Liebessklavin
„Benimm dich, setz dich gerade hin und genieß das Schauspiel.“
Wie auf Kommando wurde das Licht im Theater gedimmt, bis es komplett erlosch. Ericas Hände krallten sich in die Armlehnen und sie malte sich aus, wie George im Mercedes saß, die Fahrermütze neben sich legte, den Umschlag hervorholte und sich beim Lesen genüsslich zurücklehnte. Ihr wollte das Herz aus der Brust springen, ihre Knie wippten nervös. Immer wieder sah sie sich um, hoffte der Chauffeur würde zurückkehren, doch ihre Verzweiflung wuchs mit jeder Minute. Die Bühnenbeleuchtung drang nur mäßig in den Balkon, doch Erica konnte das stete Schmunzeln auf Simons Gesicht erkennen. Es wirkte, als würde er sich auf die Aufführung konzentrieren, doch dieses Grinsen weckte ihre Wut. „Ich will den Brief zurück!“
Er reagierte nicht.
„Jetzt!“ Sie wurde ungeduldig, klang zornig und Simons Gesichtsausdruck wurde hart.
Plötzlich stand er auf, und so schnell, wie er Ericas Handgelenke an die Armlehnen gebunden hatte, konnte sie nicht reagieren. Fassungslos starrte sie ihn an.
„Du wirst sitzen bleiben, still sein und das Stück ansehen.“ Er beugte sich von hinten über ihre Schulter, knetete sanft ihren Nacken. „Und damit ich es dir leichter mache, dein Schweigen nicht zu brechen …“ Simon schob ihr einen Ball zwischen die Lippen, und als er den Verschluss des Knebels hinter ihrem Kopf verschloss, wurde ihr bewusst, dass die Nachbarbalkone die Sicht auf ihreLoge nicht verbarg.
Die Theaterbesucher hätten nur ihre Köpfe zu ihnen wenden müssen, und auch wenn das Licht kaum etwas erkennen ließ, sie hätten sehen können, wie Erica dort saß. Sie zerrte wütend an den Fesseln, versuchte den Ball mit der Zunge aus ihrem Mund zu schieben, doch es gelang ihr nicht.
Jeder Protest wurde durch den Knebel erstickt und Simon richtete seine Aufmerksamkeit auf die Szene auf der Bühne.
Ein Monolog erzählte etwas von Roissy und Erika erinnerte sich dunkel, diesen Namen in Verbindung mit einem Roman gelesen zu haben. Der Titel des Buches wollte ihr jedoch nicht einfallen. Ein zartes Läuten gab die Pause bekannt und Erica atmete auf. Simon würde ihr sicher jetzt die Fesseln abnehmen, doch nichts geschah.
Er betrachtete sie im hellen Licht des Theaters, achtete nicht auf die süffisanten Blicke aus den Nachbarlogen. Seine Mimik verriet keinen seiner Gedanken und Erica sah zu Boden. „Wovor hast du Angst?“
Die soften schwarzen Manschetten um ihre Gelenke ließen ihr keinen Spielraum und der Knebelball in ihrem Mund hinderte sie daran, ihre Spucke zu schlucken.
„Glaubst du, George würde deinen Brief an mich lesen?“
Sie konnte nicht anders, das Kopfnicken kam wie ferngesteuert.
„Warum glaubst du, er würde mein Vertrauen so hintergehen? Er ist ein enger Vertrauter, ein Freund.“ Simon beugte sich zu ihr. „Du magst den Knebel nicht, nicht wahr?“
Erica schüttelte den Kopf und kämpfte mit ihren Tränen. Die Blicke aus dem Nachbarbalkon beschämten sie. Fremde Augen sahen ihrem Spiel zu, einem Spiel, das ihr nicht gefiel.
Er präsentierte sie öffentlich, gefesselt und geknebelt in einem Theater und Erica fühlte sich unwohl. Plötzlich entdeckte sie ein Halsband an einer der Damen, befestigt an einer Leine. Ericas Blick saugte sich daran fest, nur für einen Moment, dann glitten ihre Augen zum ersten Mal über die Besucher. Dominante, Sklaven! Hier eine Peitsche, da ein Knebel, hier eine Fessel, dort eine Kette. Sie wandte ihren Blick zu Simon und er schien ihren Gedanken zu erraten.
„Ich sagte bereits, das Theater ist etwas anders.“
Sie entspannte sich, doch ihre Gedanken hingen an dem Brief. Sie wagte eine Frage, die jedoch der Knebel verhinderte.
„Ich kenne George seit fünfzehn Jahren. Es sei dir versichert, er kennt all meine Geheimnisse, aber er würde niemals mein Vertrauen missbrauchen.“ Simon erhob sich, löste die Manschetten von den Armlehnen, um sie mit einem kleinen Haken zu verbinden, den Knebel löste er dagegen nicht. „Ich denke, du hast genug von dem Theaterstück gesehen.“ Die Ironie in seiner Stimme ließ sie aufknurren und sein folgendes Lachen zornig schmoren.
Erica ließ sich von ihm in Fesseln und geknebelt hinausführen. Überrascht spürte sie dem warmen Gefühl in ihrem Bauch nach, das durch ihren Körperstrahlte und ihren Kopf hob wie von selbst. Stolz straffte sie ihre Schultern und die Wut, die eben noch so frisch in ihr tobte, verschwand. Ein Prickeln floss über ihre
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