden wohl sein mochten und worüber sie sprachen. Doch das Denken war viel zu anstrengend, zumal sie müde war, so müde …
Als sie wieder hinüberdämmerte, spürte sie, wie jemand ihr Haar berührte und ihre Wange streichelte.
Und Kate lächelte im Schlaf.
3. KAPITEL
Sie stand in Flammen, brannte vor fiebrigem Verlangen. Die Hände eines Mannes berührten sie, erregten sie, schenkten ihr die höchsten Wonnen. Sein Mund erkundete ihren, sein Körper bewegte sich auf ihrem, bis sie aufstöhnte und sich hilflos vor Begierde wand. Sie empfand Lust wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
Irgendwann öffnete sie die Augen und blickte in das Gesicht von Michael Theodakis.
Kate erwachte keuchend. Einen Moment lang lag sie regungslos da, ohne zu wissen, wo sie sich befand. Dann stützte sie sich auf die Ellbogen und schaute sich um.
Als Erstes bemerkte sie, dass sie nackt war. Lediglich ein dünnes Laken verhüllte ihren erhitzten Körper. Das breite, luxuriöse Bett wirkte, als wäre es in ein Erdbeben geraten. Die in Blau- und Elfenbeintönen bestickte Tagesdecke war achtlos am Fußende zusammengerafft, Kissen waren überall verstreut.
Ein großer Raum, dachte sie, mit cremefarbenen Bodenfliesen. Das Blau der Wände reflektierte den Azur des Himmels und des Meeres. Die hohen Fensterläden waren aufgeklappt, durch die geöffneten Glastüren wehte eine leichte Brise und blähte die Gardinen im Sonnenlicht.
Allmählich kehrte die Erinnerung an den vorigen Abend zurück. Kate wusste nicht, was ungewöhnlicher war – die Gefahr, in der sie geschwebt hatte, oder die Tatsache, dass Michael Theodakis sie gerettet hatte.
Offenbar hatte er sie eingehend beobachtet, sonst wäre ihm kaum aufgefallen, dass man ihr etwas in den Drink gemischt hatte. Seine Aufmerksamkeit dürfte allerdings eher Stavros gegolten haben, dessen Benehmen stark zu wünschen übrig gelassen hatte.
Natürlich war Michael Theodakis bestrebt, sein Hotel aus jeglichem Skandal herauszuhalten, egal, wie unwichtig er auch sein mochte. Was immer ihn dazu getrieben hatte, Kate konnte nicht leugnen, dass sie Glück gehabt hatte.
Schaudernd richtete sie sich auf und strich sich eine rote Locke aus dem Gesicht. Sie fühlte sich noch ein wenig benommen, die Schwäche verflog jedoch, als sie sich näher umsah.
Das Zimmer wies eindeutige Spuren seines Bewohners auf. Haarbürste, Kamm und Toilettengegenstände lagen auf der Kommode unter dem Spiegel, eine lederne Reisetasche war auf einem Hocker in der Ecke deponiert, und ein Jackett hing über der Lehne eines Sessels vor dem Fenster. Es gab nicht den geringsten Zweifel daran, wem es gehörte.
Erschüttert sank Kate zurück in die Kissen. Ihre Gedanken überschlugen sich.
Was, um alles in der Welt, ist in der letzten Nacht passiert?, fragte sie sich verzweifelt. Genauer gesagt, was war passiert, nachdem Michael Theodakis sie hierhergetragen hatte? In sein Schlafzimmer. In sein Bett.
Daran erinnerte sie sich nämlich noch, während der Rest in einem Nebel wirrer Eindrücke verschwamm, was eingedenk der Drogen, die man ihr verabreicht hatte, kaum verwunderlich war. Sie war ohnmächtig geworden, und in dieser Zeit hätte man alles mit ihr anstellen können. War es möglich,
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