Liebesnacht mit einem Mörder
geben Sie sich derart zugeknöpft?«
»Ich habe zurzeit kaum genügend Luft zum Atmen. Ich versuche, einen Mörder aufzuhalten, Nadine, und deshalb sind mir auch die Einschaltquoten Ihres Senders momentan total egal.«
»Ich dachte, wir wären miteinander befreundet.«
»Ich schätze, das sind wir, und deshalb werden Sie als Erste hören, wenn ich etwas habe.«
Nadines Augen begannen zu leuchten. »Als Erste, exklusiv?«
»Aber blockieren Sie bis dahin nicht ständig meine Leitung. «
»Lassen Sie uns reden, Dallas. Bis eins habe ich problemlos den Kameramann für ein Interview auf dem Revier organisiert.«
»Nein. Ich werde es Sie wissen lassen, wann und wo wir miteinander reden, aber heute habe ich für Sie nicht eine Sekunde Zeit.« Und Zeit, so dachte Eve, war von entscheidender Bedeutung. Niemand, den sie kannte, konnte so schnell und gründlich recherchieren wie die gute Nadine Fürst. »Augenblicklich gibt es niemanden, den Sie regelmäßig sehen, oder?«
»Sehen – wie miteinander ausgehen oder schlafen? Nein, es gibt niemanden Speziellen.«
»Haben Sie es jemals mit einer Vermittlungsagentur versucht?«
»Also bitte.« Nadine klapperte mit den Wimpern und betrachtete die sorgfältig gefeilten und lackierten Nägel ihrer rechten Hand. »Ich glaube, dass ich auch noch alleine irgendwelche Männer finde.«
»War nur so ein Gedanke. Wie ich höre, sind diese Agenturen sehr beliebt.« Eve machte eine Pause, als sie das plötzliche Blitzen in den Augen der Journalistin sah. »Vielleicht sollten Sie es mal versuchen.«
»Ja, vielleicht. Danke. Ich muss los. Die Sendung fängt in fünf Minuten an.«
»Eins noch. Muss ich ein Weihnachtsgeschenk für Sie kaufen?«
Nadine zog die Brauen in die Höhe und grinste breit. »Aber sicher.«
»Verdammt, das hatte ich befürchtet.« Stirnrunzelnd brach Eve die Übertragung ab und lenkte ihren Wagen in die Garage des Reviers.
Auf dem Weg zu Whitneys Büro holte sie sich einen Energieriegel und eine aufputschende Cola aus einem Automaten, schlang den Riegel mit drei Bissen herunter, spülte mit der Cola nach und empfand als Ergebnis eine leichte Übelkeit, als sie den Raum betrat.
»Na, wie stehen die Aktien, Lieutenant?«
»McNab von der Abteilung für elektronische Ermittlungen arbeitet zusammen mit meiner Assistentin von meinem Haus aus, Commander. Wir haben die Listen der Partner, die den beiden Opfern von Personally Yours vermittelt worden sind, und hoffen, dass es eine Übereinstimmung zwischen diesen beiden Listen gibt. Außerdem befassen wir uns weiter mit dem Schmuck, den der Täter bei den Opfern zurückgelassen hat, und haben den Markennamen und möglicherweise auch die Herkunft des von ihm verwendeten Make-ups.«
Whitney nickte. Er war ein kräftig gebauter Mann mit einer glatten dunklen Haut und müden Augen. Durch das Fenster in seinem Rücken blickte man über die Stadt – Eve bemerkte den dichten Flugverkehr zwischen den hoch aufragenden Gebäuden, die Menschen, die in den Büros hinter den Fenstern des Hauses gegenüber beschäftigt waren, und wusste, wenn sie dichter an das Fenster träte, könnte sie bis hinunter auf die Straße sehen. All die Leute, die geschäftig hin und her eilten. All die Leben, die zu schützen sie angetreten war.
Wie immer kam sie zu dem Schluss, dass ihr ihr eigenes, viel zu enges Büro mit der begrenzten Aussicht deutlich lieber war.
»Wissen Sie, wie viele Touristen und Konsumenten aus anderen Staaten in den Wochen vor Weihnachten in New York auftauchen?«
»Nein, Sir.«
»Der Bürgermeister hat mir eine ungefähre Zahl genannt, als er heute Morgen anrief, um mich darüber zu informieren, dass es sich die Stadt nicht leisten kann, all die Urlaubsdollars wegen eines Serienmörders zu verlieren.« Sein Lächeln war schmal und völlig humorlos. »Die Tatsache, dass der Täter zwei Einwohnerinnen unserer schönen Stadt vergewaltigt und erwürgt hat, schien ihn nicht sonderlich zu stören. Doch die unglücklichen Nebenwirkungen, die solche Verbrechen haben könnten, falls die Medien die Story von dem mörderischen Weihnachtsmann an die große Glocke hängen sollten, haben ihn erschreckt.«
»Die Medien wissen doch noch gar nichts von der Weihnachtsmann-Verkleidung. «
»Aber wie lange wird es wohl noch dauern, bis die Sache zu den Medien durchgesickert ist?« Whitney lehnte sich zurück und blickte seinem Lieutenant reglos in die Augen.
»Vielleicht ein paar Tage. Channel 75 hat bereits erfahren, dass es
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