Liebhaberstück Xenia (German Edition)
schon ein Gutteil der Hochzeitsgäste zum geplanten Sektumtrunk eingefunden. Colin stand am Kamin, eine Sektflöte in der Hand, und unterhielt sich mit Freya. Sogleich bekam ich von Mrs. Sinclair ebenfalls ein Glas und gesellte mich zu Colin. Ich lächelte ihn an, er lächelte zurück.
„Du hast mir gar nicht gesagt, dass du und Colin euch so nahe steht, dass du ihn als deinen Begleiter für die Hochzeit eingeladen hast.“ In Freyas Worten schwang ein leichter Vorwurf mit. „Und dass er so… nett ist! Schwere Konkurrenz für Thorsten.“
Unwillkürlich scha ute ich mich nach Hartmann um und entdeckte ihn neben den Käse-Häppchen, in ein angeregtes Gespräch mit Freyas Freundin Silke vertieft. Er besaß noch nicht mal genügend Anstand, jetzt zu mir herüber zu schauen, da mein Blick ihn so gekonnt verächtlich maß!
Der Mistkerl!
„Ich habe mich schon gewundert, wo du bleibst“, fuhr Freya fort. „Aber ich sehe, du hast die Zeit gut investiert, um dich aufzustylen für Colin. Oder doch für Thorsten?“
Obwohl sich Colins Deutschkenntnisse dankenswerterweise mit „Schnaps“, „Hofbräuhaus“ und „Ich liebe dich“ erschöpften, wollte ich das Thema nicht weiter vertiefen und fragte: „Musst du nicht deine Eltern vom Flughafen abholen?“
Freya schaltete gut erzogen um auf ihr fließendes Englisch und erzählte Colin vom Fiasko mit dem Leihwagen und dass wegen der fortgeschrittenen Zeit nun Mick allein ihre Eltern abholte, damit Freya sich um die Gäste kümmern konnte. Ganz die souveräne Gastgeberin nahm sie Colin mit, um ihn ihren Freunden Dietmar, Dorle und Anita vorzustellen.
Währenddessen lehnte ich am Kaminsims, nippte elegant an meinem Glas und versuchte, dabei möglichst sexy au szusehen, für den Fall, dass Colin zu mir herübersah.
Freya s Freunde profilierten vor ihm gar weltmännisch ihre Englischkenntnisse und hielten ihn in unzähligen Gesprächen gefangen, wo ich doch eigentlich vorhatte, mich mit ihm in mein Zimmer zurückzuziehen und schnell noch die Schritte für die morgigen Tänze durchzugehen. Wenigstens diese eine schwierige Stelle, bei der ich mich regelmäßig vertanzte.
Thorsten Hartmann verlor Silke kurzzeitig an die Toilette und wusste nicht Besseres, als herzukommen und sich vor mir aufzubauen.
„Geiles Outfit!“ Unverschämt glitt sein Blick über mein kleines ha utenges Schwarzes bis hin zu den Highheels. Und wieder zurück.
„Verschwinden Sie !“, sorgte ich gleich für klare Verhältnisse.
Sein Kinn zuckte in Colins Richtung. „Ist das der Prinz auf dem weißen Pferd, von dem Sie erzählt haben?“
„Ja. Das ist er! Und Sie hätten meine Chancen bei ihm beinahe vermasselt. Zum Glück nur beinahe. Und bevor Sie noch mehr Schaden anrichten, entschuldigen Sie mich jetzt bitte! Am besten, Sie halten sich weiter an Silke und lassen mich in Ruhe!“
„Eifersüchtig auf die kleine Silke?“
„Nur wenn die Hölle zufriert !“, zischte ich und verließ ihn.
Weit kam ich nicht, denn wie schon so unerträglich oft hielt der Mistkerl mich am Arm fest und meinte: „Was ich noch sagen wollte: Das vorhin war das… außergewöhnlichste Bad, das ich jemals hatte. Mit Ihnen ist alles immer irgendwie… außergewöhnlich.“
„ Als ob mich das interessieren würde! Lassen Sie mich gefälligst sofort los, sonst…!“
„Sonst was?“ Sein Blick bohrte sich in den meinen. „Sonst ruft die Lady ihren Prinzen auf dem weißen Pferd zu Hilfe und hofft, dass er es mit dem bösen, bösen Raubritter aufnehmen kann?“
„Dazu brauche ich keinen Prinzen. Mit Ihnen werde ich noch immer allein fertig!“
„Ach ja?“
„Oh ja! Wenn Sie mich nicht sofort loslassen, könnte ich Ihnen zum Beispiel meinen Sekt ins Gesicht schütten! Das wäre doch ein Anfang.“
Er zog mich mit einem Ruck an sich, dass der Sekt in meinem Glas fast überschwappte, und sagte mit beunruhigend heiserer Stimme: „Nur zu! Aber anschließend zwinge ich dich, mir den Sekt wieder abzulecken!“
B ebend vor Zorn fauchte ich: „Sie zwingen mich zu gar nichts außer zu dem hier!“
Oh nein, ich schüttete nicht den Sekt, denn darauf hätte er nur gewartet, sich weggedreht, und wer wusste, wen ich dann getroffen hätte! Nein, ich stellte mein Sektglas auf den Kaminsims und trat Hartmann gegen das Schienbein.
Er fluchte zwar, ließ mich aber nicht los. Sein Griff war wie eine Stahlklammer um meinen Arm. So war ich gezwungen, noch deutlicher zu werden und meine Faust mit aller Kraft zu rammen
Weitere Kostenlose Bücher