Liebesvisitation (German Edition)
wollte Thomas wissen.
Sie begannen zu Essen. Thomas aß mutig drei Gabeln, während Markus bei der ersten die Nase rümpfte. Thomas aß tapfer weiter.
„Es schmeckt schrecklich“, sagte Markus.
„Ja, das stimmt“, stimmte Thomas zu und aß weiter.
„Warum isst du dann weiter?“
„Weil du es gekocht hast.“
„Ich fände es schade, wenn du den Löffel abgibst, wegen dieses dummen Essens.“
„Im Kühlschrank ist noch Schlagsahne.“
Sie gingen ins Schlafzimmer.
Ralf quälte sich aus dem Bett. Heute war er besonders müde. Das bedeutete, er würde sich heute einen Quadratkaffee machen. Das war seine eigene Erfindung. Man machte den Kaffee ganz normal, wie üblich. Wenn er dann durchgelaufen war, gab man den Kaffee in den Wassertank, gab neues Pulver rein, und ließ ihn nochmal durchlaufen. Das war Quadratkaffee. Danach ging man im Karree.
Manchmal machte er auch Kubikkaffee . Da machte man das ganze Spiel drei Mal.
Eine weitere seiner Erfindungen war Senfkaffee: Dabei gab man neben dem Kaffeepulver auch noch Senf in den Filter. Schmeckte hervorragend, und die Schärfe schärfte die Sinne.
Außerdem hatte er ein todsicheres Mittel gegen Kater entwickelt. Seine eigene Erfindung: Und zwar musste man einfach nur zweimal schlafen. Nach zweimal schlafen war der Kater immer weg. Das heißt: Nachdem er getrunken hatte, legte er sich hin und stellte den Wecker auf zehn Minuten. Wenn er dann nach zehn Minuten aufwachte, hatte er einen mordsmäßigen Kater. Mit diesem Kater blieb er zehn Minuten wach, dann legte er sich wieder hin. Wenn er dann das zweite Mal aufwachte - am nächsten Morgen, oder wann er auch immer seinen Rausch ausgeschlafen hatte - war der Kater weg.
Stand für heute was an-na.
Heute wollte doch Anna kommen, sie wollte einen Wandschrank abholen. Sie brauchte einen für die Küche, weil bei ihrem alten der Boden durchgebrochen war. Er hatte genug Schränke, und er brauchte eigentlich keinen davon. Schränke wurden überschätzt. Man konnte alles auch einfach so rumstehen lassen. Das tat es bei ihm sowieso meistens.
Sie wollte zwischen zehn und zwölf kommen. Solche ungenauen Uhrzeiten waren immer scheiße. Da saß man dann auf Abruf. Dabei hatte er gute Lust, wieder ins Bett zu kriechen, aber das konnte er nicht machen. Schließlich hatte er ihr ausdrücklich gesagt, dass er da sein würde, und wenn er schlief, hörte er die Türklingel nicht. Da kam ihm eine Idee: Er würde die Wohnungstür nur anlehnen, dann könnte sie reinkommen und ihn wecken, falls er einschlief.
So machte er es. Er war schon auf dem Weg zum Schlafzimmer, da zögerte er...Wie würde das denn aussehen, wenn er eine angelehnte Wohnungstür hatte und im Schlafzimmer auf sie wartete?
Ein eindeutiges Statement wäre das schon, aber so taktlos wollte er nicht sein. Nein, er musste sich was Anderes einfallen lassen. Er würde sich auf die Couch setzen. Er konnte auch im Sitzen schlafen...Aber im Wohnzimmer war es zu hell, und er hatte keine Vorhänge und schon gar keine Rollläden, die er herunter lassen konnte...Dann würde er sich einfach eine Decke über den Kopf ziehen. Das tat er. Anna konnte kommen.
„Hallo?“ Anna klopfte vorsichtig an die Wohnungstür. „Jemand zuhause...Ralf?“
Sie wagte es, die Tür ein bisschen aufzurücken. Gerade soviel, dass sie den Kopf durchstecken konnte.
Im Flur war nichts zu sehen, außer Unordnung...Sie stieß die Tür ganz auf und trat ein.
Sie blickte zunächst nach links in ein Schlafzimmer. Das Bett war nicht gemacht, aber es lag auch niemand darin. Dann ging sie gerade aus in die Küche. Hier herrschte die gleiche Unordnung, aber auch hier war niemand zu sehen. Dann trat sie ins Wohnzimmer. Augenblicklich war sie wie gelähmt und stand da wie versteinert...Auf der Couch saß eine vermummte Gestalt. Sie war bedeckt bis über die Knie...Anna hatte Angst, aber es könnte was passiert sein. Sie musste der Gestalt helfen. Vielleicht war er geknebelt worden, und man hatte ihm als Sichtschutz die Decke übergeworfen...Mit zitternden Händen näherte sie sich der Gestalt...Hoffentlich machte er nicht nur einen dummen Scherz und erschreckte sie fürchterlich...oder hoffentlich machte er nur einen dummen Scherz - das war besser, als wenn es was Ernstes war. Sie machte noch einen Schritt auf ihn zu, dann atmete sie nochmal tief durch, bevor sie mit einem entschiedenen Ruck die Decke von seinem Kopf zog…Es war Ralf. Er schlief tief und fest, schnarchte und sabberte
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