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Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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die letzten Jahre. Jedes Wochenende. Soll es so weitergehen? Die nächsten Jahre? Wem will ich hier etwas vormachen? Wo ist Tristan? Mein Herz hämmert gegen meinen Brustkorb, meine Hände zittern und fast meine ich zu ersticken. Ich muss weg. Sofort. Einige böse Blicke treffen mich, während ich mir mit vollem Körpereinsatz einen Weg zurück zum Ausgang bahne.
    Draußen hole ich so tief Luft, dass ich befürchte, meine Lungen zu sprengen – aber das gerade da drinnen, das kam einer Panikattacke sehr nah. Nicht wegen den vielen Menschen, damit kann ich umgehen. Nein, wegen allem. Wegen diesem Club, in dem ich so viele Abende verbracht habe und in dem ich Tristan einfach nicht finden kann. Wegen diesem Job, der mich meinen Traum nicht ausleben lässt, und auch wegen dieser Stadt, die ich über alles liebe, die mir aber im Moment die Luft zum Atmen – ja zum Leben nimmt. Ich halte das nicht mehr aus. Ich muss weg. Weit weg! Ich will nicht rennen, aber irgendwie tue ich es doch. Ich renne los, nur ein paar Meter, nur um mich zu bewegen. Weg! Ich muss weg!

    Erst als ich auf dem Heimweg alleine durch die Straßen meiner Stadt gehe, meine Kamera um den Hals trage und obwohl jeder Atemzug ein kleines bisschen wehtut, fallen mir die Schritte von Mal zu Mal leichter. Ich gehe nicht schnell, aber es fühlt sich schnell an und leicht. So als würde ich gleich abheben.
    Ich spüre, wie ein leichtes Lächeln auf mein Gesicht zurückkehrt, und weiß, es sieht nur jetzt so chaotisch aus. Es kann nur aufwärtsgehen. Der erste, härteste Schritt ist getan. Jetzt fängt der Rest meines Lebens an. Und ich freue mich schon darauf.
    An einer Bushaltestelle setze ich mich auf eine Bank und betrachte die Fotos, die ich heute Nacht geschossen habe. Bunte, grelle Fotos, grinsende Gesichter, zu viel Make-up, zu viel Alkohol, zu viel von allem. Ich entscheide mich, alle Fotos auf dieser Speicherkarte zu löschen. Ich werde viel Geld verlieren, aber so kann es nicht weitergehen. Ich will keine Partys mehr knipsen.
    Wollen Sie die Fotos alle löschen?
    Meine Kamera fragt mich das immer, und diesmal drücke ich aus voller Überzeugung auf Ja .
    Ich bin das nicht mehr. Ich kann nicht mehr durch die Clubs dieser Stadt ziehen und so tun, als wäre ich dabei glücklich. Ich schließe für einen kurzen Moment die Augen. Und da ist es. Ich kann es so klar in meinem Inneren sehen. Ich stehe an der Chinesischen Mauer, ich grinse breit und halte die Daumen in die Luft. Ich stehe vor einem Tempel in Indien und halte die Hände wie zum Gebet gefaltet. Ich trage einen Neoprenanzug und halte ein großes Surfbrett unter dem Arm, hinter mir liegt Bondi Beach und die Wellen machen mir ein bisschen Angst. Ich esse ein Eis und trage eine coole Piloten-Sonnenbrille, während die Sonne die Brooklyn Bridge hinter mir in wunderschönes Licht taucht.
    Jedes Mal sehe ich nur mich, ganz alleine.
    Und immer lächle ich.

Es ist schon spät, als ich die Tür zu meinem Büro – Schrägstrich – Schlafzimmer aufschließe. Es ist nicht mehr ganz so trostlos, hierherzukommen. Es ist jetzt mein Reich, mehr denn je. Meine Basisstation. Sicher, es ist bestimmt schöner zu wissen, dass man eine Tür zwischen Schlafplatz und Arbeitszimmer hat, aber es ist das, was ich im Moment habe. Der erste Schritt in Richtung Freiheit ist immer der schwerste, heißt es. Ich habe ihn getan.
    Licht mache ich erst gar nicht an, ich lege meine Kamera auf den Schreibtisch, ziehe endlich das nach Alkohol stinkende Oberteil aus und greife nach einem T-Shirt aus der Reisetasche. Egal welches, nur frisch und bequem muss es sein.
    Erst als ich es anhabe und mir auffällt, dass ich darin fast verschwinde, erkenne ich es wieder. Zu lange habe ich es in den unteren Bereich des Schranks verbannt. Ausgerechnet jetzt mogelt es sich wieder an die Oberfläche: Tristans T-Shirt. Ich muss lächeln. Ich erinnere mich daran, wie er zum ersten Mal als Fahrradkurier hier in diesem Büro stand. Damals waren wir fast noch Fremde. Ich wusste nichts über ihn, und er hat doch sofort erkannt, dass alles in mir noch wie wild pochte. Mein Blick wandert zu der Wand, an der meine richtig guten Bilder hängen. Es sind immer noch meine alten Meisterwerke, die darauf warten, durch neue ersetzt zu werden. In einem Regal an der Wand stehen einige Reiseführer, nach Kontinenten sortiert. Damals habe ich sie voller Begeisterung gekauft, war fest davon überzeugt, in weniger als einem Jahr in allen noch so abgelegenen

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