Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
schüttelte den Kopf.
„Aber Neal“, sagte Dirk mit beruhigender Stimme. „Wir sind
Freunde.”
„Das, was du getan hast, das tut man seinem Freund aber nicht an.”
Dirk schluckte. Es schien, als wolle er eine große Beichte
ablegen.
„Ich habe das doch nur getan, weil ich dich so gern habe ... Ich
konnte mich einfach nicht mehr zurück halten. Und dann der
Alkohol ... Ich konnte nichts dagegen tun!”
„Das tut mir aber leid!“, giftete Neal mit einem ironischen
Unterton. Er vergrub sein Gesicht in den Kissen. „Scheiße war
das!“
„Aber, wenn’s doch so war”, sagte Dirk leise. Nach einer kurzen
Pause fügte er mutig hinzu: „Außerdem habe ich doch gespürt,
dass du das auch wolltest.“
Neal blieb die Luft weg. Dass sein Gegenüber derartiges
behauptete, schien ihm den Verstand zu rauben. Sein sonst so
blasses Gesicht wurde langsam feuerrot.
„Du spinnst! Ich habe mich gewehrt, geschrien ... Das hast du
doch wohl gemerkt, oder?”
Dirk schüttelte den Kopf.
„Es hat dir gefallen, sonst hättest du keinen Orgasmus gehabt.”
„Halt den Mund!“, fuhr Neal ihn an. Er war von Peinlichkeit
gezeichnet.
„Es ist dir unangenehm, ja? Du willst nicht wahrhaben, dass es dir
gefallen hat. Das ist dein Problem!” stellte Dirk fest.
„Das ist ungerecht, echt!“ Neal suchte nach Worten, doch Dirk
hörte gar nicht mehr hin. Er deutete auf den Nachtschrank.
„Warum isst du nicht?”, fragte Dirk. Er nahm die Gabel und
stocherte in dem Essen herum.
„Ich habe keinen Hunger!”, sagte Neal schmollend. Erneut
vergrub er sich in der Bettdecke. „Mir ist schlecht!”
„Ach Quatsch! Du willst nur die Schule schwänzen.” Dirk
schmunzelte, als könne er mit dieser Aussage die Situation
auflockern.
„Und weißt du, warum?”, fragte er mit hinterhältigem Blick,
„weil du nachdenken musst, über gestern. Weil es dir doch
gefallen hat mit mir.”
„Hör doch endlich auf, mich daran zu erinnern.” Die Gedanken in
Neals Kopf rasten. Eigentlich hatte er gar keine Lust mehr, über
das Geschehen zu diskutieren.
„Und du hörst auf, so beleidigt zu sein“, bat Dirk.
„Kann ich nicht! Ich bin so was von enttäuscht von dir. Ich dachte,
unsere Freundschaft ist was besonderes. Du warst der einzige, der
hinter mir stand. Ich war so froh darüber.“
Bedrückt senkte Neal den Kopf. Seine Vermutung kam kaum über
seine Lippen.
„Du wolltest mich nur ins Bett kriegen, oder?“
Dirk schüttelte den Kopf.
„Ich habe alles ernst gemeint, was ich gesagt habe, das kannst du
mir glauben. Und das mit gestern Nacht, das kam selbst für mich
überraschend. Diese lustige Party, der Alkohol, mit dir in einem
Bett. – Es kam einfach über mich.“
Seine Worte klangen bedrückt und ebenfalls ehrlich.
„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du auch auf Männer
stehst?”, fragte Neal ernst.
„Wir haben nie darüber gesprochen.“
„Das war nicht fair von dir, mich so zu überfallen ... ”
„Es tut mir doch leid!” beteuerte Dirk. Er fasste Neal behutsam an
die Schulter.
„Touch mich nicht an! Ich warne dich!”, sagte der sofort gereizt.
Er wich Dirks Hand aus, als hätte er Angst vor einer erneuten
Belästigung. „Es ist wohl besser, wenn du jetzt gehst.”
„Ist das dein Ernst?” Dirk klang augenblicklich traurig.
„Ja. Ich will dich nicht mehr sehen!” Neal drehte sich weg.
Stillschweigend verschwand Dirk aus dem Zimmer.
Am nächsten Nachmittag, Neal lag noch immer im Bett, kam ein
Anruf von Cecile. Ziemlich besorgt erkundigte sie sich nach
seinem Befinden. Neal dramatisierte die Lage deutlich.
„Es ist noch nicht besser, aber danke der Nachfrage!”
„Ich soll dich ganz herzlich von den anderen grüßen und gute
Besserung wünschen!”
Neal war überrascht, er konnte Ceciles Worte kaum glauben.
„Danke.“
„Soll ich dir heute Abend die Schulaufgaben vorbeibringen? Dann
verpasst du nicht so viel.“
„Das wäre nett, echt!”, erwiderte Neal. Es klang erleichtert.
Vielleicht hatte er seine Mitschüler doch etwas unterschätzt ...
Mit sehnsüchtigen Augen sah Neal auf das Tablett mit Essen, das
auf seinem Nachtschrank stand, doch er rührte es nicht an.
Stattdessen seufzte er vor Langeweile und starrte auf seine
Zimmertür, als diese plötzlich auf ging.
„Was willst du?”, fragte er schockiert. Dirk kam zielstrebig herein.
„Dich besuchen! Du warst ja wieder nicht in der Schule!”
„Ich bin ja auch krank!” Demonstrativ nahm Neal einen Schluck
Tee zu
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