Liebesschloesser
mich.
„Vielleicht lieber Kino, anstatt Eis!“, sagt er leise. Er lächelt mich an und mein Herz macht tatsächlich einen kleinen Sprung.
„Läuft denn ein guter Film?“, frage ich gedankenverloren. Kino ist nicht gerade ein Ort, an dem man sich kennenlernen kann, auch wenn man dicht nebeneinandersitzt. Im Grunde gehe ich auch nicht besonders oft ins Kino und von dem, was aktuell im Kino läuft, habe ich keine Ahnung. Hin und wieder gehe ich in ein kleines Independent-Kino. Dort laufen hin und wieder schwule Filme. Allerdings weiß ich nicht, was in dieser Woche kommt. Schade eigentlich, das wäre vielleicht spannend mit ihm. Aber um diese Uhrzeit ist es ohnehin noch geschlossen.
„Das kriegen wir schnell heraus“, sagt Jonas und holt sein Smartphone hervor. Er zählt mir die Titel der Filme auf, doch die meisten sagen mir nichts. Aber er hat schnell einen Favoriten gefunden, der obendrein am Nachmittag läuft. Ich stimme zu und wir steigen in mein Auto. Das Kino liegt am anderen Ende der Stadt.
Schweigend sitzt Jonas neben mir. Die Hände hält er verkrampft auf seinem Schoß, während er aus dem Fenster starrt.
„Wie alt bist du eigentlich?“, fragt er so leise, dass ich mir zuerst gar nicht sicher bin, ob er wirklich etwas gesagt hat. Aber als ich zu ihm hinübergucke, sieht er mich abwartend an.
„22“, antworte ich und hoffe, dass das die richtige Antwort auf seine Frage ist.
Er lässt leise zischend die Luft aus den Lungen.
„Wie alt bist du denn?“, erkundige ich mich grinsend.
„16 aber ich werde im September 17!“, erzählt er und reckt sich dabei ein Stück in die Höhe.
„Dann gehst du noch in die zehnte?“
„Hm …“
„Wie läuft es in der Schule?“
Jonas stöhnt und sieht mich genervt an.
„Wie läuft es beim Studium?“, fragt er und verzieht das Gesicht.
„So meinte ich das nicht“, erwidere ich lachend. „Wissen die Leute in deiner Klasse Bescheid?“, präzisiere ich meine Frage.
„Ursprünglich nicht … Ich hatte es nur ein paar guten Freunden erzählt. Aber einer von denen war wohl doch nicht so ein guter Freund, denn auf einmal stand an einer der Klowände Jonas ist schwul … wer will ihn ficken? Meine Telefonnummer stand sogar darunter …“ Er beißt sich auf die Lippe und starrt stur nach vorn.
„Hey, das tut mir echt leid …“
Einen Moment bin ich versucht, meine Hand auf sein Bein zu legen, aber stattdessen klammere ich mich am Lenkrad fest. Ich hasse diese Idioten …
„Wie war es bei dir?“
Ich spüre seinen Blick auf mir, drehe mich kurz zu ihm und lächle ihn an. Er sieht wirklich heiß aus, obwohl er mir viel zu jung ist.
„Ich habe mich erst später geoutet, wollte es ziemlich lange nicht wahrhaben. Eigentlich war es … meine Oma, die mich dazu gedrängt hat, den Tatsachen in die Augen zu sehen.“
Wir prusten beide gleichzeitig los. Ich kann richtig spüren, wie sich Jonas ein wenig entspannt und das fühlt sich gut an.
„Und wie ist es … also, wie bist du damit umgegangen?“, frage ich neugierig. Die Vorstellung, dass mich jemand während der Schulzeit geoutet hätte, ist absolut gruselig.
„Ich habe eine neue Telefonnummer und mit den blöden Kommentaren komme ich schon zu Recht.“
„Klingt ziemlich abgeklärt“, gebe ich ehrlich zu und bin mir nicht sicher, ob ich ihm glaube.
„Was sollte ich denn deiner Meinung nach machen? Ich habe noch zwei Jahre vor mir und ich habe nicht vor, mich fertigmachen zu lassen. Außerdem habe ich ein paar wirklich gute Freunde.“
„So meinte ich das gar nicht“, rudere ich zurück. „Und es ist echt cool, wenn man Freunde hat, die zu einem stehen.“
„Hm …“
Wir schweigen erneut, aber zum Glück ist es nicht mehr weit bis zum Kino. Ich finde einen Parkplatz direkt vor dem Gebäude, was um diese Zeit nicht besonders verwunderlich ist. Leider hat sich die blöde Stimmung zwischen uns noch nicht geändert. Ich weiß nicht, ob es wirklich Sinn macht, den Nachmittag zusammen zu verbringen. Vielleicht ist es besser, ich kehre zu meinen Heftern zurück. Dann brauche ich mir wenigstens nicht die Nacht um die Ohren zu hauen, um den Stoff zu lernen.
„Bist du dir sicher, dass wir das hier durchziehen sollten?“, frage ich und sehe zu ihm hinüber.
Jonas starrt auf seine Hände und nickt.
„Ich habe gelogen“, flüstert er.
Mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen. Geduldig warte ich darauf, dass er noch mehr sagt, aber er schweigt.
„Willst du …“
„Es
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