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Liebhaberstück Xenia (German Edition)

Liebhaberstück Xenia (German Edition)

Titel: Liebhaberstück Xenia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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Ahnung.“
    Allzu lebhaft entstand vor meinem inneren Auge das Bild dieses kleinen Mädchens inmitten zweier kämpfender K olosse und zerbrochener Möbeln. „Sie muss furchtbare Angst gehabt haben!“
    Thorsten wischte sich über die Stirn. „Sie hatte die Puppe dabei, die Mick ihr zu ihrem Ge burtstag geschenkt hatte, die sprechen konnte, wenn man ihr auf den Bauch drückte. Als der Sessel umkippte, auf den ich gefallen war, lag die Puppe drunter. Lisa zerrte sie vor und rannte aus dem Zimmer. Robert und ich hörten sofort auf mit dem Schlägern, und ich rannte Lisa nach. Ich wischte mir notdürftig das Blut aus dem Gesicht und ging in ihr Zimmer.“
    Atemlos wartete ich darauf, dass er weiter sprach, was er nach einem gequälten Schlucken auch tat: „ Sie saß in ihrem Bett, die Puppe in den Händen. Die war kaputt und konnte nicht mehr sprechen. Und Lisa auch nicht mehr. Sie war erst fünf. Nie werde ich ihre Augen vergessen, so groß, so voller Horror! Sie verfolgen mich noch heute in meinen Träumen.“
    Meine Finger verschränkten sich mit seinen in einer schmerzlich intimen Geste. Mir fiel nichts sonst ein, was ich Tröstendes tun konnte.
    „Robert ist noch am selben T ag aus meinem Haus ausgezogen“, fügte Thorsten hinzu, „und ging in die USA, um dort als Boxtrainer zu arbeiten. Das hatte er zwar sowieso irgendwann vorgehabt, aber Caroline und meine Mutter machten mich dafür verantwortlich. Caroline ließ sich von mir scheiden, und meine Mutter hat es mir bis heute nicht verzeihen, dass ich ihren Lieblingssohn mit meiner, wie sie es nannte, krankhaften Eifersucht aus dem Haus gejagt habe.“
    Nun ging mir ein ganzer Kronleuchter auf . „Seitdem ist euer Verhältnis so gespannt?“
    „ Ja, als gespannt könnte man das durchaus bezeichnen. Aber den Vogel hat Caroline abgeschossen. Als Robert fort ging, ist sie durchgedreht. Musste in ärztliche Behandlung. Ich traf sie das letzte Mal bei der Scheidung. Sie wollte mich seitdem nie wiedersehen, und Lisa auch nicht, weil sie ihr Anblick an mich erinnerte. Sie hat mir geschworen, dass es mir Leid tun würde, hat mir bei der Scheidung das Fell abgezogen, so dass ich das Haus verkaufen musste. Sie ist fortgezogen aus Berlin und hat, glaube ich, ihren Therapeuten geheiratet. Nie hätte ich gedacht…“
    Die Tür flog energisch auf und Schwester Rosemarie trat ein. „Thorsten, hier sind die Blutwerte, die du…“
    „Raus!“, bellte Thorsten. „Ich will jetzt nicht gestört werden, Rosie! Weder von dir noch von sonst jemanden. Wenn ich was will, drücke ich den Alarmknopf. Bis dahin ist Sendepause, okay? Also, Abmarsch!“
    Schwester Rosemarie zog die Augenbrauen hoch und warf mir einen Ich-habe-dich-ja-gewarnt-Blick zu. Und ging ohne Umschweife.
    „Nie hättest du was gedacht?“, griff ich den Faden gleich wieder auf.
    Er blinzelte nachdenklich, dann fiel es ihm ein: „Nie hä tte ich gedacht, dass sie ihre Drohung so in die Tat umsetzt. Nach so langer Zeit. Dabei hat sie mich erst neulich angerufen. Sie wollte Geld, weil ihr neuer Anwalt nachgerechnet hat, dass sie zuwenig Abfindung für das Haus erhalten hat, blablabla. Ich habe ihr das Geld überwiesen, damit sie Ruhe gibt und nicht dann etwa doch noch herkommt. Und Lisa sie zufällig sieht. Aber auch diesmal hat Caroline kein einziges Mal nach Lisa gefragt.“
    Der Atemzug, den er ausstieß, lag irgendwo zw ischen Fluch und Seufzen. „Lisa hat kein einziges Wort mehr gesprochen. Sechs Jahre lang. Kein einziges. Und seitdem hat sie Angst vor Männern, auch vor mir. Das ist der Hauptgrund dafür, dass sie bei meiner Mutter lebt und nicht mit mir zusammen.“
    Ich dachte an das arme kleine Mädchen und Tränen fül lten meine Augen. Ich blickte zur Seite, doch Thorsten nahm mein Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. Sachte verstrich er meine Tränen mit seinem Daumen. „Du weinst wegen mir?“
    „Nein, wegen Lisa. Das arme Kind !“
    „Ja. Und seitdem fühle ich mich schuldig.“
    Die Tür öffnete sich erneut.
    Thorsten fluchte maßlos, doch dessen ungeachtet kam Dr. Wallner herein. „Na, Hartmann, es geht dir offenbar wieder so gut, dass du Frauen zum Weinen bringst.“
    Peinlich berührt wischte ich meine Tränen weg und fisc hte in meiner Handtasche nach einem Tempo.
    „ Raus!“, brüllte Thorsten. „Ich habe Rosie gesagt, dass ich verdammt noch mal nicht gestört werden will!“
    Dr. Wallner trat ungerührt näher. „Ja, ich weiß. Aber schließlich muss ich mich davon überzeugen, dass

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