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Lieblingslied: Roman (German Edition)

Lieblingslied: Roman (German Edition)

Titel: Lieblingslied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.A. Milne
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sämtlichen Mitarbeiter zu verfassen. Die Gerüchte hatten sich bewahrheitet. Weitere Kündigungen waren geplant, und ich hatte die undankbare Aufgabe zu entscheiden, wer bleiben und wer gehen sollte. »Wenn du schon mal da bist …«
    »Dauert nur eine Minute.« Sie legte zwei Farbproben auf den Tisch. »In welchem Ton sollen wir die Wände streichen? In Sackleinen oder in Gebrannter Kirsche ?«
    Die Farbwahl war mir vollkommen gleichgültig. Ich wusste jedoch, dass es nur längere Diskussionen nach sich ziehen würde, wenn ich keine Stellung bezog. »Ich bin für den rötlicheren Farbton.« Ich hoffte, das entsprach ihrer Wahl, denn das verkürzte die Angelegenheit enorm.
    »Gut«, erwiderte sie zufrieden. »Finde ich auch. Und jetzt die Farbe für die Decke.« Sie reichte mir zwei weitere Farbproben. » Apfelblüte oder gebrochenes Leinenweiß ?«
    Mir schwirrte der Kopf von all den Namen der Kollegen, die ich in die Arbeitslosigkeit entlassen musste, während Anna mich in unsinnige Diskussionen über Farben verstrickte. Als mein Blick schließlich auf die Farbproben fiel, die sie mir reichte, verlor ich die Beherrschung. »Ist das dein Ernst?«, brauste ich wütend auf. »Du willst, dass ich mich zwischen Weiß und Weiß entscheide?«
    »Unsinn! Apfelblüte ist fast ein echtes Weiß, das gebrochene Leinenweiß satter, wärmer im Ton.«
    »Für mich sehen beide gleich aus. Möchtest du wirklich meine Meinung hören? Mach, was du willst. Ich erkenne den Unterschied sowieso nicht.«
    Anna wurde ebenfalls laut. »Ach wirklich? Möchtest du meine Meinung hören?«, entgegnete sie schneidend. »Meine Meinung ist, dass du keine Meinung hast! Weil dir alles gleichgültig ist … in letzter Zeit!«
    »Findest du?« Ich warf ihr die Farbproben vor die Füße. »Mir ist also alles gleichgültig? Wenn das so wäre, hättest du keine Zeit, dir über dämliche Farbmuster den Kopf zu zerbrechen! Mit bloßem Auge jedenfalls ist kein Unterschied erkennbar. Weiß ist weiß, meine Liebe, ob es dir gefällt oder nicht.«
    »Und wie findest du es, dass dir die Dinge egal sind, für die ich mich interessiere? Das war früher anders. Aber mittlerweile bist du ja kaum noch zu Hause. Wann reden wir denn schon mal miteinander?«
    »Anna, für solche Sachen habe ich einfach keine Zeit«, entgegnete ich flapsig und wandte mich wieder meinem Computer zu. »Diese Diskussion ist absolut idiotisch!«
    »Du hast für nichts und niemanden mehr Zeit. Wie gleichgültig ist es dir eigentlich, dass wir verheiratet sind?«
    Bei diesem Ausspruch lief es mir eiskalt über den Rücken. Ich drehte mich auf meinem Stuhl abrupt herum. »Was soll das heißen?«
    Anna zuckte die Achseln. »Wenn es dein Zeitplan erlaubt und du Muße hast, darüber nachzudenken, dann fällt es dir ein. Da bin ich sicher.«
    Es war das erste Mal, dass Anna andeutete, unsere Ehe habe Schaden genommen, drohe daran zu zerbrechen.
    Und es sollte nicht das letzte Mal sein.
    Drei Wochen vor Hopes achtem Geburtstag rief Anna mich auf meinem Handy an. Ich saß gerade in Las Vegas mit mehreren Hoteldirektoren bei einem Arbeitsessen. Die Hotels litten unter einem ständigen Rückgang der Gewinne. Aus diesem Grund sollte eine Werbekampagne gestartet werden, die die Unternehmen wieder auf die Erfolgsspur brachte. Es handelte sich also um die Art von Besprechung, die keine Ehefrau der Welt unterbrechen durfte. Ich stellte das Handy ab. Damit schaltete sich automatisch die Mailbox ein. Später am Abend rief ich von meinem Hotelzimmer aus zurück.
    »Es ist schon fast Mitternacht«, bemerkte Anna kühl.
    »Ich weiß. Tut mir leid. Bei den Kunden herrschte großer Gesprächsbedarf.«
    »Du machst doch hoffentlich keine … Dummheiten? Du bist immerhin in Vegas.«
    »Anna, das ist doch wohl nicht dein Ernst. Ich bin nicht der Typ. Das müsstest du eigentlich wissen.«
    Am anderen Ende war es eine Weile still. »In letzter Zeit bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich meine, ob ich weiß, wer du eigentlich bist.« Sie machte eine bedeutsame Pause, wartete auf meine Reaktion. Als ich stumm blieb, fuhr sie fort: »Es ist dir doch klar, dass der Geburtstag deiner Tochter vor der Tür steht, oder?«
    »Natürlich. Ich habe deine E-Mail wegen der Party bekommen. Aber warum findet sie eine Woche vor ihrem eigentlichen Geburtstag statt? An einem Freitag?«
    Anna seufzte hörbar. »Offenbar hattest du keine Zeit, die E-Mail vollständig zu lesen. Drei von Hopes Schulfreundinnen können an ihrem eigentlichen

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