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Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)

Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)

Titel: Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
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Dirk
hingegen zeigte immer noch Fassungslosigkeit. Er versuchte ein
Lächeln, doch es sah eher künstlich aus. Sein ganzes Gesicht glich
einer starren Maske.
„Ich fass’ das nicht. Mein Freund macht sich vor Angst in die
Hose.“ Nun grinste er finster.
„Lach’ nicht!“ Traurigkeit umgab Neal. Als ob nicht alles schon
schlimm genug war ... Sein eigener Freund lachte ihn aus.
„Und ob ich lache.“ Dirk kam näher. Er beugte sich zu Neal
herunter und starrte ihn durchdringend an. „Ein Weichei bist du,
ein Bettnässer.“ Abwertend schüttelte er den Kopf. „Und so was
will mein Freund sein?“
„Mir ist so etwas noch nie passiert!“ Neal sah an sich herunter, als
würde er sich selbst anekeln. Ein richtiger See hatte sich auf dem
Boden ausgebreitet.
Dirk richtete sich auf. Seine Größe thronte über Neal.
„Steh’ auf, Anderson! Steh auf!“, ermahnte er.
Nur zaghaft kam Neal wieder auf die Beine. Wieder knallte eine
Ohrfeige auf ihn nieder. Er ging in die Knie vor Schmerzen. Ein
weiterer Schlag traf sein Gesicht. Augenblicklich stellte sich
Nasenbluten ein.
„Abmarsch nach unten!“ Dirk schrie. Er zeigte auf die Treppe.
„Du gehst dich sofort waschen. Und zwar gründlich. Ich
kontrolliere das!“
Neal nickte still.
„Und dass so was nie wieder vorkommt! Und zu niemandem ein
Wort darüber!“
Vorsichtig nahm Neal die ersten Stufen der steilen Treppe. Dass
Dirk ihm dicht folgte, gefiel ihm gar nicht. Seine folgenden Worte
waren verletzend.
„Deine Unterhose wirfst du gleich weg. Ich kann das immer noch
nicht glauben.“ Dirk griff sich stöhnend an den Kopf. „Du machst
dir in die Hose, weil du Angst vor mir hast. Das ist lächerlich!“
Verteidigend drehte Neal sich um.
„Warum fesselst du mich auch und lässt mich stundenlang nicht
auf’s Klo gehen? Warum jagst du mir so einen Schrecken ein? Das
wäre alles nicht passiert, hättest du ...“
„Ausrede!“ Dirk unterbrach ihn harsch und forderte ihn auf, weiter
zu gehen. „Und Fresse halten!“
„Ich rede, wann ich will!“ Neal schien verbissen. Allmählich
missfiel ihm Dirks bestimmende Art. Doch dieser ließ sich erst
recht nichts vorschreiben.
„Geh’ schneller, los!“ Er schlug Neal kräftig auf die Schulter. Der
schrie erschrocken. Er hatte Mühe, sich am Treppengeländer fest
zu halten.
„Mach’ schon!“ schrie Dirk weiter, „sonst fängst du noch an zu
stinken!“
„Du bist gemein!“
„Was?“
„Gemein bist du!“ Wieder schossen Neal die Tränen in die Augen.
Und dann verspürte er nur noch einen Tritt, der ihn im Rücken
traf. Dieser Tritt kam so unerwartet, dass Neal nicht schnell genug
reagieren konnte. Er fiel vorne über, konnte das Geländer nicht
mehr ergreifen, und mit mehreren Umdrehungen und lautem
Gepolter stürzte er die letzten Stufen hinab.
Vor der Treppe blieb er regungslos liegen. Dirk erstarrte.
„Neal?“ Sein Freund antwortete nicht.
„Neal? Bist du okay?“ Langsam kam er die Stufen herunter. „Was
ist denn?“ Mit weichen Knien beugte er sich zu seinem Freund
herunter. Er fasste an seine Schulter und drehte ihn auf den
Rücken. Neal regte sich nicht.
„Sag doch was!“ Dirk schien verzweifelt. Er nahm Neal in den
Arm. „Was hast du denn?“
Besorgt drückte er den schlaffen Leib an sich. Neals Augen waren
fest verschlossen, seine Haut leichenblass, und das Blut an seiner
Nase war längst geronnen.
Es traf Dirk wie ein Schlag. Fassungslos starrte er Neal an und
umfasste dessen dünnen Hals.
„Er hat sich das Genick gebrochen“, entfuhr es Dirk. „Ich habe ihn
umgebracht!“
XXIX .
    Es war der kalte Wind, der Neal wieder erwachen ließ. Verstört
richtete er sich auf. Sein Gedächtnis schien wie ausgelöscht. Seine
Hände krallten sich in schwarzer, feuchter Erde fest. Er befand
sich draußen.
Es war längst stockdunkel, doch der helle Mond leuchtete
ausreichend, so dass Neal seine nähere Umgebung erkennen
konnte. Er lag auf einem Hügel von Erde. Um ihn herum waren
Blumen gepflanzt. Er befand sich auf einem Grab und vor ihm
türmte sich ein Grabstein auf. Er war auf einem Friedhof!
Augenblicklich zog sich sein Magen zusammen. Wie in Zeitlupe
trat er von dem Grab herunter, fast so, als hätte er Angst, der Tote
unter der Erde könne auferstehen und mit ihm schimpfen, weil er
auf dem Grab gelegen und es mit seinen Händen durchwühlt hatte.
Aber warum eigentlich? Wie kam er hierher?
Der Sturz ... drang es in seinen Kopf. Der Sturz, die Treppe

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