Liebeswut (Junge Liebe) (German Edition)
gestürzt“, berichtete Dirk. Er brachte
seinen Freund ins Haus. In seiner Kellerwohnung legte er ihn auf
das Sofa. Dirks Mutter folgte aufgeregt.
„Soll ich einen Arzt rufen?“
Neal lehnte ab. „So schlimm ist es wohl nicht.“
Dirk nickte. „Sind wohl nur Schürfwunden. Du kannst ruhig
wieder in den Garten gehen. Wir kommen alleine zurecht.“
Frau Martens lächelte. Beruhigt zog sie sich wieder zurück.
„Danke Dirk, dass du mich so weit getragen hast.“ Neal fasste
nach seinem Freund, doch der stand auf und wich den
Berührungen aus.
„Das hast du eigentlich nicht verdient!“
„Was ist denn?“
Doch Dirk antwortete nicht mehr. Er verschwand im Badezimmer.
Als er zurück kam, sah er Neal nicht an. „Ich geh’ schlafen ...“
Er schloss die Schlafzimmertür. Neal blieb alleine im
Wohnzimmer sitzen. Erst nach einiger Zeit erhob er sich und
humpelte ebenfalls zum Schlafzimmer. Dirk lag im Bett und las.
„Kann ich zu dir kommen?“ Neals Stimme klang flehend. Doch
Dirk lehnte ab.
„Du schläfst heute auf der Couch. Mit Kiffern teile ich mein Bett
nicht.“
Sauer legte er sein Buch zur Seite, dann löschte er das Licht.
„Kann ich wenigstens eine Decke haben?“
„Nein!“
Mit traurigem Blick drehte sich Neal um und legte sich auf die
Couch zurück. Es wurde die unbequemste Nacht seines bisherigen
Lebens.
Humpelnd betrat Neal den Klassenraum. Den neugierigen Blicken
seiner Mitschüler wich er gekonnt aus. Doch kaum hatte er sich
gesetzt, vernahm er schon die neugierige Stimme von Laura.
„Bist du schon wieder verletzt?“
Er drehte sich um und lächelte freundlich.
„Ich habe mir den Knöchel verstaucht. Nicht tragisch.“
„So ein Pech wie du will ich nicht haben.“ Laura schüttelte den
Kopf. „Du bist ja ständig verletzt, verwundet oder krank. Wie ist
das denn diesmal passiert?“
„Nun ...“ Neal holte tief Luft. „Ich war mit Dirk spazieren. Im
Grünen, weißt du? So ganz romantisch. Und da sah ich den Bach,
unten am Abgrund. Ich war so fasziniert von diesem Gewässer,
dass ich zu nah an den Abhang bin ... Ich rutschte aus und fiel
hinab.“
Lauras Augen wurden weit. „Wie schrecklich!“
Neal lächelte jedoch. „Dirk war doch dabei. Er hat mich sofort
gerettet und zu sich gebracht. Er hat mich die ganze Zeit gepflegt.“
Laura staunte. „So einen lieben Freund hätte ich auch gerne. Du
bist echt zu beneiden.“
„Mmh, ich bin auch mächtig glücklich.“ Neal drehte sich um, warf
dabei jedoch einen kurzen Blick auf Cecile. Diese sah ernst aus.
Sie lächelte nicht, und in ihren Augen konnte Neal erkennen, dass
sie wusste, dass er gelogen hatte.
XXIII .
„Könnte ich heute mal wieder bei Dirk übernachten?“, fragte Neal
zögernd. Er erwartete keine positive Antwort.
„Mal wieder?“, wiederholte Stephanie wie erwartet. „Das wird
langsam zum Dauerzustand! Was sagt denn Dirks Mutter dazu,
dass du ständig dort bist?“
„Nichts!“, beteuerte Neal.
„Ich möchte trotzdem nicht, dass du ständig dort schläfst. Du
vernachlässigst die Schule dadurch und gehst zu spät zu Bett!“
Neal verdrehte angenervt die Augen.
„Ich vernachlässige die Schule ganz sicher nicht!“
„Er hat recht, Steph!“, mischte sich Peter Anderson jetzt ein.
„Neals Leistungen sind deutlich besser geworden. Er strengt sich
wirklich an.“
„Bald wird dir Dirk aber nicht mehr helfen können. Er macht
Abitur. Er muss sicher viel lernen. Da wird er weniger Zeit für
dich haben.“
„Kann sein.“ Neal senkte betrübt den Kopf.
„Der Junge hat sich eine schöne Freizeit verdient, nach den
anfänglichen Sorgen, oder?“
Fragend blickte Peter Anderson seine Frau an.
„Wenn du meinst!“, erwiderte sie schnippisch. „Aber wenn Neals
Leistungen wieder schlechter werden, dann kürzen wir das
drastisch!“
Neal hielt vor dem Haus der Martens, wo er sein Moped abstellte.
Es war schon dunkel. Er klingelte an der Kellerwohnung. Von
drinnen ertönte Musik. Die Tür öffnete sich, und Dirk erschien im
Bademantel.
„Du?“ Es klang wirklich überrascht, und Dirk machte ein leicht
entsetztes Gesicht.
„Da staunst du, was!“, rief Neal erfreut. „Ich kann sogar die ganze
Nacht bleiben!“
„Aha? Ich habe aber gar keine Zeit!“, erklärte Dirk.
„Aber, Dirk!“ Neal war sichtlich enttäuscht.
„Sei nicht böse“, sagte Dirk knapp. „Es geht nicht!“
Und schon schlug er die Tür vor Neals Nase zu. Dieser blieb wie
angewurzelt stehen. Mehrmals klingelte er noch an
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