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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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wodurch das über den Zeitraum von dreißig Jahren mühselig angesammelte Fluidum aus Blut, Schweiß und Tränen auf einen Schlag vernichtet worden war. In der Heldensage heißt es zu diesem Punkt, daß für Herkules das Maß endgültig übergelaufen sei und er seinen Ehekrach mit ein paar beherzten Keulenschlägen ein für allemal beendet habe. Das alles ist natürlich purer Unsinn. Man sollte nie vergessen, daß Sagen in erster Linie von Männern verfaßt werden. In Wahrheit war gar nichts passiert, wenn man einmal von einigen unerhört gebliebenen Protesten Herkules’ absah. Und der Grund, weshalb Megara an dieser Stelle aus der Herkulessage verschwindet, ist ein ganz anderer. Als Herkules mal wieder unterwegs war, um Ungeheuer zu töten und Unheil abzuwenden, lernte Megara zufällig einen recht netten Versicherungsmakler kennen. Er war zwar kleiner und schwächer als Herkules und unfähig, sich mit gefährlichen Raubtieren auseinanderzusetzen, wenn sie größer als eine Spinne waren, aber wenigstens war er am Wochenende und an den Feiertagen zu Hause.
    Jason wurde im Schlaf von einigen hartnäckigen Träumen heimgesucht, die einfach nicht verschwinden wollten. Er vertrieb sie mit einer alten Ausgabe von Der Modellbahnfreund und schlief wieder ein.
     
    »Geli.«
    »Ja, Promi, schieß los.«
    »Es gibt Ärger.«
    »Was?«
    »Großen Ärger sogar.«
    »Schön, großen Ärger also. Und welchen?«
    Telepathische Kommunikation läuft natürlich eigentlich viel schneller ab. Sie rast mit geradezu beängstigender Geschwindigkeit durch die Luft – ähnlich der modernen Informationstechnologie, die ihr fast ebenbürtig ist –, und deshalb können wir Prometheus’ Zusammenfassung von der Szene, die sich zwischen Jason und Mrs. Derry in der Küche abgespielt hatte, berechtigterweise auslassen und uns erst wieder an der Stelle einklinken, an der Gelos »Au Scheiße!« denkt, wobei wir nicht einmal drei Sekunden der tatsächlichen Zeit gekürzt haben.
    »Au Scheiße!« dachte Gelos.
    »Genau«, stimmte Prometheus ihm in Gedanken zu. »Was tun wir jetzt?«
    »Wäre das nichts für …?«
    »Du meinst …?«
    »Richtig«, dachte Gelos. »Der Adler ist bereits gelandet.«
     
    Im Krankenrevier der Sonne hatte Äskulap an diesem einen Nachmittag mehr zu tun als in den gesamten vergangenen fünf Jahren zuvor.
    »So, das könnte jetzt etwas weh tun«, sagte er in barschem Ton.
    Niemand weiß genau, warum Ärzte das sagen. Zur Beruhigung des Patienten kann es nicht sein, denn jeder, der älter als drei Jahre ist, weiß aus bitterer Erfahrung, daß diese Floskel nichts anderes als das unweigerliche Vorspiel zu den reinsten Höllenqualen bedeutet. Genauso wie ›die nächsten zwanzig Stunden könnten Sie sich etwas benommen fühlen‹ nichts anderes heißt, als daß man die nächsten drei Tage gegen sämtliche Gegenstände läuft und sich wie ein LSD-Süchtiger nach einem ganz besonders schrecklichen Trip fühlt. ›Das ist nur für ein paar Routineuntersuchungen‹ bedeutet lediglich, daß es nun leider zu spät ist, noch die eine oder andere Lebensversicherung abzuschließen. Womöglich tun Ärzte das absichtlich, weil sie fürchten, daß man nicht von vornherein starr vor Angst ist.
    Mars schloß die Augen und spannte die nur noch wenigen heilen Körperteile an. Es gab ein Klicken, dann flackerte die orangefarbene Behandlungsflamme auf, und gleich darauf war ein göttlicher Fluch zu vernehmen.
    »Du kannst dich wieder anziehen«, sagte Äskulap.
    »Darauf kannst du Gift nehmen«, antwortete Mars.
    »Der nächste bitte!« rief Äskulap.
    Mars erhob sich von der Liege, und Pluto nahm nun seinen Platz ein.
    »Na, welche Beschwerden haben wir denn?« erkundigte sich der himmlische Arzt.
    Pluto blickte ihn finster an. »Hast du auf der medizinischen Hochschule auch Anatomie gehabt?«
    Äskulap nickte.
    »Sehr gut. Dann schau dir mal mein Knochengerüst an und fang an, die Lücken zu zählen.«
    Äskulap ging nicht weiter darauf ein und begann ihn abzutasten. »Ich verstehe, hier und da fehlen uns ein paar Knochen. Und in was haben wir uns da eingemischt, daß wir in solch einem Zustand sind?«
    »Darüber möchte ich lieber nicht reden, jedenfalls war ein Hund daran beteiligt.«
    Als Arzt besitzt Äskulap die absolute Freiheit, auf nichts eingehen zu müssen, was ihm jemand sagt. »Wir werden sehen, was sich machen läßt«, sagte er in gewohnt barschem Ton. »Warte hier.«
    Er ging an den Knochenschrank, suchte einige Exemplare aus

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