Liebesnacht mit einem Mörder
Eingangstreppe hinauf, rannte direkt zum Salon, blieb dann jedoch wie angewurzelt stehen und starrte verdattert durch die Tür. Der Baum war mindestens sechs Meter hoch und anderthalb Meter breit. Eine kilometerlange silberne Girlande wand sich elegant zwischen Hunderten von Kugeln durch das dunkelgrüne Geäst. Auf der Spitze, beinahe in Deckenhöhe, war ein Kristallstern mit gleichmäßig pulsierenden Zacken angebracht, und unter dem Baum lagen auf einer blendend weißen Decke – Sinnbild für jungfräulichen Schnee – eine Unzahl elegant verpackter Schachteln, deren Inhalt nicht mal ansatzweise zu erraten war.
»Himmel, Roarke.«
»Hübsch, nicht wahr?«
Er war derart leise hinter sie getreten, dass sie, bevor sie ihn kopfschüttelnd ansah, wie ertappt zusammenfuhr. »Wo zum Teufel hast du dieses Ding her?«
»Aus Oregon. Die Wurzel ist noch vollkommen intakt. Nach Silvester spenden wir ihn irgendeinem Park.« Er legte einen Arm um ihre Taille. »Oder besser sie.«
»Sie? Du hast noch mehr Bäume bestellt?«
»Im Ballsaal steht noch einer, der etwas größer ist.«
»Größer?«, brachte sie krächzend hervor.
»Und dann steht noch einer in Summersets Quartier und im Schlafzimmer der, den du bereits kennst. Ich dachte, den schmücken wir heute Abend.«
»Man braucht doch sicher Tage, um einen solchen Baum zu schmücken.«
»Die Leute, die ich dafür angeheuert habe, waren nach vier Stunden fertig.« Lachend fügte er beruhigend hinzu: »Unserer ist deutlich kleiner«, wandte seinen Kopf, strich mit seinen Lippen über ihre Stirn und meinte: »Ich muss dieses Erlebnis mit dir teilen.«
»Ich habe keine Ahnung, wie man so was macht.«
»Wir werden es schon lernen.«
Sie betrachtete den Baum erneut und konnte nicht verstehen, weshalb dieser Anblick eine solche Unruhe in ihrem Innern wachrief. »Ich habe noch zu tun«, erklärte sie und wollte gehen. Er jedoch legte die Hände auf ihre Schultern und wartete, bis sie ihm ins Gesicht sah.
»Ich habe nicht die Absicht, dich von deiner Arbeit abzuhalten, Eve, aber wir haben auch ein Recht auf unser eigenes, gemeinsames Leben. Und ich hätte gern mal wieder einen Abend allein mit meiner Frau.«
Sie runzelte die Stirn. »Du weißt, dass ich es hasse, wenn du in diesem Ton >meine Frau< sagst.«
»Weshalb sage ich es wohl in diesem Ton?« Als sie versuchte seine Hände abzuschütteln, sah er sie lachend an. »Ich habe dich, Lieutenant, und ich gebe dich nicht frei.« Da er wusste, wie schnell sie zum Gegenangriff übergehen konnte, zog er sie eng an seine Brust. »Also gewöhn dich besser dran.«
»Allmählich machst du mich echt wütend.«
»Gut, dann sollten wir zuerst miteinander schlafen. Es ist ein herrliches Abenteuer, Sex mit dir zu haben, wenn du wütend auf mich bist.«
»Ich will nicht mit dir schlafen.« Vielleicht hätte sie es ja sogar gewollt, dachte sie verärgert, wenn er sich nicht derart selbstgefällig gebärden würde.
»Ah, du forderst mich also heraus. Es wird immer besser.«
»Lass mich sofort los, Blödmann, sonst tue ich dir weh.«
»Und jetzt drohst du mir auch noch. Du verstehst es wirklich, einen heiß zu machen.«
Nein, sie würde ganz bestimmt nicht lachen. Als er sie ins Schlafzimmer manövriert hatte, war sie bereit zum Kampf. Später jedoch sollte sie erkennen, dass Roarke sie zu gut kannte, als dass er noch nennenswert zu überraschen war.
Er ließ sie auf die Matratze fallen, warf sich, ehe sie den Angriff starten konnte, auf sie, umfasste ihre beiden Handgelenke und zog sie über ihren Kopf.
Ihre Augen blitzten. »So leicht lasse ich mich nicht unterkriegen, Kumpel.«
»Gott, das will ich auch nicht hoffen.«
Sie schlang ihm ihre Beine um die Taille, bäumte sich kraftvoll auf und begann mit ihm herumzurollen, bis der arme Galahad, der ein Nickerchen auf ihrem Kopfkissen genossen hatte, fauchend aufsprang und in eine ruhige Ecke floh.
»Jetzt hast du es geschafft«, knurrte Eve, als sie abermals zuunterst lag. »Du hast den armen Galahad verscheucht.«
»Am besten, er sucht sich selber eine Frau«, murmelte ihr Gatte und presste seine Lippen auf ihren vollen Mund.
Er spürte, wie sich ihr Pulsschlag erhöhte, wie ein heißer Schauder von ihrem Kopf bis hinab in ihre Zehen rann, doch sie gab nicht nach. Sie war noch nicht bereit, denn er wusste, es gab Zeiten, in denen liebte sie einen schnellen, harten Kampf.
Bei Gott, auch er war in der Stimmung für ein kurzes, aber heftiges Gefecht.
Er biss ihr in die
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