Liebling, vergiss die Socken nicht
abzulaufen. Wieder und wieder leuchtete die Endsumme auf, und die Zuschauer jubelten und tobten vor Begeisterung.
Matt sah, wie Danny Wilde sich zu Ally hinabbeugte und sie auf die Wange küsste. Das konnte man einfach als eine kameradschaftliche Geste von einem zufriedenen Moderator interpretieren. Doch Matt spürte, dass es etwas anderes war. Sein Instinkt hatte ihn nicht getrogen.
Ally und Danny verliebten sich gerade ineinander.
»Ally, Liebling, du warst phantastisch!« Der Regisseur stürzte sich auf Ally und drückte ihr einen Kuss auf jede Wange. »Wie du die Mutter in den Arm genommen hast, einfach umwerfend.«
»Das nennt man Spontaneität«, erklärte Bernie ihm. »Davon verstehst du nichts, mein Süßer.«
Ally lachte. Sie war zutiefst dankbar, dass sie die Show ohne jede Blamage überstanden hatte. Um sie herum knallten die Sektkorken, die Leute lachten und lagen sich glücklich in den Armen, stolz über die aufgebrachte Summe und zugleich erleichtert, eine der technisch anspruchsvollsten Unternehmungen im Fernsehen gemeistert zu haben.
Plötzlich vernahm Ally am anderen Ende des Raums ein Geräusch, das wie das Weinen eines Kindes klang. Sie drehte sich um und erblickte an der Hand von Danny Wilde ein etwa sechsjähriges Mädchen auf sie zukommen, das sich die Seele aus dem Leib weinte. Zum erstenmal seit dem Garderoben-Zwischenfall sprach sie wieder hinter der Kamera mit ihm, und sie merkte, wie sie rot wurde.
Beim Anblick des tränenüberströmten Gesichts der Kleinen war jedoch jede Empfindlichkeit rasch vergessen.
»Sie wollte ihr Taschengeld spenden«, erklärte Danny, »aber sie hat es nicht rechtzeitig hierhergeschafft.«
»Oh, mein kleiner Schatz.« Ally hob das Mädchen hoch. Das kleine entschlossene Gesicht erinnerte sie schmerzlich an Jess, als sie so alt war. »Du kannst es uns jetzt noch geben. Wir tun‘s dazu. Wieviel hast du denn?«
»Fünfzig Pence.«
Ally setzte die Kleine wieder ab und klatschte in die Hände. Alle drehten sich zu ihr. »Hört mal«, verkündete Ally bedeutend, »wir haben einen neuen Stand. Dreiundzwanzig Millionen zweihunderttausend Pfund - und fünfzig Pence.«
Begeisterter Applaus erfüllte den Raum, als die stolze Mutter mit glühenden Wangen ihr Kind abholte.
Als Ally sich umdrehte, blickte sie direkt in Danny Wildes strahlendes Gesicht. »Sie sind wundervoll.« Seine Stimme klang weich und liebkosend. »Hat Ihnen schon einmal jemand gesagt, wie wunderbar Sie sind?«
»In letzter Zeit nicht.« Ally war zwar klar, dass sie besser das Thema wechseln sollte, aber sie konnte sich nicht überwinden.
Sally, eine von den Redakteurinnen, ein fröhliches, liebenswertes, von oben bis unten mit Telethon-Stickern und- Plaketten übersätes Mädchen, hüpfte herbei. »Ally, Danny, ihr beide kommt doch mit zum Essen?« Sie steckte Ally einen Sticker an ihre Kostümjacke. »Telethon spendiert den Kuchen, und der Champagner ist von Century.«
Bedauernd schüttelte Ally den Kopf. Das erste Mal, dass sie überhaupt von irgendeinem Essen hörte. Als sie ihren Blick über die vielen glücklichen Gesichter schweifen ließ, verspürte sie große Lust, mitzukommen. Wenn sie nein sagte, würde es so aussehen, als sei sie nicht mit dem ganzen Herzen dabeigewesen. Aber zu Hause wartete Matt, der sich vielleicht niedergeschlagen fühlte. Sie ging besser heim.
»Ich würde ja wahnsinnig gerne mitkommen.« Zumindest klang ihre Stimme aufrichtig bedauernd. »Aber ich muss nach Hause.«
»Wartet Matt darauf, dass Sie ihm seinen Kakao bringen und ihn beruhigen?« Ally war schockiert von Dannys Sarkasmus. »Sorry«, entschuldigte er sich sogleich. »Das hätte ich nicht sagen dürfen. Aber mir ist der Gedanke, dass Sie zurückfahren und das Heimchen am Herd spielen, wo es doch so ein Triumph für Sie war, einfach unerträglich. Alle hier fanden Sie brillant.«
Ally fühlte sich trotz allem von der offensichtlichen Eifersucht geschmeichelt.
»Es ist hart für ihn, das Telethon an Sie zu verlieren.« Sie wollte kein Mitleid für Matt heischen, aber sie fand, dass einige Erklärungen schon nötig waren.
»Und noch härter ist es für mich, Sie an ihn zu verlieren.«
Ally war dankbar, dass Sally in diesem Moment anfing, die Leute nach unten zu den wartenden Taxen zu drängen und ihr keine Zeit blieb, zu antworten.
Ihre Unentschlossenheit währte nur kurz. »Tut mir wirklich leid, Leute, aber ich muss nach Hause.« Von den Umherstehenden ertönte ein allgemeines Geraune.
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