Lieblingslied: Roman (German Edition)
Ethan.«
»Nein, das ist es nicht. Vertrau mir. Ich liebe dich. Ab Morgen wird sich einiges ändern.«
»Ja, natürlich.«
»Ich meine es ernst!«
»Was ist mit morgen Nachmittag?«
»Wie meinst du das?«
»Da findet Hopes Party statt. Hast du dir freigenommen?«
Ich fluchte innerlich. Seit Wochen hatte ich mir vorgenommen, einen halben Tag Urlaub einzureichen, war jedoch immer wieder durch dringende Aufgaben abgelenkt worden. Ich wollte Anna nicht anlügen, aber so wütend, wie sie bezüglich der Gitarre war, erschien es mir klüger, kein Öl ins Feuer zu gießen. »Natürlich. Ist längst geregelt. Meine Sekretärin hat das getan.«
Am anderen Ende ertönte plötzlich ein Schluchzen. »Ich hab vorhin mit ihr telefoniert … sie hatte keine Ahnung«, stammelte Anna. » Du lügst mich an, Ethan! Schamlos! Es gibt viel, was ich ertrage, aber das nicht.« Sie holte tief Luft. »Ich weiß nicht, ob ich die Gitarre für dich besorgen kann … ob ich das überhaupt möchte. Ich brauche Zeit zum Nachdenken. Ich muss mir darüber klar werden, ob meine Liebe zu dir stark genug ist, um weiter zu versuchen, alles zu retten. Vielleicht ist es egoistisch von mir, meinen Mann gelegentlich für mich haben zu wollen. Allerdings bitte ich um nicht mehr und nicht weniger, als um das, was diese Familie verdient.« Sie legte auf, bevor ich noch antworten konnte.
Als die Leitung tot war, fiel mir zu alledem nur das eine ein: Sie hatte recht. Ich hatte in vieler Hinsicht elend versagt. Ich war so darauf fokussiert gewesen, finanziell für meine Familie zu sorgen, dass ich den Blick für ihre eigentlichen Bedürfnisse verloren hatte. Und schlimmer noch: Ich hatte es zugelassen, dass Jessica mich schikanierte, ihr nichts entgegengesetzt, keinerlei Widerstand geleistet. Das würde ich ändern – das musste ich ändern.
Während ich noch überlegte, wie ich Jessica mit meiner Forderung nach einem ausgeglicheneren Verhältnis von Arbeit und Privatleben konfrontieren wollte, steckte meine Sekretärin, Lisa, den Kopf zur Tür herein: »Der Filmproduzent ist da. Soll ich ihn reinschicken?«
»Ja, danke. Oh … und Lisa, stornieren Sie bitte alle Termine für morgen, ja? Ich möchte den Tag freinehmen.«
»Mach ich, Mr. Bright.« Sie wandte sich zum Gehen.
»Warten Sie!« Rief ich ihr hinterher, bevor sie die Tür schließen konnte. »Ich nehme nicht nur morgen frei. Von morgen an mache ich zwei Wochen Urlaub.«
»Was ist mit ihren Reservierungen? Den Flügen, den Hotels?«
»Sagen Sie alles ab. Ich schicke Jessica eine E-Mail, damit sie Bescheid weiß. Falls sie mich sprechen möchte, erreicht sie mich auf meinem Handy.« Ich hielt inne und fuhr wie zu mir selbst fort: »Ich habe über ein Jahr lang keinen Tag frei genommen. Das ist längst überfällig.«
15
UM SECHS UHR ABENDS, während ich im vorletzten Meeting des Tages saß, erhielt ich völlig unerwartet eine SMS von Anna.
»Ich hole Hopes Gitarre. Bitte komm pünktlich nach Hause und bezahle den Sitter. Bring Hope ins Bett. Gib ihr einen Kuss von mir und sag ihr, dass ich sie lieb habe.«
Es überraschte mich kaum, dass die Mitteilung nicht mit XOXO oder Liebe dich! endete. Zumindest war sie bereit, die Gitarre zu kaufen. Für den Moment war das genug. Was ich sonst noch angerichtet hatte, konnte ich später bereinigen.
Meine letzte Besprechung dauerte länger, sodass ich erst gegen sieben Uhr fünfundvierzig das Büro verlassen konnte. Zu diesem Zeitpunkt herrschte wenig Verkehr, und ich war schnell zu Hause.
»Dad?«, fragte Hope, als ich um acht Uhr dreißig das Haus betrat. »Bist du das?«
Seit wann hatte sie »Daddy« aus ihrem Vokabular gestrichen , fragte ich mich unwillkürlich. Ich war erschöpft, brachte jedoch ein Lächeln zustande. »Wen hast du denn sonst erwartet?«
»Niemand«, antwortete sie wie beiläufig. »Kommt mir nur so vor, als seist du immer im Büro.«
Ich fuhr ihr durchs Haar. »Ich weiß … Tut mir leid. Aber jetzt ist es Zeit, schlafen zu gehen. Du warst heute länger auf, weil Mami nicht zu Hause ist. Aber sie hat mir strikte Anweisung gegeben, dich ins Bett zu bringen, sobald ich zu Hause bin.« Der Babysitter, ein Teenager mit Pferdeschwanz, der ein paar Häuser weiter wohnte, faltete die Decke auf der Couch zusammen. »Wie viel bekommst du von mir?«, erkundigte ich mich. »Ich habe keine Ahnung, wie die Tarife heutzutage sind.«
»Was Sie geben wollen«, antwortete das junge Mädchen schnodderig.
»Sind vierzig okay?«
Sie
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