Liebesnacht auf Kefalonia
musterte sie grinsend von Kopf bis Fuß. Und die geschmacklose Aufmachung und der protzige Goldschmuck von Dimitris erregten ebenfalls ihren Widerwillen. Er sah sie an, als würde er sie im Geist ausziehen.
Na gut, dachte sie resigniert. Der Abend wird nicht ewig dauern, es wird dir nur so vorkommen.
Der Club im Zycos Regina beeindruckte sie sofort mit seiner unterschwelligen Eleganz und dem gedämpften Licht. Die Gäste – zumeist teuer gekleidete Paare – saßen an runden Tischen um eine ovale Tanzfläche. In einer Nische spielte ein Quartett leise Musik.
„Nicht viel los hier“, beschwerte Lisa sich laut und schaute sich um. „Wenn die Leute hier so reich sind, warum amüsieren sie sich dann nicht?“
Kate bemerkte die indignierten Blicke von den umliegenden Tischen her und trank einen Schluck von dem grellen Cocktail, den ein Kellner mit undurchdringlicher Miene serviert hatte, obwohl sie viel lieber ein Glas Wein bestellt hätte. Außerdem beschämte es sie, dass Dimitris mit seiner prall gefüllten Brieftasche herumprahlte und sich einbildete, ein Bündel Banknoten gäbe ihm das Recht, das Personal wie Leibeigene zu behandeln.
Es machte sie rasend, mit ansehen zu müssen, wie Stavros Lisas nackte Haut besitzergreifend tätschelte und in ihr Dekolleté starrte. Als Dimitris sich zu Kate beugte und ihr Anzüglichkeiten ins Ohr flüsterte, meinte sie, mitten in einem Albtraum zu sein.
Wir gehören nicht hierher, dachte sie. Besser wir gehen, bevor man uns dazu auffordert.
Auf einmal spürte sie, dass sie beobachtet wurde. Während sie erneut an dem widerwärtigen Drink nippte, riskierte sie einen kurzen Blick in die Runde und fragte sich, ob das Management bereits informiert sei.
An einem Tisch in der Ecke, ein wenig abseits von den übrigen Gästen, saßen drei Männer. Der Mann in der Mitte ließ sie nicht aus den Augen. Obwohl er mit Anfang dreißig deutlich jünger war als die beiden anderen, hatte er offenbar das Sagen. Er war attraktiv, allerdings nicht im klassischen Sinn. Sein Gesicht war markant, Nase und Kinn wirkten fast arrogant. Von ihm ging eine geradezu fesselnde Ausstrahlung aus.
Kate wusste, dass sie sich abwenden sollte, aber dazu war es bereits zu spät. Für einen prickelnden Moment trafen sich ihre Blicke, und ihr Herz begann zu rasen.
Aus seinen Augen sprach keine Wärme, seine Miene war kühl und prüfend. Er hatte die Brauen leicht zusammengezogen, als würde ihm irgendetwas missfallen.
Sie wusste sofort, was es war. Mit hochrotem Kopf drehte sie sich zu ihren Begleitern um.
„Wer ist das?“ Lisa war Kates Blick gefolgt und schaute mit unverhohlenem Interesse hinüber. „Kennst du ihn? Hast du mir etwas verschwiegen, Katie?“ Sie kicherte.
„Keineswegs. Ich will ihn auch gar nicht kennenlernen. Er findet wohl, wir würden das Niveau des Hauses senken.“ Dass sie genau den gleichen Eindruck gewonnen hatte, steigerte ihren Ärger noch mehr.
„Ich weiß, wer er ist.“ Stavros lehnte sich mit funkelnden Augen vor. „Es ist Mikis Theodakis. Seinem Vater gehören nicht nur die Regina-Hotels, sondern noch eine Menge weiterer Unternehmen. Sein Sohn leitet den Konzern.“
„Ach, wirklich?“, erkundigte Kate sich skeptisch. „Was tut er hier?“
„Er besucht alle Hotels und überprüft sie unangemeldet“, erklärte Stavros.
„Und wer sind die Männer neben ihm?“, fragte Lisa.
„Keine Ahnung. Wahrscheinlich seine Leibwächter“, erwiderte er neidisch. „Er ist bereits aus eigener Kraft Multimillionär, aber er wird noch reicher sein, wenn er die Kontrolle über sämtliche Theodakis-Firmen erringt. Sofern ihm das je gelingt“, fügte er grinsend hinzu. „Es heißt, er und sein Vater seien zerstritten und Aristoteles Theodakis würde alles tun, um zu verhindern, dass Mikis in seine Fußstapfen tritt.“ Er warf Kate einen verschlagenen Blick zu. „Wollen Sie ihn, kougla mou ? Ihn begehren viele Frauen, und zwar nicht nur wegen seines Geldes. Sie werden sich in eine lange Schlange einreihen müssen.“
„Machen Sie sich nicht lächerlich“, erwiderte Kate kühl. „Und sprechen Sie bitte leiser. Ich glaube, er will uns gleich hinauswerfen lassen.“
Der eisige Blick des Mannes hatte sie zutiefst verunsichert. Um ihre Verlegenheit zu überspielen, griff sie nach ihrem Drink, doch ein vorbeieilender Kellner stieß ihr das Glas aus der Hand, sodass die klebrige Flüssigkeit sich über ihr Kleid ergoss.
Erschrocken sprang sie auf. Stavros und Dimitris waren
Weitere Kostenlose Bücher