Lieblingslied: Roman (German Edition)
Jobs sind bei Weitem nicht so lukrativ.«
»Hörst du überhaupt zu? Geld ist mir egal. Das war früher vielleicht anders. Aber ich habe mich geändert. Es ist die Sache nicht wert.«
Ich lehnte mich auf der Couch zurück, ließ mein Gewicht in die üppigen, weichen Lederpolster sinken und atmete hörbar aus. Ich hatte das Gefühl, all die Erfolge, für die ich so hart gearbeitet hatte, lösten sich in diesem einen Atemzug in Luft auf. Ich klammerte mich an jeden Strohhalm. »Vielleicht«, begann ich, »lässt Jessica mit sich reden. Vielleicht kann ich ab und zu von zu Hause aus arbeiten. Oder flexible Arbeitszeiten vereinbaren und mir Überstunden in Freizeit vergüten lassen.«
»Und wenn sie darauf nicht eingeht?«
Ich ahnte, welche Aussage sie von mir erwartete. Die Vorstellung, den perfekten Job aufzugeben, erschien mir absurd. Ich hatte erlebt, wie Mark Lloyd es getan hatte. Allerdings war ihm seine Kündigung mit einer stattlichen Abfindung versüßt worden. Anna verlangte praktisch von mir, dass ich beruflichen Selbstmord beging. Ich war nicht sicher, ob ich den Abzug betätigen konnte. Was sollte ich tun? Wo sollten wir hin, falls ich keinen anderen Job fand und wir unsere Hypothek nicht mehr abzahlen konnten? Wieder zu Annas Vater wie damals, als unsere Wohnung ausgebrannt war? Das war für ein jungverheiratetes Paar in Ordnung. Aber mittlerweile waren wir Mitte dreißig und hatten ein Kind. Es kam mir alles sehr riskant vor.
Es muss einen anderen Weg geben , sagte ich mir.
»Ich finde eine Lösung«, sagte ich Anna.
Hope und Anna schliefen noch tief und fest, als ich am nächsten Morgen ins Büro fuhr. Ich küsste Anna zärtlich auf die Stirn und schlüpfte lautlos aus dem Schlafzimmer. Wie meistens standen auch an diesem Tag endlose Meetings auf der Agenda. Die einzige Unterbrechung zwischen sieben Uhr morgens und sieben Uhr abends ergab sich während der eineinhalbstündigen Mittagspause. In dieser Zeit nahm ich mir vor, die Gitarre für Hope zu kaufen.
Gerade als ich mein Jackett anzog und das Büro verlassen wollte, rief Jessica aus New York an. »Ethan«, begann sie, ohne sich mit Begrüßungsformeln aufzuhalten. »Ich habe Ihnen gerade eine Akte gemailt. Sind Unterlagen von einer Filmgesellschaft. Die suchen was Griffiges für die Promotion eines neuen Indiana-Jones-Films. Der Produzent hat das Material zusammengestellt, damit Ihr Kreativteam ungefähr weiß, was er sich vorstellt. Er möchte, dass Sie das heute noch durcharbeiten. Ich habe mich bei Lisa rückversichert. Sie hat gesagt, dass Sie nur in der Mittagspause einen Termin einschieben können. Er ist schon auf dem Weg zu Ihnen.«
»Hm …«, murmelte ich gedehnt.
»Ist was?«
Mein Mund war trocken. »Nein«, antwortete ich heiser. »Ich schau mir das Material kurz an und warte auf ihn.«
»Gut«, sagte sie lakonisch und legte auf.
Zwanzig Sekunden später hatte ich Anna am Telefon und erklärte ihr fluchend, dass ich es nicht ändern könne, mir eine klare berufliche Strategie zurechtlegen müsse, bevor ich die Reißleine zog. »Kannst du mir bitte noch dieses eine Mal bei Hopes Geburtstagsgeschenk aushelfen? Besorge mir die Gitarre. Ich habe einfach keine Zeit. Der Musikalienladen schließt um acht Uhr abends. Ich muss quer durch die Stadt, um hinzukommen. Und ich bin nicht sicher, dass ich es rechtzeitig schaffe.«
Am anderen Ende war es lange still. Als Anna antwortete, bebte ihre Stimme vor Entrüstung. »Du hast niemals Zeit. Nicht einmal einen Tag lang kannst du ein Versprechen einhalten. Gestern Nacht hast du geschworen, dich zu bessern, deine Familie über alles andere zu stellen. Aber bei der erstbesten Gelegenheit zeigst du mir gleich wieder, wo deine Prioritäten liegen.«
»Anna, ich habe hier einen Job zu erledigen.«
»Hast du keine Mittagspause? Du bist der Boss, oder? Bedeutet das gar nichts? Hör endlich auf, vor Jessica zu kuschen! So kann ich nicht weiterleben, Ethan. Es geht nicht mehr. Etwas muss sich ändern, oder unsere Familie … unsere Ehe … übersteht das nicht.«
»Hör zu, Anna. Alles wird anders. Ich schwöre es. So was kommt nicht mehr vor. Reden wir heute Abend darüber. Du sollst doch nur heute Nachmittag eine Gitarre für Hope besorgen. Ich möchte sie nicht enttäuschen. Morgen rede ich mit Jessica über andere Arbeitszeiten … oder die Möglichkeit, mehr Aufgaben zu delegieren. Alles, damit ich mehr Zeit zu Hause verbringen kann.«
»Klingt wieder ganz nach einem leeren Versprechen,
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