Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
Vom Netzwerk:
Tristan vor dieser traumhaften Kulisse, die meine Stadt einmal mehr für mich zaubert, und das ist einfach nur schön. Er hätte jedes Lied auf der Welt singen können, wirklich jedes, aber mit diesem trifft er den Nagel auf den Kopf. Als er den Refrain in den Nachthimmel singt, habe ich fast Tränen in den Augen, was mir peinlich ist.
    Es steckt mehr in dir, als du denkst,
    mach jeden Moment zu einem Lieblingsmoment!
    Er schenkt mir eine Sternschnuppe und ein Lied, das ist schöner als Weihnachten. Ich will ihn schon wieder umarmen und danach nie wieder loslassen, aber ich versuche, entspannt zu wirken. Natürlich lächelnd, ehrlich berührt. Letzteres gelingt mir gut.
    Mit einer kleinen Verbeugung wirft er den Ast wieder von sich und klettert zurück zu mir aufs Dach. Schon während er sich noch im Aufschwung befindet, stellt er mir die nächste Frage.

»Ein peinliches Geheimnis, das wirklich niemand kennt?«
    Ich schüttele sofort den Kopf und hebe abwehrend die Hände. Bei dieser Frage fällt mir leider nur ein wirkliches Beispiel ein – und das zu nennen, würde gegen ein mir selbst gegebenes Versprechen verstoßen. Nein, niemals würde ich mir die Blöße geben und das sagen. Niemandem. Nicht einmal Beccie weiß davon.
    »Ich nehme Pflicht.«
    »Nein, tust du nicht.«
    »Doch sicher, du hast dich auch umentschieden. Außerdem hast du nicht gefragt, was ich will.«
    »Pflicht wäre eine grausame und nur schwer zu überstehende Aufgabe, die ich dir gerne ersparen möchte.«
    »Wie grausam?«
    »Sehr grausam.«
    »Gut. Wenn du das jemals jemandem erzählst, bringe ich dich um und esse deine Überreste, um sicherzugehen, dass du auch ja nie wieder auferstehst.«
    Er hebt die Hand zum Schwur und nickt würdevoll, aber ich sehe das Lächeln, das sich in seinem Mundwinkel versteckt, und es macht in mir irgendwie click! . Ich kann ihm vertrauen und werde es auch. Vielleicht werde ich das später bitter bereuen und schwer büßen, aber ich werde es darauf ankommen lassen.
    »Ich habe einen vierwöchigen Striptease-Kurs besucht.«
    Ich sage es schnell und hastig, damit es gesagt ist und ich es nie wiederholen muss. Auf der anderen Seite fühlt es sich gar nicht so schlimm an, es gesagt zu haben. Es war so lange in mir drinnen, und jetzt ist es raus. Tristans Gesicht zeigt pure Überraschung, und ich weiß, er wird fragen, aber ich will ihm zuvorkommen.
    »Wahrheit oder …«
    »Du hast was?«
    »Du hast mich schon verstanden.«
    »Und davon weiß niemand?«
    »Niemand.«
    »Wolltest du umschulen, oder was?«
    Ich muss lachen.
    »Nein. Ich wollte Oliver damit überraschen. Ich dachte, so was wünschen sich doch irgendwie alle Kerle. Deshalb wollte ich es ihm sozusagen schenken, verstehst du?«
    »Ja, aber sicher! Bloß dann ist es ja gar kein Geheimnis, das – ich betone – wirklich niemand kennt.«
    »Doch. Ich habe es ihm nie geschenkt.«
    »Wieso nicht?«
    Und ab jetzt ist es irgendwie keine lustige Anekdote mehr. Jetzt weiß ich wieder, wieso ich es hätte lieber vergessen wollen. Seit Monaten habe ich nicht mehr daran gedacht, weil es wehtut.
    »Ich hatte alles vorbereitet. Ich hatte mir sogar sexy Unterwäsche gekauft, alles.«
    Tristan nickt kurz, er grinst nicht mehr. Vielleicht merkt er, wie sehr ich mich zum Affen gemacht habe.
    »Ich wollte ihm etwas Besonderes bieten. Als ich dann endlich so weit war, also an dem Abend … Wir kamen irgendwie auf das Thema, und er sagte mir, er hätte für Stripperinnen ja nur Mitleid übrig und wie blöde man sich als Frau doch dabei vorkommen müsse. Es sei eine billige Fleischbeschau, mehr nicht. Das sagt er so beim Essen, während ich die heiße Unterwäsche schon anhabe und die CD im Player liegt. Peinlich, oder?«
    Tristan sagt nichts, nimmt nur einen Schluck Bier.
    »Und weißt du, was wirklich ärgerlich ist?«
    Er schüttelt leicht den Kopf.
    »Zwei Wochen später war er mit Kumpels in einem Striplokal und fand es dann doch ganz beeindruckend, was die Frauen da so machen.«
    Tristan spielt mit den Fingern an dem Flaschenhals seines Bieres herum. Diesmal sieht er mich nicht an.
    »Aber du hast nie für ihn gestrippt?«
    »Nein. Ich hatte danach keine Lust mehr.«
    »Weißt du, Layla, vielleicht ist das auch besser so.«
    »Ja?«
    Erst jetzt hebt er langsam seinen Blick und sieht mich wieder an.
    »Ja. Er hätte es nicht verdient.«
    Ich lächle ein kleines bisschen und versuche, mir nicht allzu sehr anmerken zu lassen, wie sehr mich dieser Kommentar

Weitere Kostenlose Bücher