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Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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erinnert es weniger an eine Wunderkerze als an eine …
    »Wünsch dir was.«
    Mein Herz bleibt stehen. Tristans Stimme ist leise und ganz nah an meinem Ohr. Er steht direkt hinter mir, und seine Lippen sind so gefährlich nah, dass ich Probleme habe, mich auf meinen Wunsch zu konzentrieren. Aber ich formuliere ihn schnell und schicke ihn damit ans Universum.
    »Danke.«
    Ich stehe da und blicke auf die vielen Lichter vor mir, die plötzlich leicht verschwimmen.
    »Zugegeben, es ist keine echte Sternschnuppe, aber ich dachte, besser als nichts.«
    Ich nicke und weiß, ich will ihn umarmen. Sofort. Ich drehe mich um, schlinge meine Arme um seinen Brustkorb und halte ihn fest. Er ist von dieser Aktion genauso überrascht wie ich, aber dennoch erwidert er meine Umarmung.
    »So etwas hat noch nie jemand für mich getan.«
    Ich zwinge die Tränen dorthin zurück, wo auch immer sie herkommen, und atme tief durch. Er riecht so gut. Er fühlt sich so gut an. Er ist … Halte ich ihn zu fest? Es scheint ihn nicht zu stören, denn er lässt mich nicht los, sondern streicht mir sanft über den Rücken. Ich würde gerne für einen kurzen Moment die Welt anhalten. Bevor ich mich in diesen Moment verlieben kann, löse ich mich von ihm.
    »Danke, Tristan, wirklich.«
    Er zuckt mit den Schultern, und dann ist es da, dieses kurze jungenhafte Lächeln, das ich wirklich mehr als charmant finde. Es ist nicht das übertriebene Lächeln eines Angebers, dafür ist es zu nah an der Grenze zur Schüchternheit, aber doch selbstbewusst. Er ist stolz, mich angenehm überrascht zu haben. Und das hat er.
    »Das habe ich wirklich gerne gemacht.«
    Wir setzen uns wieder hin, schauen zuerst uns, dann den Himmel und schließlich Stuttgart an, ohne ein Wort sagen zu müssen. Die Musik im Hintergrund bietet den perfekten Soundtrack für diesen Moment, und so lehne ich mich entspannt zurück, nehme einen Schluck Bier und muss plötzlich grinsen.
    »Wahrheit oder Pflicht?«
    Ich sehe Tristan von der Seite an. Dank ihm fühle ich mich wieder wie ein Teenager, frei und ungezwungen. Und das ist genau der richtige Rahmen für ein paar verrückte Spiele. Niemals könnte ich im nüchternen Zustand oder gar mit Oliver ein solches Spiel spielen. Er findet das kindisch und unpassend. Man ist nicht mehr zwölf Jahre alt und im Ferienlager.
    Tristan lehnt sich zurück, hält dabei aber meinem auffordernden Blick stand.
    »Okay. Wahrheit.«
    »Schisser.«
    Er nickt und lacht. Ich mag sein Lachen, es klingt so ehrlich und tief, als käme es direkt aus seinem Herzen.
    »Als gut: Die peinlichste CD in deinem Regal ist …?«
    Er verzieht das Gesicht, nimmt einen wirklich großen Schluck Bier und beugt sich dann zu mir, als wolle er mir ein Geheimnis verraten.
    »David Hasselhoff, Looking for freedom .«
    Es gelingt mir nicht, ernst zu bleiben, weil solche CDs in einem Mädchenregal kein großer Schock wären, aber wenn ich mir Tristan anschaue, diese scheinbar angeborene Lässigkeit – und dann Hasselhoff –, nein, das lässt sich nicht in einem Bild vereinen. Er weiß, ich lache nicht mit ihm, sondern über ihn, aber er nimmt es mit Humor.
    »Wahrheit oder Pflicht, Fräulein Desio …«
    Sein Blick lässt mich nicht los, und ich bemerke, man sollte im Glashaus wirklich nie mit Steinen werfen. Ich habe genug dunkle Ecken in meinem CD-Schrank, und wenn ich mich entscheide, die Wahrheit zu sagen, wird das für Tristan ein gefundenes Fressen. Also werde ich schnell wieder ernst, räuspere mich und sehe ihn aufmerksam an.
    »Wahrheit.«
    »Peinlichste heimliche Sexphantasie.«
    Was? Nein! Ich habe ja mit einigem gerechnet, aber nicht mit dieser Frage. Natürlich muss ich sofort daran denken, wie ich vor knapp einer Woche schweißgebadet aufgewacht bin, weil ich einen extrem erotischen Traum mit einem Mann in einem Pool hatte, der zufällig auch Tristan hieß. Sicher, erotische Träume sind nichts Ungewöhnliches, die hatte ich schon früher mit Jake Gyllenhaal, aber nie mit jemandem, den ich wirklich kenne und – viel schlimmer – auch noch wirklich attraktiv finde. Und machen wir uns nichts vor: Es war Tristan.
    »Da musst du aber lange nachdenken …«
    »Ha-ha. Das ist peinlich.«
    »Es steht dir frei, Pflicht zu wählen, wenn du dich damit wohler fühlst.«
    Aha, daher weht der Wind. Er hat eine gemeine Frage gewählt, nur um mich dann zu einer Pflichtaufgabe zu überreden. Aber so leicht werde ich es ihm ganz sicher nicht machen, ich habe ihn durchschaut.

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