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Liebessklavin

Liebessklavin

Titel: Liebessklavin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jazz Winter
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diesen Brief zu geben? Was würde er denken, was sagen, wenn er ihn gelesen hatte? Siebezwang den Impuls, zum Drucker zu rennen und die Seiten zu zerreißen.
    Seine Stimme ertönte in ihrem Kopf. …
warum ist so leicht, dich zu verunsichern?
Das hier war keine einfache Verunsicherung, das hier fühlte sich nach Angst an. Mit diesem Text gewährte sie ihm einen Einblick in ihr Innenleben, den nie zuvor jemand - und auch niemand danach - jemals bekommen würde. Sie fühlte sich bei dem Gedanken so, als würde sie ihm gestatten, ihr intimes Tagebuch zu lesen. Nervosität kribbelte über ihre Haut, ein ängstliches Pochen ballte sich in ihrem Magen zur Faust. Sie hinterfragte, wovor sie Angst hatte.
    Erica setzte sich auf den Rand der Badewanne und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Zehn Jahre spielte Simon bereits in der SM-Szene, doch sie hatte keinen blassen Schimmer davon, was er alles erlebt hatte. Würde ihn die Geschichte erschrecken? Oder würde sie ihn eher zum Lachen bringen?
    Sie stand auf, suchte für einen Moment Halt an der Wand, so sehr zitterten ihre Knie. Dann ging sie ins Wohnzimmer, strich mit den Fingerspitzen über das weiße Papier mit den schwarzen Zeilen. Wieder keimte der Drang in ihr empor, den Brief zu vernichten und Simon zu sagen, dass sie den Brief nicht schreiben konnte. Warum lügen? Warum diese Panik? Ein verwirrtes Schnaufen drang aus ihrer Kehle. Ob Simon ahnte, in welches Gefühlschaos er sie mit seiner Bitte gestürzt hatte?
    Sie nickte wie zur Selbstbestätigung. Natürlich wusste er das und genau darauf spekulierte er. Sie sah ihn vor sich, wie er den Brief las, immer wieder die Augen zu ihr hob und sein Gesicht keine Regung verriet. Die Ungewissheit würde sie schier in den Wahnsinn treiben. Er würde dieses Spiel ausreizen, sie quälen und ihren Anblick genießen.
    Erica faltete den Brief sorgsam, zog die Schublade auf und steckte die Seite in einen Umschlag. Die Zeit verrann wie im Flug und das Klingeln an der Tür steigerte ihre Nervosität. Zitternd steckte sie das Kuvert in ihre Handtasche, legte den Mantel um ihre Schultern und öffnete die Tür. Ihr Blick suchte den Flur entlang, doch niemand war da. Erica atmete tief ein und aus, straffte ihren Körper und stieg die Treppen zum Ausgang hinunter.
    George öffnete die hintere Tür des Mercedes und nickte ernst. Sie konnte Simon nicht entdecken und ging näher.
    Bevor sie einsteigen konnte, hob George die flache Hand empor. „Sie haben etwas für Simon?“
    Erica öffnete ihren Mund, Hitzewellen durchfluteten ihren Körper und ihre Wangen glühten. Sie wollte lügen, doch der Brief in ihrer Tasche schien sich durch das schwarze Leder brennen zu wollen.
    Der Chauffeur stand mit geöffneter Hand neben ihr und starrte ihr regungslos in die Augen.
    Sogar ihre Kopfhaut kribbelte. Mit zitternden Händen nestelte sie den Umschlag aus der Handtasche, zögernd überreichte sie ihn dem Fahrer und hätte ihn sofort wieder zurückgenommen.
    George ließ das Kuvert in der Innentasche seiner Uniformjacke verschwinden.
    Mit weichen Knien stieg sie in den Wagen und verlor sich in ihren Gedanken.Während der Fahrt sah sie immer wieder in den Rückspiegel, suchte nach dem Blick des Chauffeurs, als ob seine Augen ihr verraten würden, was mit diesem Brief geschah.
    Als er vor dem gotischen Bau parkte und ausstieg, wäre sie am liebsten davongerannt. Nicht weil das Haus ihr so finster vorkam, sondern weil ihre eigenen Gedanken sie schier fertigmachten.
    George legte sanft seine Hand in ihren Rücken und begleitete sie hinein. Die Ruhe und Gelassenheit, die er ausstrahlte, machten sie noch nervöser und zittriger als zuvor. Der Chauffeur führte sie durch die Menschenmenge zu einer Empore, von der aus die Logen des Theaters zugänglich waren. Erica nahm sich nicht die Zeit, die anderen Besucher zu betrachten, sie kam sich vor wie eine Puppe, ferngesteuert, steif und künstlich.
    Simon erwartete sie und küsste ihre heiße Wange.
    Ihr Blick fixierte den Vertrauten ihres Liebhabers, der keine Anstalten machte, ihm den Brief ungeöffnet und unversehrt zu überreichen. Als George sich abwandte, schrie sie auf. „Und der Brief?“
    Simon legte ihr beruhigend die Hand auf den Unterarm und zwang sie, sich hinzusetzen. Ohne Worte nickte er dem Fahrer zu, der daraufhin die Loge hinter sich schloss.
    „Aber …“ Ihre Stimme klang heiser, brüchig und die Panik, die darin mitschwang, schien Simon mehr als zu gefallen.
    Er beugte sich zu ihr herüber.

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